Japanische Heimsuchung

Es ist Juni. Die Gärten stehen in voller Blüte und so mancher Pretzscher pflegt das eigene Gemüse in seinem Garten. Die Vögel zwitschern munter in den Bäumen, die Störche haben bereits Nachwuchs. Kühe weiden auf Grünflächen entlang der Straßen, hier und da eine Katze, die sich auf dem Gehweg sonnt oder eine junge Mutti, die ihren Kinderwagen durch das Elbestädtchen schiebt. Nachbarn tratschen das neuste über den Zaun, die Postbotin grüßt freundlich herüber und der Traktorfahrer reinigt sein Arbeitsgerät vom Einsatz auf dem Acker. Dieses idyllische Bild kennt jeder irgendwo, wenn er an diese Wochenenden im Juni denkt.

Pretzsch ist dieser Tage um ein einzigartiges Element reicher. In die eingangs geschilderte Szenerie röhrt nun plötzlich der dröhnende Motor eines liebevoll blankpolierten Mitsubishi hinein. Anderswo würde man sich vielleicht gestört fühlen. In Pretzsch hält dieser brummende Japaner neben Inge und Hannelore, die sich grade über die Angebote im Edeka austauschten, eine junge Frau steigt aus dem Auto, der Fahrer grüßt sitzenbleibend den beiden Damen, während auf dem Rücksitz zwei Kinder winken……

Die junge Dame geht zu Inge und Hannelore und fragt ein Heft und einen Stift in den Händen haltend etwas und sofort unterbrechen die Pretzscher Damen ihren Plausch und versuchen eine möglichst passende Antwort auf die Frage der Beifahrerin des neben ihnen

brubbelnden Autos zu finden. Mit der Antwort zufrieden, steigt die junge Dame sich bedankend und freudestrahlend wieder ins Fahrzeug und mit drehzahldrönendem Sound fährt der Japaner davon. Inge und Hanelore winken den Kindern lächelnd hinterher und der Bauer blickt wehmütig von seiner Waschtätigkeit auf und denkt sich: „Geile Farbe…… cooler Sound! – …. Ich muss an meinem Auto auch endlich wieder mal was machen!“,…. Während sich die Katze bei ihrem Sonnenbad vor dem Gartenzaun nicht mal aufblickt und weiter dahin döst.

Mitsubishi Elbetreffen in Pretzsch

16. & 17. Juni 2023

So oder ähnlich könnte man diese Szene am dritten Juniwochenende dutzende Male in Pretzsch und Umgebung beobachten. Die Einwohner wissen bereits was es bedeutet, wenn auf der Hauptkreuzung wieder die Mitsubishi-Fahnen wehen, wenn merkwürdige Schilder als Wegweiser im Ort verteilt stehen. Dann steht das kleine Städtchen an der Elbe vor seiner jährlich wiederkehrenden japanischen Heimsuchung. Seit 2005 kommen die Mitsubishifans nun fast jedes Jahr erneut nach Pretzsch. Das Mitsubishi-Elbetreffen ist seit einigen Jahren das größte seiner Art in Europa. Vom Umfang her erreicht es inzwischen eine Dimension, die einige ältere Pretzscher womöglich an das früher beliebte und in der Region weithin bekannte Heimatfest erinnert. Der Vergleich ist nicht weit her geholt, denn auch das Elbetreffen nutzt als zentrales Veranstaltungsgelände den vom Heimatfest früher genutzten Sportplatz. Hier finden sich im Juni seit einigen Jahren – bald werden es ihrer 20 sein – um die 300 Autos der japanischen Automarke ein, um ein möglichst sonniges Familienfest der besonderen Art zu feiern. Mitten im Ort gelegen und damit etwas untypisch für Autotreffen dieser Art, fällt es den Pretzschern inzwischen nicht mehr schwer, sich dem japanischen Treiben auf ihrem Sportplatz an diesem Wochenende zu hinzu zu gesellen. Spontan werden an diesem Wochenende Spaziergänge mit dem Hund oder eine Fahrradtour zum Sportplatz verlegt, um hier inmitten der teilweise aus ganz Europa und Deutschland angereisten Mitsubishifans einen Kaffee, ein Stück Kuchen oder einen Teller Erbsensuppe aus der Feldküche zu sich zu nehmen. Das Brummen der Motoren stört dabei nicht – es ist quasi die Begleitmusik dieses Wochenendes. Und nach dem Imbiss geht der gerade Rentner gewordene Joachim aus der Pretzscher Elbstraße noch eine Runde über den Platz, wo er nach 3 Minuten schon mit einem der Teilnehmer – womöglich aus Duisburg, Greifswald oder Nürnberg ins Gespräch kommt und auf den Mitsubishi vor ihm zeigend sagt: „So einen hatte ich vor ein paar Jahren auch mal,…… tolles Auto – nie Probleme gehabt! Aber jetzt habe ich Enkel und beim Ein- und Aussteigen ziehts schon mal im Rücken.“ Plötzlich sieht er sich links und rechts von zwei hübschen Mädels untergehakt vor dem Auto stehend eingerahmt und schon hat der Fotograf das Bild geschossen. Joachims Frau Petra, die ihn bei der Runde über den Platz begleitet, nimmt ihm diesen Genußmoment nicht übel, von dem er seinen Freunden im Angelverein oder beim Karneval sicher noch erzählen wird. Sie erfreut sich am zufriedenen Lächeln ihres Gatten. Möchten sie das alles hier nicht nur lesen, sondern selbst erleben, so nehmen sie sich doch ein paar Stunden Zeit, um am kommenden Wochenende den Sportplatz in Pretzsch zu besuchen. Der Eintritt ist für alle Einwohner aus Pretzsch und der Umgebung frei. Das Bier, die Faßbrause oder der Kaffee schmeckt in der milden Juni-Sonne unter freiem Himmel und in Gesellschaft womöglich zahlreich anwesender Pretzscher besser, als auf der Veranda zu Hause und zu gucken gibt es alle paar Augenblicke was neues auf dem Platz. Es ist unaufgeregter Trubel voller freundlicher Menschen, die seit Jahren immer wieder gern nach Pretzsch kommen. Man muss kein eingefleischter Mitsubishifan sein, um das Bad in der Menge oder das Treiben auf dem Elbetreffen genießen zu können und ganz eigene Erinnerungen davon mit zu nehmen. Und wer weiß,….. wenn sie auch nicht als Mitsubishifan auf den Sportplatz kamen,…. So sind sie vielleicht einer, wenn sie wieder nach Hause gehen?! Wir garantieren für nichts!

Liebe Grüße

Kai Wandersee & Mario Siegmann

Mitsubishi Fan Forum

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