wir sind inmitten der Sommerzeit angekommen. Warme und bisweilen heiße Sommertage und laue Sommernächte können wir derzeit erleben. Die Erntetätigkeiten unserer Landwirtschaftsbetriebe sind angelaufen. Ich wünsche reichhaltige Erträge. Unsere Schülerinnen und Schüler befinden sich in den Ferien und Familien nutzen die Ferienzeit für Erholung und Abwechslung im Rahmen des Jahresurlaubs. Man könnte also meinen alles im normalen Jahresrhythmus. Wenn wir jedoch einmal kurz verweilen und innehalten, sehen wir, dass der normale Jahresrhythmus seit geraumer Zeit von größeren Ereignissen und deren Auswirkungen überlagert wird. Das herausfordernde Ereignisse Auswirkungen auf das gesellschaftliche Miteinander haben scheint schon fast in der Sache zu liegen. Das Gesellschaftsleben scheint sich aber nachhaltig so anonymisiert und individualisiert, wie es aktuell und in der jüngeren Vergangenheit geschieht bzw. geschehen ist. Dieser Umstand sollte nicht als normal empfunden werden. Es ist nachvollziehbar und eigentlich nur menschlich, dass in ungewissen Zeiten „die eigene Haut“ an erster Stelle steht. Welche Themen uns derzeit umgeben und beschäftigen mag nachfolgende, exemplarische Aufzählung nur kurz umreißen, ohne einen Anspruch auf Vollständigkeit zu haben und jeder wird für sich auch eine unterschiedliche Bewertung vornehmen:
... gestiegene und schwer abzuschätzende Inflation, gestiegene Preise für Produkte des täglichen Bedarfs, volatile Baupreisentwicklung, zunächst drastisch gestiegene und sich nun volatil entwickelnde Energiepreise, Kriegsgeschehen im Osten Europas, unaufhaltsame Flüchtlingsströme, Fragen der zukünftigen Mobilität, Debatten um zulässige Heizmethoden für die nächsten Jahrzehnte, medizinische Versorgung an unseren Krankenhausstandorten, Nachwuchssorgen in nahezu allen Berufszweigen, spürbarer Rückgang der Erwerbstätigen, Fluch und Segen einer digital vernetzten Welt, Streit um die Demokratie zur eigenen Darstellung, Ideologieverrücktheit in ihren unterschiedlichsten Ausprägungen und Färbungen, Klimawandel und Klimakleber …
Dafür oder dagegen, schwarz oder weiß, richtig oder falsch … sollten nicht die einzigen Entscheidungs- oder Bewertungsmaßstäbe bei all diesen und vielen weiteren Angelegenheiten und Themen sein. Wir müssen uns gemeinschaftlich den diversen Herausforderungen stellen, müssen gemeinschaftlich an Lösungswegen arbeiten. Dabei heißt gemeinschaftlich nicht, dass es zwingend einstimmig erfolgen muss. Es sollte mehrheitlich ein tragfähiger Konsens gefunden werden. Dazu ist es wichtig, dass Aufgaben auch leistungsgerecht zugeteilt und bearbeitet werden. Aufgabenstellungen des Bundes haben nichts in der Zuständigkeit der Kommunen zu suchen und wenn Sie zur Erfüllung an die Städte, Gemeinden oder Landkreis abgegeben werden, dann sind sie aufgabengerecht mit finanziellen Mitteln auszustatten.
Die schamlose Ausnutzung von Ängsten und Grundbedürfnissen durch Akteure unterschiedlicher Couleur kann nie dem gesellschaftlichen Gefüge positiv zuträglich sein. Extreme Ideologien und extreme Kommunikation kann nur extreme Reaktionen nach sich ziehen. Eine dieser Reaktionen ist auch der zunehmende Individualismus. Zunehmend fühlt sich ein größerer Teil unserer Gesellschaft nur noch in kleinen Gruppen wohl, in kleinen Gruppen die nur auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner zusammenkommen.
Dieser kleinste gemeinsame Nenner kann die Themen und Herausforderungen unserer Zeit aber nicht bewältigen. Hierfür braucht es uns, die Gesellschaft eines Ortes, eines Landes, einer Nation. Wir können nur im Miteinander mit weitsichtigen Kompromissen die ersten Schritte zur Bewältigung dieser Herausforderungen gehen. Wir benötigen wieder Vertrauen, Rücksicht und Aufrichtigkeit im Umgang miteinander. Ein respektvolles Reflektieren unserer eigenen, aber auch der Sichtweisen und Meinungen unserer Mitmenschen ist von Notwendigkeit, ebenso wie eine konstruktive Fehlerkultur.
Nun habe ich mit Ihnen meine Sorgen und Gedanken zu unserem gesellschaftlichen Miteinander geteilt und das, obwohl ich Ihnen nur eine schöne Sommerzeit mit zeitweiligen Erfrischungen und tollen Erlebnissen in nah und fern wünschen wollte. In diesem Sinne ...