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Amtsblatt der Stadt Bad Schmiedeberg
Ausgabe 7/2023
Allgemeine Mitteilungen
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Zeugen der Geschichte

Im Reich des Bibers am Heideteichbach steht dieser Grenzstein aus vergangener Zeit. Es handelt sich um einen sogenannten Dreiherrenstein, von denen es in der Dübener Heide nur wenige gibt. Im Gegensatz zur Normalausführung der Grenzsteine besitzt er einen dreieckigen Querschnitt. Die auf seinen drei Seiten eingemeißelten Kurschwerter und Schriftzeichen verraten uns, dass an diesem Punkt einstmals der kurfürstlich-sächsische Waldbesitz (Amt Pretzsch), der Großwiger Forst und der Waldbesitz des Rittergutes Reinharz aneinander grenzten.

Im Jahr 1781 hatte der sächsische Kurfürst Friedrich August III. verfügt, dass zur Grenzmarkierung seines Besitzes solche Steine, versehen mit den hoheitlichen gekreuzten Kurschwertern, einer Jahreszahl und einer Reihennummer, aufzustellen sind. Nun sind in der Praxis Jahreszahlen eher selten vorhanden, aber es gibt ganze Grenzabschnitte, bei denen die laufende Nummerierung noch gut erhalten ist. Die Steine standen in der Regel in Sichtweitenabstand, oft mit einem Graben verbunden, dessen Verlauf streckenweise noch heute zu erkennen ist.

Im Ergebnis des Wiener Kongresses 1815 verlor das damalige Königreich Sachsen große Teile seines Territoriums. So wurden auch die Dübener Heide und der Kurkreis Wittenberg dem Königreich Preußen zugeschlagen. Die zahlreichen noch erhaltenen Grenzsteine aus sächsischer Zeit lassen die historischen Grenzverläufe für uns sichtbar werden. Heute gehören sie zweifellos zu den reichlichen Schätzen, die unsere Heide aus ihrer Vergangenheit zu bieten hat.

Über mehrere Jahre hinweg wurden von Heimatfreunden und geschichtsinteressierten Bürgern viele dieser Kleindenkmale und andere historische Objekte dokumentiert und auf Wikimedia Commons

(https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Boundary_stones_in_Dübener_Heide)

für jedermann frei verwendbar zugänglich gemacht. Viele dieser Bilder und Einträge können im Geschichtsportal „Historic.Place“

(https://gk.historic.place/historische_objekte/l/de/index.html?

zoom=15&lat=51.76662&lon=12.63157&detail=3&pid=HaHbHcSaHe)

auf verschiedenen Landkarten betrachtet werden. Für den ersten Überblick einfach „Historische Objekte“ eingeben, die Karte aufrufen und unser Gebiet heranzoomen. Mit freundlicher Genehmigung des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt (LDA) finden wir dort auch ein historisches Messtischblatt von 1851 mit den alten Flurnamen der Dübener Heide.

Jede Heimatfreundin und jeder Heimatfreund ist eingeladen, uns zu diesem Thema im Internet zu besuchen.

Leider sind viele der kurfürstlich-sächsischen Grenzsteine bereits verschwunden, wurden im Zuge von Änderungen der Besitzverhältnisse und Grenzverläufe entfernt oder kamen anderweitig abhanden. Umso wichtiger ist es, die noch vorhandenen Zeugen zur Geschichte unserer Heimat vor dem weiteren Verschwinden und Vergessen zu bewahren. Deshalb haben wir unsere Ergebnisse zu den Kleindenkmalen in der Dübener Heide dem LDA in Halle für die wissenschaftliche Bearbeitung zur Verfügung gestellt.

Dieter Albrecht, Leipzig