Sicherlich sind Diskussionen um die Zukunft der Kita in Frankleben nicht verborgen geblieben. Ich möchte an dieser Stelle vom aktuellen Stand berichten, und darlegen, wie es dort weitergehen kann.
Wie ist die Situation derzeit? Die Kita in Frankleben wird in zwei Einrichtungen betrieben. Die Krippenkinder und die kleineren Kindergartenkinder werden im Kindergarten in der Eisenbahnstraße betreut. Die großen Kinder und der Hort haben ihr Reich in der ehemaligen Schule in Frankleben. Beide Gebäude sind in die Jahre gekommen und zeigen Mängel. Während in der ehemaligen Schule nur das Erdgeschoss genutzt werden kann, aufgrund fehlender Rettungswege aus den Etagen darüber, ist auch Feuchtigkeit ein Problem des Gebäudes und dessen barrierefreie Erreichbarkeit ist schlicht nicht gegeben. Auch in der Einrichtung in der Eisenbahnstraße ist der feuchte Keller ein Thema zusammen mit freiliegenden Armierungen tragender Teile.
Es besteht jedenfalls Handlungsbedarf. Alle Kinder in einer Einrichtung zu betreuen hat einige Vorteile zum jetzigen Zustand, wenngleich das Team der Kita diese Herausforderung bisher gut kompensiert.
Wie kann eine Lösung dieser Problematik aussehen?
1. Umbau der ehemaligen Schule zur Kita:
Die ehemalige Schule ist aufgrund ihrer Größe in der Lage, die Kinderzahlen aufzunehmen. Allerdings wäre das als Schule errichtete Gebäude intensiv zu ertüchtigen und die Betreuung der Kinder wäre weiterhin Kompromissen ausgesetzt. Die Kinder müssten zum Beispiel alle drei Etagen des Gebäudes nutzen, wobei Treppen für Kinder immer Gefahrenquellen darstellen, noch dazu in der Gruppe. Außerdem muss sich die Anordnung der Räume an der Gebäudehülle orientieren und Kompromisse eingehen. Der Bereich in der Turnhalle müsste zu Gruppenräumen umfunktioniert werden.
Diese Variante hätte die Chance Fördermittel zu erhalten, wenn auch langfristig durch höhere Räume und große Flure und Treppenhäuser höhere Betriebskosten zu leisten wären. Außerdem müsste ein Fahrstuhl installiert werden, um die Barrierefreiheit zu sichern. Der Sportverein müsste sich insgesamt in der neuen Harry-Kaßler-Halle etablieren. Für den Ort wäre allerdings das ortsbildprägende Schulgebäude erhalten.
2. Umbau der ehemaligen Schule und Erhalt der Turnhalle
Diese Variante entspricht im Wesentlichen der Vorherigen auch hinsichtlich deren Vor- und Nachteile, außer dass die Turnhalle erhalten bleibt und die dort in der ersten Variante etablierten Gruppenräume in einem zu errichtenden Anbau unterzubringen wären. Dieser Punkt macht diese Variante zur teuersten, sowohl im Hinblick auf die Errichtung als auch im Hinblick auf die laufenden Kosten.
3. Neubau am Standort der ehemaligen Schule
Die dritte Variante ist ein Neubau am Standort der ehemaligen Schule. Dieser würde entsprechend der Bedarfe errichtet werden und auch Betreuungsmodelle baulich unterstützen. In dieser Variante liegt der Focus auf der baulichen Umsetzung einer bestmöglichen Kinderbetreuung. Durch die durchdachte Raumaufteilung können die Erzieherinnen in der Betreuung der Kinder durch kurze Wege, Verbindungsmöglichkeiten von Räumen oder der Schaffung von Sichtbeziehungen zum Bewegungsbereich der Kinder unterstützt werden. Auch kann durch die Bauweise Barrierefreiheit erreicht werden, ohne einen kostspieligen Fahrstuhl einbauen zu müssen. Schließlich wäre hier ein Mehrzweckraum vorgesehen, in dem die Kinder beispielsweise am Nachmittag auch Sport treiben könnten.
