Titel Logo
Bote des Geiseltales - Heimatzeitung der Stadt Braunsbedra
Ausgabe 1/2023
Verschiedenes
Zurück zur vorigen Seite
Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe

Zwischen Kohle und Wasser – 100 Jahre Sportverein Großkayna 1922 e. V. – Teil 11

Handballmannschaft 1951 (Betriebssport) auf dem Sportplatz am Ortsausgang von Großkayna

Handballmannschaft auf dem Sportplatz an der Nordstraße (im Hintergrund Karussell)

Teil 12 Die „historischen“ Sportarten: Handball

Obwohl Handball in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts sowohl im deutschen Sport als im organisierten Großkaynaer Sport mindestens die gleiche Rolle spielte wie Fußball, ist davon wenig überliefert. Handball hieß bis Ende der fünfziger Jahre vor allem Großfeldhandball unter freiem Himmel. Zur Sportplatzweihe 1929 wurde der Platz mit einem Fußball- und einem Handballspiel eröffnet, auch auf der Braunsdorfer Kippe entstand noch ein Handballplatz. Allerdings wurde zu diesem Zeitpunkt schon Kleinfeldhandball gespielt.

Die Großkaynaer Handballer bestimmten das Niveau in ihrer Sportart im Kreis Merseburg maßgeblich mit. Im Spieljahr 1948/49 errangen sie den Kreismeistertitel. In der Endrunde der Kreismeister um die Landesmeisterschaft von Sachsen-Anhalt belegten sie den vierten Platz und mussten sich nur Magdeburg, der Mannschaft der Schiffswerft Roßlau und Giebichenstein Halle geschlagen geben. Zu den erfolgreichen Spielern gehörten damals Albert Rust, Arno Kühnau, Gerhard Böttcher und Cepanski, Herrmann Hartmann, Harry Leupold, Ludwig und Rosenke sowie Sepp Stötzer, Gerhard Lindner, Heinz Hauk, Walbaum und Steinbrück. Der Torwart Albert Rust und Heinz Hauk wechselten 1952 zur Oberligamannschaft von Motor Eisenach. Von den Großkaynaer Handballern gingen viele Impulse für die Entwicklung anderer Sportarten aus. So waren sie nach dem Krieg wesentlich an der Entwicklung des Volleyballspiels und der Leichtathletik in der Betriebssportgemeinschaft beteiligt.

Auch im betrieblichen Sportgeschehen des Braunkohlenwerkes hatte Großfeldhandball in den fünfziger Jahren noch einen festen Platz. Im „Aufwärts“ wertet ein Beobachter unter der Überschrift „Ein Handballspiel - da war alles dran“ das Spiel zur Feier des Bergmannstages zwischen Dampflok Kayna-Süd und Verladung Fabrik I folgendermaßen aus: „Alle Zuschauer umstanden erwartungsvoll den Spielplatz. 16.30 Uhr begann das Spiel. (...). Guter Wille und Sportbegeisterung glichen den Mangel an Training wieder aus. Die Zuschauer wären ganz gut auf ihre Kosten gekommen, wenn die Holzereien auf der Fabrikseite nicht oft dramatische Formen angenommen hätten, denn die Kumpels vergaßen manchmal, dass sie Handball spielten und gaben einen Ringkampf zu besten. Dem Schiedsrichter konnte man keine Unparteilichkeit und kein großes Können vorwerfen. Er machte seinem Namen (Ham(m)el) alle Ehre. Alles in allem war es ein schönes munteres Spiel, wenn die Holzereien der Fabrikleute nicht das Auge des Zuschauers beleidigt hätten.“ Fehlende Emotionen und Humor kann man dem Autor wirklich nicht vorwerfen! Das Spiel endete 5 : 7.

Die Großkaynaer Jugend spaltete sich noch in den sechziger Jahren in aktive Handball- und Fußballanhänger. Die Bewegung vom Handball weg begann allerdings schon mit der Bildung der Sektion Volleyball. Die endgültige Auflösung vollzog sich mit dem Überbaggern der Dörfer Klein- und Großkayna. Die noch verbliebenen Handballspieler wanderten nach Frankleben ab, zum Glück für die damalige Betriebssportgemeinschaft Stahl. Der heutige Vereinsvorsitzende von Friesen Frankleben Jürgen Pohle hat in Großkayna mit dem Handballspielen begonnen. In den sechziger Jahren wechselte er nach Frankleben. Nach seiner aktiven Zeit übernahm er ehrenamtlich die Leitung der BSG Stahl bzw. von Friesen Frankleben und hatte über Jahre maßgeblichen Anteil an der Sportorganisation im Kreis Merseburg. Seinem unermüdlichen Einsatz ist wesentlich die Errichtung der neuen Sporthalle in Frankleben zu verdanken. Die Geschichte des Handballs in Großkayna endete 1963.

Dr. Dietmar Tauber, Sportverein Großkayna 1922 e. V.