Titel Logo
Bote des Geiseltales - Heimatzeitung der Stadt Braunsbedra
Ausgabe 8/2024
Verschiedenes
Zurück zur vorigen Seite
Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe

Zwischen Kohle und Wasser – 100 Jahre Sportverein Großkayna 1922 e. V. - Teil 28 Die sportliche Nutzung des Großkaynaer Sees - Der Großkaynaer See ist ein Angelgewässer

Petri Heil!

Anglernachwuchs

Everybody likes surfin‘ … auf dem Südfeldsee

Die sportliche Nutzung des Großkaynaer Sees - Der Großkaynaer See ist ein Angelgewässer

Der Großkaynaer See verfügt über einen reichen Fischbestand. In Fachkreisen gilt er als Top-Angelrevier. Die am häufigsten gefangenen Fische sind Karpfen, Hechte, Barsche, Aale, Welse, Karauschen und viele neue Arten. Zielfisch ist allerdings der Karpfen, wobei 30 bis 40 Pfünder auf Grund des Gewässerzustandes keine Seltenheit sind. Der größte gefangene Wels hatte eine stattliche Länge von 1,40 Metern und ein Gewicht von hundert Kilo, der größte Hecht war 1,20 Meter.

Es werden aber nicht nur Fische gefangen. Die im Sportverein organisierten Angelfreunde beteiligen sich auch aktiv an der Hege und Pflege des Bestandes und des Sees. Einsätze werden u. a. zur Beseitigung des durch Badegäste und Gastangler hinterlassenen Mülls durchgeführt.

Es ist allerdings nicht so einfach, sich als Angler in einem Sportverein, der nicht Mitglied im Anglerverband ist, zu organisieren, um seinem Hobby nachzugehen. Wie jeder Angler in Deutschland, braucht man zunächst eine behördliche Erlaubnis, den Fischereischein. Der wird von der für den Wohnort zuständigen Fischereibehörde auf Antrag ausgestellt. Voraussetzung ist dafür, dass man eine Fischerprüfung bestanden hat und ein entsprechendes Zeugnis vorlegt. Die Fischereiprüfung muss nur einmal im Leben abgelegt werden. Damit darf aber immer noch nicht geangelt werden. Es fehlt noch die Erlaubnis eines Fischereiausübungsberechtigten. Das ist in diesem Falle in der Regel ein Anglerverein. Angeln ohne Fischereierlaubnisschein ist Fischwilderei und gilt als Straftat. Die Fischereierlaubnis für Gewässer des Landesanglerverbandes bekommt man durch Mitgliedschaft in einem Angelverein einschließlich der Entrichtung des Jahresbeitrages oder den Erwerb einer Gastkarte. In Sachsen-Anhalt darf der Fischereierlaubnisschein nur für ein Kalenderjahr ausgegeben werden. Für die aktiven Angler des Sportvereins bedeutet das, dass sie parallel Mitglied in einem Anglerverein sein müssen, um diese Bedingungen erfüllen zu können. Damit fallen quasi auch doppelte Beiträge an.

Im Jahr 2009 errichteten die Mitglieder der Abteilung nach anfänglichen Schwierigkeiten in Eigeninitiative und unterstützt von Spenden einen Bungalow als Anglerheim und Bootsliegeplätze. In Spitzenzeiten gehörten der Abteilung fünfundvierzig Mitglieder an. Das jüngste Mitglied war 2010/2011 sechs Jahre alt, das älteste achtzig. Um den daraus erwachsenden Anforderungen zu genügen, erfolgte ein Ausbau des Vereinsheimes. Um bei den Kindern frühzeitig das Interesse am Angeln zu wecken, führte die Abteilung jährlich ein Kinder-Nachtangeln durch. Die Bezeichnung ist allerdings etwas irreführend. Von 2009 bis 2018 verbrachten die Kinder im Sommer jeweils drei Tage am See. Geschlafen wurde in Zelten, am Abend verbrachten sie die Zeit am Lagerfeuer, die Tage an der frischen Luft waren mit Bootstouren sowie Spiel und Spaß am Wasser ausgefüllt. Das fand über Jahre großen Anklang, wie auch jeweils zu Beginn der Sommerferien eine Veranstaltung mit Feuerwehrkindern und deren Betreuern, die für ein Wochenende in der Natur das Grundstück der Abteilung Angeln nutzten.

Die Verantwortung für die Abteilung liegt seit langer Zeit in den Händen von Kati Patzschke und Dana Gall-Damrow. Die Mitglieder treffen sich traditionell jährlich am 1. Mai zum An-Angeln. Beliebt sind bei den Angelsportfreunden auch andere Veranstaltungen, wie z. B. das Nachtangeln. In der Regel zweimal im Jahr führt die Abteilung zur Pflege und Erhaltung ihrer Sportstätte Arbeitseinsätze durch. Die Mitglieder beweisen bei diesen Einsätzen eine hohe Einsatzbereitschaft.

Auf dem Großkaynaer See wird jedoch nicht nur gesegelt und geangelt. Wie bereits an mehreren Stellen angeklungen ist, schrieben die Surfer ein wesentliches Kapitel der Wassersportgeschichte des Sportvereins Großkayna. Nach der vorläufigen Klärung der Grundstückssituation mit der Gemeinde Großkayna gründete sich am 01.01.1994 die Abteilung Surfen und siedelte sich auf dem Gelände des heutigen Sportforums an.

Surfen auf dem Südfeldsee

Woher die Begeisterung für diesen Trendsport genau kam, lässt sich heute nur noch schwer nachvollziehen. Mit großer Sicherheit lässt sich aber ausschließen, dass ein Großkaynaer sie aus Hawaii, wo sie ursprünglich beheimatet war, mitgebracht hat. Denn, wer kam zu dieser Zeit schon nach Hawaii (obwohl es nach der Wende möglich war) und vor allem, wer wäre wieder zurückgekommen?

Fragt man die Surfer, was den Reiz ihrer Sportart ausmacht, bekommt man zum Beispiel von Jürgen Schmidt, der sich mit diesem Thema beschäftigt hat, wahrscheinlich folgende zur Antwort: „Es ist eine Sucht, ein Rausch, eine Herausforderung und die Gemeinschaft mit Gleichgesinnten. Am Anfang steht das Lernen, aber schon nach den ersten erfolgreichen Schlägen und Gleitphasen wird es zur Sucht. Auch wenn Windsurfen zu den Individualsportarten gehört, ist der kollegiale Austausch jenseits des Wassers ein wichtiger Punkt. Man passt aufeinander auf, behält sich auch ohne vorherige Absprache im Blick, fachsimpelt am Strand oder zeigt sich gegenseitig Tricks und Kniffe. Als Windsurfer ist man ein Teil einer großen Familie.“

Europa erreichte das „Stehsegeln“ Anfang der siebziger Jahre. Windsurfer umgab das Image von Freiheit und Naturverbundenheit. Die Großkaynaer Surfer erinnern sich daran, dass die Trendsportart von einigen heute nicht mehr bekannten Naumburgern an den entstehenden Südfeldsee mitgebracht wurde. Schnell begeisterten sich auch Einheimische dafür und engagierten sich in der Sektion Wassersport. Als das Windsurfen in Großkayna noch in den Anfängen steckte, wurden in der Bundesrepublik 1986 bereits 180.000 Surfbretter verkauft.

(Der Beitrag wird in der nächsten Ausgabe fortgesetzt.)

Dr. Dietmar Tauber, Sportverein Großkayna 1922 e. V.