Einweihung der neuen Kegelbahn am 03.07.1976
Einweihung der neuen Kegelbahn am 03.07.1976
Titelbild der Dokumentation „Von der Kohle zum Wasser - 100 Jahre SV Großkayna - Geschichte und Geschichten“
(Fortsetzung von März 2023)
Der Entschluss zum Bau einer neuen Kegelbahn war damit gefasst. Erich Loelke als BSG-Leiter unterstützte die Kegler. Entscheidend war wohl auch, dass sie Gehör bei den Verantwortlichen des damaligen Braunkohlenkombinats Geiseltal mit dem sportinteressierten Direktor Kiontke an der Spitze fanden, der dafür 40.000 Mark bewilligte. Bei der Suche nach einem Bauplatz und vorausgehender Betrachtung mehrerer anderer Varianten erhielt schließlich der Standort in der jetzigen Seestraße den Vorzug. Hier befand sich bis dahin eine Rollschuhbahn. Diese Anlage war an Stelle der ehemaligen Wellblechbaracken in den 60er Jahren entstanden und sollte im Winter als Spitzeisbahn Verwendung finden. Die Nutzung hielt sich aber unabhängig von der jeweiligen Jahreszeit in Grenzen.
Es war von Anfang an klar, dass mit den angekündigten vierzigtausend Mark allein keine Kegelbahn errichtet werden konnte. Der Bau würde nur gelingen, wenn die Kegler mit voller Kraft mitwirken würden. Die Bereitschaft dafür war da, und sie trugen mit tausenden freiwilligen Arbeitsstunden zum Gelingen des Vorhabens bei. „Du kannst gleich da vorne schlafen“ soll manche Frau während der Bauphase zu ihrem Ehemann gesagt haben, der fast nur auf der Baustelle anzutreffen war.
Zum Jahreswechsel 1974/1975 erfolgte die Grundsteinlegung. Die vorhandene Betonplatte der Rollschuhbahn erwies sich als solides Fundament, um darauf die vier Bahnen mit einer damals üblichen Asphaltanlauffläche zu installieren. Neben der bereits erwähnten finanziellen Unterstützung übernahmen Fachabteilungen des Braunkohlenkombinats spezielle Aufgaben. Von besonderem Vorteil war, dass die Kegler mit Rudi Zech einen Investbauleiter des Trägerbetriebes in ihren Reihen hatten, der fachlich versiert den Bau leitete. Der Hauptkassierer der Betriebssportgemeinschaft Heinz Albrecht war für die Überwachung des Einsatzes der zur Verfügung stehenden Finanzmittel verantwortlich, Bernhard Fechner und Ingo Albrecht für die Organisation und den Einsatz der Arbeitskräfte. Der als Kraftfahrer im Braunkohlenwerk beschäftigte Kegler Gerhard Patzschke unterbreitete den Vorschlag, aus dem Betonwerk an der Fernverkehrsstraße zwischen Merseburg und Weißenfels für den Wohnungsbau nicht mehr einsetzbare Fassadenelemente zu beschaffen. Für die Außenwände der Kegelbahn waren sie noch gut zu gebrauchen. Ziegelsteine wurden aus dem Abbruchgebieten von Neumark und Mücheln geholt. Sportfreund Patzschke transportierte sie mit seinem Werkstraktor nach Großkayna. Dort wartete Gunter Rudloff mit seiner Putzkolonne, die Steine wieder in einen einsatzfähigen Zustand zu bringen. Für das Hochziehen der Mauern sorgte eine fleißige Maurerbrigade aus Reichardtswerben.
Die schwer zu beschaffende Kegeltechnik konnte gebraucht von der BSG Aktivist Mücheln erworben werden. Nach nur zweijähriger Bauzeit wurde schließlich am 03.07.1976 die Einweihung gefeiert. Die Übergabe der neuen Anlage wurde durch Werner Weniger als Vertreter des Trägerbetriebes in Bergmannsuniform im Beisein von Gerhard Heinold als Vertreter der Gewerkschaft, dem damaligen BSG-Leiter Erich Loelke, Ingo Albrecht als Sektionsleiter Kegeln und einem Vertreter des Kreisvorstandes des DTSB vorgenommen. Die jungen Sportler waren vor der Kegelbahn in Sportbekleidung angetreten und die Blaskapelle Roßbach spielte zur Untermalung der Veranstaltung.
Das sich anschließende Einweihungsfest blieb den Beteiligten lange in Erinnerung.
Das Eröffnungsturnier bestritten die Oberligamannschaften von Geiseltal Mücheln und Wismut Aue, zwei Mannschaften von Aktivist Großkayna, ISG Lippendorf Neukieritzsch und eine gemischte Mannschaft aus Spielern von Großkayna, Lippendorf und Aue. Erwartungsgemäß belegten die Vertreter der Oberliga die vorderen Plätze.
Zwischen Großkayna, Lippendorf und Aue bestand auch in den Folgejahren ein reger Spielbetrieb. Jedes Jahr traf man sich in Lippendorf zum Tag des Bergmanns. Ingo Albrecht erinnert sich: „Mit dem Aufsetzer fuhr uns Horst Eichner nach Lippendorf. In Großkayna schliefen unsere Gäste im Wohnheim des Braunkohlenwerkes hinter dem ehemaligen Konsum. Gefeiert wurde im Sporthaus auf der Braunsdorfer Kippe. Es waren unvergessliche Tage.“
Nun stand der Sektion Kegeln eine moderne Anlage mit Aufstellautomatik zur Verfügung und die schon vorhandenen Mannschaften erhielten weiteren Zulauf. Es gab fünf Männermannschaften, zwei Frauen- und zwei Seniorenmannschaften sowie mehrere Kinder- und Jugendmannschaften in den verschiedenen Altersstufen. Als Übungsleiter des Nachwuchses waren Heinz Albrecht, Rudolf Bechstedt, Ingo Albrecht, Charlotte Engelhardt, Willi Rumpel und Erna Fischer tätig. Bei den Spartakiaden errangen die Kinder und Jugendlichen viele Einzel- und Mannschaftstitel. Großkayna war führend im Kreis. Die Sektion zählte zu Spitzenzeiten bis zu 136 Mitglieder, davon 60 Kinder und Jugendliche. Erwähnenswert ist, dass die Brigade des Braunkohlenkombinats, die an der Installation der Elektrik der neuen Kegelbahn mitgewirkt hatte, sich zunächst als Volkssportmannschaft und nach kurzer Zeit als eigenständige Mannschaft am Wettspielbetrieb beteiligte.
Nach Ingo Albrecht und Joachim Kebsch übernahm Gerd Pfennighaus 1981 die Leitung der Sektion Kegeln. Als Schwiegersohn der Kegler-Familie Bechstedt war er seit 1976 mit dem Kegelsport in Großkayna verbunden. Auf die enge Verbindung des Sportes mit dem Werk weist die Art und Weise der Übernahme dieser Funktion hin: „Nach einer kurzen Absprache zwischen dem BSG-Leiter und meinem damaligen Vorgesetzten im Werk übernahm ich die Leitung der Sektion Kegeln. Ich hatte ein recht gutes Los gezogen. Die neue Vier-Bahnen-Anlage mit Automatik und Anschluss an das Heizungssystem des Werkes stellte für die damalige Zeit eine der besten Anlagen auf Kreisebene dar. Dazu kam, dass über den Elektro-Anlagenbau des Braunkohlenwerkes eine regelmäßige Wartung der Technik sichergestellt war.“
(Fortsetzung im nächsten Boten des Geiseltales)