Zwischen Kohle und Wasser – 100 Jahre Sportverein Großkayna 1922 e. V. – Teil 15

Die aktiven Sparten: Kegeln - Alle Neune auf vier Bahnen (3)

(Fortsetzung von April 2023)

Auf den neuen Bahnen wurden viele Fremdturniere und Meisterschaften ausgetragen. Als Turnierleiter traten besonders Albert Kellner, Otto Reinecke, Rudolf Bechstedt und Lothar Lemke in Erscheinung.Auf der Grundlage der verbesserten Möglichkeiten stellten sich weitere Erfolge ein. Die Kindermannschaft von Übungsleiter Ingo Albrecht wurde Kreismeister mit 36:0 Punkten. Alle Heim- und Auswärtsspiele sowie drei Turniere auf neutralen Bahnen wurden gewonnen. Zur Mannschaft gehörten Andreas Kühn, Thomas Bartel, Uwe Beyer, Ronald Eckner, Jörg Harth, Roland Weißgerber, Bernd und Donald Pudwel und Steffen Viereckel. Die Mannschaft schaffte den Aufstieg in die Bezirksklasse. Bei den Bezirksmeisterschaften der Kinder konnte Andreas Kühn Platz 1 und Thomas Loelke Platz 3 belegen. Die Erfolge setzten sich in den aus dem Kinderbereich herauswachsenden Jugendmannschaften fort. Die 1. männliche Jugend spielte jahrelang in der höchsten Spielklasse für Jugendmannschaften der DDR. Regelmäßig nahmen Jugendliche aus Großkayna erfolgreich an DDR-Meisterschaften teil.Aus Sicht des Vereins bedauerlicherweise erfolgte in den achtziger Jahren der Vereinswechsel mehrerer Leistungsträger zur BSG Aktivist Geiseltal Mücheln. Mit dem neuen Verein konnten einige von ihnen DDR-Meister, Deutscher Meister und sogar Weltmeister mit der Mannschaft werden. Als Beispiel soll an dieser Stelle Andreas Kühn genannt werden, der 1986 nach Mücheln wechselte. Als ehemaliger Weltmeister und Mitglied der DDR- und gesamtdeutschen Auswahlmannschaft ist er heute noch aktiv im Müchelner Kegelsport tätig. Den Großkaynaer Keglern bleibt die Genugtuung, dass sie den Weg dieser Sportfreunde zum Kegelsport geebnet und den Grundstein für ihre erfolgreiche sportliche Entwicklung gelegt haben. Andreas Kühn wurde 1997 zum Ehrenbürger von Großkayna ernannt.

Die 1. Männermannschaft von Großkayna wurde 1984 Kreismeister und nahm am Aufstiegsturnier zur Bezirksklasse in Weißenfels-Wilhelmshöhe teil. Sie setzte sich gegen fünf andere Mannschaften durch. Damit stiegen die Anforderungen im Wettkampf: Statt 100 wurden jetzt 200 Wurf gespielt. Die Klasse konnte nicht auf Dauer gehalten werden, 1989 gelang allerdings der Wiederaufstieg als Kreismeister in die Bezirksklasse und ein Jahr später in die Landesliga. Zur Verstärkung der Mannschaft konnten mit Frank Büttner und Bernhard Kniewel zwei starke Spieler aus Roßbach nach Großkayna geholt werden.

Im Jahre 1997 kam es zum Anschluss von Kegelsportlern des Kegelsportclubs Krumpa/Freyburg 94 e. V. an die Abteilung Kegeln des Sportvereins 1922. Der Krumpaer Kegelverein KSC 94 e. V. war ursprünglich 1994 aus der Kegelabteilung der BSG Chemie Lützkendorf entstanden. Er hatte sich zuvor durch die Aufnahme von Kegler aus Freyburg verstärkt, die wegen Schließung ihrer Kegelbahn der Grundlage zur Ausübung ihres Sportes beraubt wurden. Für den SV Großkayna 1922 bedeutete die Aufnahme dieser Sportfreunde neben einem Mitgliederzuwachs von rund 20 KeglerInnen und Keglern auch den Erhalt der Zugehörigkeit zur Bezirksliga für die 1. Herrenmannschaft, da der KSC 94 diese Spielberechtigung mitbrachte. Sportlich wäre die Herrenmannschaft von Großkayna am Ende der Spielsaison eigentlich abgestiegen.