Diese Variante wäre vergleichsweise gut kalkulierbar, böte die besten Betreuungsbedingungen für die Kinder und die Erzieherinnen und käme mit den geringsten Betriebskosten aus. Allerdings würde hierbei das ortsbildprägende Schulgebäude abgerissen werden müssen und auch die Sporthalle wäre nicht mehr da, wenngleich der Mehrzweckraum hier etwas Abhilfe schaffen würde. Im Zentrum des Ortes stünde dann aber nicht mehr ein großes Schulgebäude, sondern eine moderne Kindertagesstätte.
In all diesen Varianten würde die Kinderbetreuung auf dem Grundstück der ehemaligen Schule konzentriert werden. Der Standort Eisenbahnstraße würde demgegenüber beispielsweise zur Einfamilienhausbebauung veräußert werden.
4. Ertüchtigung/Erweiterung Eisenbahnstraße bzw. Neubau
Eine vierte Variante wäre die Erweiterung am Standort Eisenbahnstraße, um dort alle Kinder betreuen zu können. Hier ließen sich durch die Nähe zum Sportplatz und zur Harry-Kaßler-Halle weitere Synergien heben und die bestehende große Außenanlage würde ausreichend Platz bieten. Wenn nicht neu gebaut werden würde, sondern „nur“ für die Kinder, die derzeit in der ehemaligen Schule untergebracht sind ein Quartier geschaffen wird, dann wäre dies sicher die günstigste aller Varianten.
An dieser Stelle kommen alle Varianten, die die Eisenbahnstraße in den Focus rücken zu der Frage, was dann mit der ehemaligen Schule passieren würde. Hier gilt es zu vermeiden, dass mitten im Ort eine Ruine entsteht, deren Unterhaltung dann zusätzlich der Stadt obliegt. Hier muss also eine Nachnutzung gefunden werden und zwar eine, die im Ort auch Akzeptanz findet, was sicher nicht bei jeder, derzeit nachgefragten Nutzungen der Fall wäre. Hier stehen wir alle vor einer enormen Aufgabe.
Die aufgezeigten Varianten verdeutlichen sicher ganz gut, in welchem Spannungsfeld wir uns gerade bewegen. Die Erhaltung eines ortsbildprägenden Gebäudes muss gegen die Realisierung bestmöglicher Voraussetzungen der Kinderbetreuung abgewogen werden. Die ehemalige Schule zur Kita umzubauen, heißt das Gebäude zu erhalten, dafür aber Abstriche in der Kinderbetreuung zu machen. Der Erhalt der Schulturnhalle ist trotz der neuen Harry-Kaßler-Halle ein weiterer Diskussionspunkt.
Alle Varianten sind nur mit der Investition von mehreren Millionen Euro realisierbar. Leider haben sich in den letzten Monaten die Rahmenbedingungen für ein solches Vorhaben deutlich verschlechtert. Eine Finanzierung allein aus Stadtmitteln ist unmöglich, sodass wir auf Kredite angewiesen wären, selbst wenn wir Fördermittel bekämen. Die Zinsen sind aber deutlich gestiegen. Zudem sind die Baupreise explodiert und die der Stadt zur Verfügung stehenden Mittel nicht zuletzt durch den Tarifabschluss im Öffentlichen Dienst weiter reduziert. Kurz gesagt, kann sich die Stadt dieses Vorhaben in keiner der Varianten derzeit leisten.
Der dringende Handlungsdruck kommt derzeit aus dem Zustand des Kellers in der Eisenbahnstraße. Hier sind Feuchtigkeit und freiliegende Armierungen problematisch. Unser Bauamt hat nun eine Lösung gefunden, diese Mängel mit überschaubaren Mitteln in den Griff zu bekommen. Damit können wir uns Zeit verschaffen, um die notwendigen Diskussionen letztlich einer Entscheidung zuzuführen. Außerdem haben sich dann vielleicht die Finanz- und Bauwirtschaft stabilisiert, damit wir mit einigermaßen planbaren Rahmenbedingungen in ein solch großes Projekt gehen können.