Im Rahmen der Diskussionen zum AgriPV-Projekt „Sonnenquelle Geiseltal“ wurden zahlreiche Fragen an die Stadtverwaltung und den Projektträger gerichtet. Diese wurden beantwortet und damit konnten auch die Vorteile, die dieses Projekt für die Bürger, die Ortsteile, die Stadt Braunsbedra und die gesamte Region hat. Um allen Bürgern diese Informationen zu geben, haben wir uns entschieden, den Frage- und Antwortkatalog im Boten des Geiseltals zu veröffentlichen. Weiter Informationen zum Projekt sind auf der Projekthomepage www.sonnenquelle-geiseltal.de zu finden.
Ist es sinnvoll, hochwertige Ackerflächen für PV-Anlagen anstatt für Lebensmittelproduktion zu nutzen?
Schon heute werden auf rund 20-30 % der Ackerflächen in Deutschland Energiepflanzen produziert, v.a. für Biogasmais und Bio-Ethanol. Die Nutzung durch PV ist um ein vielfaches effizienter, der Flächenbedarf sinkt also durch PV. Noch dazu wird das Projekt in Braunsbedra von der Landwirtschaft (AVG Mücheln) selbst mit einem Doppelnutzungskonzept betrieben. Die Fläche wird der Landwirtschaft also nicht entzogen. Jeder Landwirtschaftsbetrieb muss verpflichtend 4 % seiner Fläche stilllegen. Diese Stilllegungsflächen der AVG werden in das Sonnenquelle Geiseltal Projekt integriert. Dabei gilt: Ackerboden bleibt Ackerboden, auch wenn er sich unter Solarmodulen biologisch regeneriert. Heißt auch: In Summe verlieren wir durch das Sonnenquelle Projekt also keinerlei Flächen für die Lebensmittelproduktion, potentiell können sogar Flächen für die Lebensmittelproduktion frei werden.
Mehr noch: Das Thünen-Institut, ein führendes Forschungsinstitut der deutschen Landwirtschaft, hat ausgerechnet, dass durch die Umstellung von landwirtschaftlichen Flächen von Bioenergie auf Anlagen zur Erzeugung Erneuerbarer sogar weniger Agrarfläche als bisher in Anspruch genommen würde.
Trocknet Photovoltaik den Boden aus und vermindert seinen Ackerwert?
Nein, die begleitende Forschung zeigt, dass durch die Verschattung bei Agri-PV sogar Verdunstung vermieden wird. Die Hitzesommer der letzten Jahre machen deutlich, dass der limitierende Faktor für das Wachstum der Pflanzen der Wassermangel ist und nicht der Schatten, der durch die Solarmodule auf die Pflanzen fällt. Sogar das Gegenteil ist der Fall: Die Beschattungsverhältnisse bringen unter solchen klimatischen Bedingungen mehr Vorteile für Pflanzen und Böden. Denn die Solarmodule der Agri-Photovoltaikflächen bewirken eine geringere Verdunstung im Vergleich zu benachbarten Referenzflächen.
Ist nach dem Projekt wieder Pflanzenproduktion auf den Flächen möglich?
Ja, nach Abbau der Module kann der Acker wieder als Ackerland weitergenutzt werden. Im Gegenteil wird die Bodenqualität erhöht, weil sich unter Agri-Photovoltaik die Biodiversität erholen kann. Die höher positionierten Solarflächen, ergänzt durch Blühstreifen bieten für Insekten, Reptilien und Kleinsäugetieren zwischen den Solarmodulen, großzügige Freiräume, die als Lebensraum dienen. Solarparks wirken auf diese Weise dem Rückgang der Artenvielfalt entgegen und verbessern die Bodenbeschaffenheit für neuen Anbau.
Ist die rückstandslose Beseitigung der Module und Anlagen nach deren Betrieb gesichert?
