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Bote des Geiseltales - Heimatzeitung der Stadt Braunsbedra
Ausgabe 3/2024
Verschiedenes
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Zwischen Kohle und Wasser – 100 Jahre Sportverein Großkayna 1922 e. V. – Teil 24 Die aktiven Sparten (Abschluss): Tischtennis

Männermannschaft Tischtennis Anfang der 50er Jahre

Tischtennistraining in der Turnhalle (2021)

Gedenkstein Tagebau Kayna-Süd am Großkaynaer See

Nach dem Krieg etablierte sich in Großkayna eine starke Tischtennissektion. Im weiblichen Bereich spielte sich die Mannschaft bis in die Landesliga von Sachsen-Anhalt vor. Das Frauen-Doppel Tauber/Pleßmann belegte zum Beispiel anlässlich der II. Landesspartakiade der SV Aktivist 1952 den 3. Platz. Die zwar insgesamt etwas weniger erfolgreichen Männer konnten unter anderen als Doppel Hamel/Pohle schon 1947 den 3. Platz bei den Geiseltalmeisterschaften erringen. In der Folgezeit spielten sie in der Bezirksliga, wie später auch die Frauen. Im Jahre 1952 trainierten neben den Erwachsenen rund 20 Kinder jeden Freitag in der Turnhalle. In einem Bericht im „Aufwärts“ aus dem gleichen Jahr ist folgendes zu lesen: „Bereits um 18 Uhr stehen die Jungen Pioniere an den Platten, um das Tischtennisspiel zu erlernen. Zuerst waren es 10 bis 20 Jungen und Mädel, die kamen. Da aber immer mehr Freude am Tischtennisspiel finden, müssen wir den Trainingsbetrieb für sie schon teilen. So stehen von 18 bis 19 Uhr die Anfänger an den Platten (…). Von 19 bis 20 Uhr kommen dann die Fortgeschrittenen an die Reihe. Hier ist es wirklich eine Freude, mit den Jungen zu trainieren, da kann man schon ordentlich Vor- und Rückhand- und Schmetterbälle sehen (…). Bei der ersten Mannschaft wird eisern trainiert, denn den Abstieg aus der Bezirksklasse wollen wir doch unbedingt vermeiden. “

Seine großen Tage hat das Tischtennisspiel in Großkayna zwar hinter sich. Trotzdem treffen sich rund 75 Jahre nach der Gründung der Tischtennis-Sektion immer noch einige Enthusiasten des kleinen weißen Balles zu ihren wöchentlichen Trainingseinheiten in der Turnhalle. Zum Jahresende 2021 hatte die Abteilung Tischtennis vierzehn eingetragene Erstmitglieder.

Aus der Sektion Tischtennis gingen Sportfreunde hervor, die in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts die Geschicke des Sportes in Großkayna und darüber hinaus mitbestimmten: Werner Hamel als BSG-Leiter ab Mitte der 50er Jahre, Heinz Tauber als hauptamtlicher Sportinstrukteur des Braunkohlenwerkes und technischer Leiter der Betriebssportgemeinschaft sowie Karlotto Pohle als Sportfunktionär in übergeordneten Institutionen. Alle drei übten zeitweise die Funktion des Sektionsleiters im Tischtennis aus.

Mit dem Ende des Bergbaues beginnt eine neue Ära im Sport in Großkayna

So wie der Bergbau und die Entwicklung der Braunkohleindustrie in den zwanziger und Anfang der dreißiger Jahre des vorigen Jahrhunderts zu einem Aufstieg des organisierten Sports in Großkayna führte, schufen die entstehenden Bergbaufolgelandschaften neue Möglichkeiten zur sportlichen Betätigung. Aufgrund bergbaulicher Probleme und der Vorgeschichte des Tagebaurestloches Großkayna als Deponie für Industrierückstände konzentrierten sich die Aktivitäten der sportlichen Nutzung auf das Restloch des Tagebaues Kayna-Süd. Der Aufschluss des Tagebaus südlich der Ortslage erfolgte 1948 als Nachfolgetagebau für den Tagebau Großkayna, der sich nördlich der Ortslage befand und ursprünglich unter dem Namen „Rheinland“ aufgeschlossen wurde. Beide Tagebaue wurden zum Teil parallel betrieben. Während der Tagebau Großkayna im Jahre 1965 ausgekohlt war, erstreckte sich die Kohleförderung aus dem Tagebau Kayna-Süd von 1950 bis ins Jahr 1972.

Die Sanierungsmaßnahmen des Tagebaurestloches Kayna-Süd begannen im Jahr 1991 und wurden 1997 abgeschlossen. Der südliche Teil des so entstandenen Sees wurde als Naturschutzgebiet konzipiert, der nördliche Teil als Freizeit- und Erholungsgebiet. In diesem Bereich befinden sich die Anlagen des Sportvereins Großkayna 1922 für die Sportarten Segeln, Surfen, Drachenboot, Angeln, Beachvolleyball und neuerdings Kanu/Stand-Up-Paddeln. Der See erhielt den Namen „Südfeldsee“ und wurde im Jahre 2003 in „Großkaynaer See“ umbenannt. Wenn auch die Benutzung des ursprünglichen Namens bei manchem immer noch nostalgische Gefühle weckt, ermöglicht der Bezug auf den Heimatort im See-Namen vor allem auch für Ortsfremde einen großen Wiedererkennungseffekt.

Das Tagebaurestloch hatte ein Hohlraumvolumen von rund 100 Millionen m³. Insgesamt wurden für den Betrieb des Tagebaues 194,7 Mio m³ Abraum bewegt, und es wurden 127,0 Mio Tonnen Kohle gefördert. Das Gesamtvolumen des Sees beträgt unter Zugrundelegung des geplanten Wasserspiegels 30 Millionen m³, die Wasserfläche rund 200 Hektar. Die Angaben zur Entwicklung des Tagebaues Kayna-Süd wurden einer Broschüre der Lausitzer und Mitteldeutschen Bergbauverwaltungsgesellschaft mbH (LMBV) aus dem Jahre 2001 entnommen, die als Projektträger für die Sanierungsmaßnahmen der Tagebaue Großkayna und Kayna-Süd zuständig war.

Über die sportliche Nutzung des ehemaligen Tagebaues Kayna-Süd werde ich in den folgenden Beiträgen berichten und hoffe weiter auf ihr Interesse als Leser.

Dr. Dietmar Tauber, Sportverein Großkayna 1922 e. V.