Am Ende der Saison 1997/1998 wurde allerdings die wieder sehr erfolgreiche Jugendmannschaft durch Geiseltal Mücheln abgeworben. In der Folgezeit konnte trotz großer Bemühungen nie wieder eine Jugendmannschaft gebildet werden. Im Jahr 2000 gab es in Großkayna noch zwei männliche Seniorenmannschaften, zwei Herrenmannschaften, eine Damenmannschaft und ein Damen-Freizeit-Kegel-Team. Ab 1998/99 konnte für ein Jahr sogar noch eine 2. Damenmannschaft gebildet werden.

Die erste Damenmannschaft errang im Jahr 2000 den Kreismeistertitel und spielte ab der Saison 2001/2002 mehrere Jahre in der Verbandsliga.

Die Abteilung Kegeln erhielt ab dem Jahr 2016 nochmals Zuwachs durch Sportler aus Reichardtswerben bzw. Weißenfels. Dadurch wurde wieder eine Teilnahme am Spielbetrieb mit drei Mannschaften möglich.

Über mehr als ein Jahrzehnt waren Freizeitkeglerinnen Mitglieder im Verein. Die „Montagsfrauen“ stellten aus Altersgründen Ende 2021 den Trainingsbetrieb ein. Noch bis 2019/20 spielte eine Seniorenmannschaft in der Landesklasse, in der Saison 2021/2022 waren noch zwei Männermannschaften auf Kreisebene am Spielbetrieb beteiligt.

Zur Erhaltung der Kegelbahn in einem wettkampffähigen Zustand und Pflege des Umfeldes waren von Anfang an große Anstrengungen der Kegelsportler erforderlich. Noch vor der Wende entwickelte Gerd Pfennighaus, der bis 1998 Leiter der Abteilung Kegeln war, in Zusammenarbeit mit Gerhard Wittka aus dem Elektroanlagenbau des Braunkohlenwerkes im Rahmen einer Neuerervereinbarung ein elektronisches Zählwerk, das auch auf der Kegelbahn in Mücheln zum Einsatz kam. Eine erste größere Weiterentwicklung der Bahn erfolgte im Jahr 1993. Die Asphaltbahnen erhielten den noch heute vorhandenen Kunststoffbelag.

Im Jahre 1998 wurde begonnen, die Kegelanlage und den Sanitärbereich zu modernisieren. Die Finanzierung dieser Arbeiten erfolgte im Wesentlichen aus Mitteln der Abteilung. Die notwendigen Arbeitsleistungen wurden wie gewohnt in freiwilligen Einsätzen der Mitglieder erbracht, wobei für spezielle Arbeiten natürlich auch Fachfirmen herangezogen werden mussten. Zu den Maßnahmen gehörten der Umbau der Viererpässe mit Erneuerung der Prall- und Schlagwände und die Umgestaltung der Umkleide- und Duschräume. Allen Beteiligten wird in Erinnerung bleiben, wie bei den Stemmarbeiten zur Erneuerung der Viererpässe unter der Asphaltschicht die Betonplatte der ehemaligen Rollschuhbahn zum Vorschein kam. Dort war trotz des bekannten Mangels an Baustoffen zu DDR-Zeiten nicht mit Zement gespart worden. Für die Arbeiten hätte es eigentlich Erschwerniszuschläge geben müssen.

(Fortsetzung im nächsten Boten des Geiseltales)

Dr. Dietmar Tauber, Sportverein Großkayna 1922 e. V.