Ein Rückbau der Freiflächenanlagen ist zu 100 Prozent gewährleistet, da keine Betonfundamente oder dergleichen eingesetzt werden. Zirka 98% des verbauten Materials ist recyclebar und haben einen Restwert. Noch dazu wird bei einer deutschen Großbank eine Rückbaubürgschaft zu Gunsten der Stadt Braunsbedra abgeschlossen, die für die Rückbaukosten garantiert, falls der Anlagenbetreiber ausfällt.
Gelangen Giftstoffe bei einem Brand zum Beispiel in den Boden? Wie wird einer solchen Gefahr begegnet?
Wir verwenden anders als andere Projektierer keine Module aus Catiumtellorid. Wir verwenden ausschließlich kristallinen Solarmodule deren Hauptbestandteil Quarzsand ist. Mit den zuständigen Feuerwehren wird für den Brandfall das gesamte Procedere der Risikovorsorge detailliert abgestimmt. Photovoltaikanlagen weisen im Vergleich mit anderen technischen Anlagen kein besonders erhöhtes Brandrisiko dar. Das Brandentstehungsrisiko in PV-Anlagen ist bei brandschutzgerechter Planung, Verwendung qualitativ hochwertiger Komponenten und fachgerechter Installation äußerst gering.
Wie passt das Konzept zur touristischen Entwicklung im Geiseltal? Stört eine Photovoltaikanlage das Landschaftsbild?
Selbstverständlich ist eine PV-Anlage ein Eingriff in die Landschaft, die aber mit riesigen Ackerschlägen aktuell sehr strukturarm ist. Durch ein umfassendes Eingrünungs- und Landschaftskonzept entsteht ein vielfältiges Biotop, mit vielen Kilometern zusätzlichen Wegen, Alleen, Grüngürteln und Anpflanzungen. Ein Großteil der Anlage südlich von Krumpa wird zudem hinter dem dortigen Bahndamm liegen.
Die bisherigen Tourismusschwerpunkte am Geiseltalsee sind von dem Projekt nicht betroffen. Zudem sind Synergien mit der Tourismusentwicklung denkbar.
Wie werden die Bürger in das Projekt eingebunden?
Die Initiatoren haben von Anfang an einen intensiven Dialog mit den Bürgern geführt. Dort wo es in den zurückliegenden zwei Jahren Bedenken und Kritik gab, wurde umgehend reagiert und in vielen Fällen in Absprache mit den Bürgern Anpassungen an der Anlagenausgestaltung vorgenommen, wie z.B. zuletzt in Großkayna. Dieser Kurs soll fortgesetzt werden und wird von der Stadtverwaltung auch aktiv begleitet.
Was haben die Bürger von dem Projekt?
Durch das Projekt sichern sich die Bürger des Geiseltals über 20 Jahre vor steigenden Strompreisen und ihre Gemeinden erhalten wichtigen finanziellen Spielraum für Entwicklungsaufgaben. Dazu besteht für die Bürger die Möglichkeit als Anleger mit zu investieren und so doppelt am Projekterfolg zu partizipieren.
Wer bekommt vorrangig Strom aus dem Projekt, Bürger oder Industrie?
Zunächst wird der Stromtarif für den Bedarf des Geiseltals konzipiert und angeboten. Das darüber hinaus verfügbare Strompotenzial geht an die Industrie nach Leuna und / oder andere Abnehmer.
Wie hoch wird der Bürgerstrompreis sein?
Der Arbeitspreis des erzeugten Stroms wird bei 9 ct / kwh liegen, woraus sich bei derzeitigen Netzentgelten, Abgaben und Steuern ein Strompreis von 27 ct / kwh ergibt. Dieser ist somit aktuell signifikant günstiger (>30%) als die Tarife des Grundversorgers Envia/ Stadtwerke Merseburg und sogar günstiger als alle anderen Stromtarife auf einschlägigen Vergleichsportalen (z.B. Verifox). Das wichtigste aber ist, dass dieser Arbeitspreis für 20 Jahre garantiert angeboten werden kann. Das Geiseltal wird somit für 20 Jahre strompreisautark!
Ab wann ist der Bürgerstrom verfügbar?
Der Stromtarif wird angeboten, sobald die Anlage ans Netz geht.
Steigen die Netznutzungsgebühren durch einen weiteren Ausbau von PV in unserer Region?
Das Projekt Sonnenquelle hat keinen unmittelbaren Einfluss auf die Netzentgelte.
Was haben die Ortschaften, die besonders betroffen sind, und die Stadt von dem Projekt?
Die Projektgesellschaft zahlt der Stadt Braunsbedra die sog. Akzeptanzabgabe in Höhe von 0,2 ct. / kwh. Wenn das Projekt wie geplant realisiert wird, fließen somit jährlich etwa 700.000 bis 800.000 € pro Jahr an die Stadt. Diese Gelder können für Kitas, Schulen, Feuerwehr, Vereine und Tourismus und vieles mehr eingesetzt werden. Zusätzlich bleibt die gesamte Gewerbesteuer in der Region.
Dem Stadtrat bleibt darüber hinaus vorbehalten, aus diesen Zahlungen einen Teil den betroffenen Ortschaften Großkayna und Krumpa in Form von Ortsteilbudgets zuzuwenden.
Wie ist sichergestellt, dass die Akzeptanzabgabe auch wirklich bezahlt wird?
Die Stadt Braunsbedra wird mit der Projektgesellschaft einen städtebaulichen Vertrag über die Zahlung abschließen.
Wie ist sichergestellt, dass die Gewerbesteuer auch wirklich nach Braunsbedra fließt?
70 Prozent der Gewerbesteuer fließen nach Braunsbedra, weil die Flächen im Stadtgebiet von Braunsbedra liegen. 30 Prozent fließen nach Mücheln, weil die Projektgesellschaft ihren Sitz in Mücheln hat.
Um sicher zu stellen, dass keine Verlagerung des Sitzes der Projektgesellschaft erfolgt oder Gewinnabführungsverträge geschlossen werden, wird bei der Projektgesellschaft ein Beirat eingerichtet, in den auch kommunale Vertreter entsendet werden.
Was hat die Region von dem Projekt?
Langfristig günstigen grünen Strom für die Bürger und für die Industrie – ein echter Standortvorteil, der der Region neue Attraktivität für Gewerbeansiedlungen und den Anschluss an Zukunftsbranchen wie der Wasserstoff-Wirtschaft verschafft.
Warum will die AVG ein solches Projekt umsetzen?
Die AVG diversifiziert ihren Landwirtschaftsbetrieb und verschafft sich über dieses zusätzliche ökonomische Standbein weitere Zukunftssicherheit. Dennoch kann sie auf ihren weiter verfügbaren Flächen ihren über die letzten Jahre eingeleiteten Maßnahmen zur Verbesserung der landwirtschaftlichen Produktivität uneingeschränkt fortsetzen.
Warum muss die Anlage so groß sein?
Die Größenordnung der Freiflächenanlage ermöglicht das angestrebte umfassende Nutzenpaket für 20.000 Bürgerinnen und Bürger des Geiseltals, die beteiligten Kommunen und zur Nachfrage der Industrie in Leuna. Außerdem ermöglicht eine Anlage dieser Größe auch entsprechend große Biodiversitätseffekte unter den Agri-PV-Modulen.
Zum Projekt:
Wie groß werden die PV-Flächen?
Insgesamt werden rund 190 ha mit Modulen bebaut. Dazu kommen die Ausgleichsfläche, Hecken und Wege, so dass insgesamt rund 300 ha von dem Projekt betroffen sind.
Wo genau liegen diese Flächen?
Entlang des Krumpaer Bahndamms und an der Kippe in Braunsbedra.
Welche Arten von Landwirtschaft sollen auf den AGRI-PV-Flächen betrieben werden?
Extensive Rinderhaltung und Legehennenhaltung, der Anbau von niedrigwachsenden Energiepflanzen sowie der Anbau von Blühflächen zur Erhöhung der Biodiversität.
Wie sind diese Arten auf den Flächen angeordnet?
In Großkayna werden nur Energiepflanzen angebaut. In Krumpa sind im Mischverband Rinder, Legehennen und Blühwiesen vorgesehen.
Werden bestehende Wege durch diese Flächen der Öffentlichkeit entzogen?
Nein. Es werden vielmehr zusätzlich viele Kilometer Wege, Anpflanzungen und Grüngürtel entstehen, die begangen werden können. Weitere touristische Ergänzungen werden möglich sein.
Wie ist sichergestellt, dass nicht doch ausschließlich eine PV-Nutzung erfolgt?
Das ergibt sich aus der Baugenehmigung. Die Anlage wird nicht einfach als „Freiflächenanlage“ sondern als „Agri-PV-Anlage“ genehmigt.
Wie viele Hühner sollen gehalten werden?
14.850 Legehennen.
Welche Auswirkungen hat die Hühnerhaltung auf die Umgebung (Geruch, Geräusche)?
Von der Anlage gehen weder Geruchs- noch Lärmbelästigung auf die umliegenden Bebauungen aus. Das wurde im Vorfeld über entsprechende Gutachten abgesichert. Alle Gutachten sind im Rahmen der Veröffentlichung aller Planungsunterlagen einzusehen. Wo immer sich in der Betriebsrealität hier Abweichungen ergeben sollten, werden die Betreiber umgehend gegensteuern.
Welche Auswirkungen hat die Hühnerhaltung auf den Boden und das Grundwasser (Hühnerkot, Überweidung)?
Die Legehennenhaltung erfolgt extensiv. Die Hühnermobile, in denen die Tiere untergebracht sind, wechseln aller 2 Monate ins nächste Segment, so dass eine Überlastung des Bodens ausgeschlossen wird und genug Futter vorhanden ist. Da es in jedem Bereich eines Hühnermobils 6 Segmente gibt, bleiben dem Boden jeweils 10 Monate zu dessen Regeneration.
Die neue Nutzung schont den Boden und das Grundwasser im Vergleich zur aktuellen Nutzung. Sie wird langfristig zu einer Verbesserung von Biodiversität und Bodenbeschaffenheiten beitragen.
Wächst unter den Modulen trotz der Verschattung genug Futter für die Tiere?
Ja, da es sich um lichtdurchlässige, bifaziale Module der Glas-Glas oder Glasfolienbauweise handelt. Die Flächen werden auch unter den Modulen komplett grün sein. Die Beschattungsverhältnisse bringen unter den gegebenen klimatischen Bedingungen, zum Beispiel bei Hitzesommern, sogar eher Vorteile für die Pflanzen. Forscher vom Fraunhofer-Institut, die den Zeitraum 2017 und 2018 betrachtet haben, konnten in dem trockenen Jahr 2018 bei Winterweizen, Kartoffeln und Sellerie sogar einen höheren Ertrag für die Agri-Photovoltaik feststellen.
Welche Vorkehrungen werden für den Fall der Vogelgrippe getroffen?
Die Stallanlagen können dann die Hennen ganztägig beherbergen.
Wie viele Rinder sollen insgesamt und pro Hektar gehalten werden?
Auf der gesamten Anlage sollen insgesamt bis zu 155 Jungrinder oder 70 Mutterkühe gehalten werden. Für die Rinderhaltung sind in Summe 63ha vorgesehen, die Tierdichte ist also vergleichsweise gering.
Nach welchen Tierwohlkriterien sollen die Tiere gehalten werden?
Die Tiere werden nach den höchsten Tierwohlkriterien gehalten. Mehr Tierwohl gibt es nicht.
Welche Auswirkungen hat das Projekt auf Wildtiere?
Die Anlage wird so angelegt, dass es Wildwechselkorridore zwischen den Modulbereichen gibt. Durch die Anlage von Hecken und Grünbereichen wird das Wildbiotop im Vergleich zur bisherigen Situation signifikant aufgewertet.
Wann soll mit dem Bau begonnen werden?
Im zweiten Halbjahr 2024.
Wann soll der erste Strom produziert werden?
Im ersten Halbjahr 2025.