Hier soll der Surfstützpunkt entstehen
Pause am Bau
Geschafft!
Wie der Surfer Jürgen Schmidt berichtet, war es in der DDR nicht so einfach, an ein Surfbrett zu gelangen. Entweder man entschied sich für den Kauf eines Brettes für den stolzen Preis von 2.500 Mark der DDR aus der Konsumgüterproduktion des VEB Waggonbau Ammendorf, oder man baute sich in zeitaufwendiger Arbeit Schicht für Schicht aus Polyester und Glasfasermatten sein Brett selbst. Dann fehlten aber immer noch der Mast, Segel, Schwert und der Anzug. Ein mühsames Geschäft, durch das sich aber die begeisterten jungen Fans nicht von ihrem Sport abhalten ließen.
Mit dem Fall der Mauer war die Materialfrage geklärt. Die Welt stand offen. Es war nur noch eine Frage des Geldes, an welchem Meer und an welchem Surfstrand das Brett zu Wasser gelassen werden konnte. Aber Arbeit und Geld für große Reisen war nicht mehr für alle selbstverständlich. Also wurde verstärkt darüber nachgedacht, wie man die Möglichkeiten vor der eigenen Haustür besser und vor allem auch dauerhaft nutzen konnte. Die Gedanken wurden auch dadurch befördert, dass im Sommer 1993 plötzlich die Zufahrt zum See durch die Errichtung eines Sperrgrabens nicht mehr möglich war. Sollten die Sportler nun ständig ihre Surfbretter und weitere Ausrüstung zu Fuß zum See schleppen? Uwe Wersig und Jürgen Schmidt war klar, dass das Problem dauerhaft nur durch die Organisation der interessierten Sportler in einer Surfgemeinschaft gelöst werden konnte. Das war die Geburtsstunde der eigenständigen Abteilung Surfen innerhalb des Sportvereins Großkayna.
Nach Beratung der Leitung des Sportvereins mit der Bürgermeisterin von Großkayna über die Nutzung der Wasserfläche des ehemaligen Tagebaus Kayna-Süd für den Surfsport wurde am 01.01.1994 die Abteilung gegründet. Gründungsmitglieder waren neben den beiden Ideengebern Henryk John, Rene Werner, Oliver Krulick und Rene Fröhlich. Im Jahr 1995 stießen weitere Surfer zur Abteilung, unter anderen Jörg Buschmann, Jochen Dunzel, Dieter Rossol und Karl-Werner Panzner. Die erste Abteilungsleitung bildeten Uwe Wersig, Jürgen Schmidt und Peter Fröhlich.
Der bisherige Standort für den Wassersport in der Nordwestecke des Sees war aufgrund der Windverhältnisse nicht optimal für die Surfer. Sie machten sich auf die Suche nach einem anderen Platz. Es kostete einige Mühe, den verantwortlichen Mitarbeiter der Verwaltungsgemeinschaft Braunsbedra davon zu überzeugen, einer Planänderung zur Umsiedlung des Surfstützpunktes an das nordöstliche Ufer zuzustimmen.
Das Ergebnis fand seinen Niederschlag in dem bereits genannten Pachtvertrag mit der LMBV, der vom Vorsitzenden des Vereins Hartmut Tauber am 28.10.1997 unterschrieben wurde. Für die 1000 m² Fläche war eine Jahresmiete von 1.200 D-Mark fällig, wobei jegliche entstehende Kosten für die Versorgung des Grundstückes, wie z. B. mit Strom und Wasser vom Pächter zu tragen waren. Falls erforderlich, hatte der Pächter in seinem Namen und zu seinen Lasten selbständig Lösungen in Abstimmung mit dem Verpächter zu schaffen. Sechs Jahre später wurde der ebenfalls bereits erwähnte Kaufvertrag geschlossen.
Auf der Grundlage des Pachtvertrages verfügte die Abteilung Surfen endlich über ein eigenes Grundstück. Die Euphorie war riesig. Die Ideen und Wünsche überschlugen sich. Aus dem geplanten diebstahlsicheren Container für die Surfausrüstungen wurde gedanklich ein eingeschossiges Haus. Auf dem Tagebaugelände mit den Abraumböschungen sah schon mancher einen Speedkanal entstehen. Langsam zog Realismus ein und Bauingenieur Jürgen Schmidt erstellte ein Projekt für ein Gebäude, das den Anforderungen der Surfer entsprach. Nach Erteilung der Baugenehmigung erfolgte anlässlich des 75. Jahrestages des Bestehens des Sportvereins der erste Spatenstich. Die Grundsteinlegung wurde durch den Großkaynaer Kegelweltmeister Andreas Kühn wenig später vorgenommen.
Mit zwei Betonmischern und zwanzig Leuten begannen noch im Winter die Fundamentarbeiten. Sehr vorteilhaft wirkte sich der hohe Anteil von Handwerkern an den Mitgliedern der Abteilung aus, so dass die Arbeiten zügig voran gingen. Da die finanziellen Mittel knapp waren, stand von Anfang an der Einsatz von Manpower an erster Stelle. Einen Höhepunkt stellte das Richtfest dar. Fachkundige Surfer zimmerten den Dachstuhl zusammen und setzten die Richtkrone. Aus gegebenem Anlass genehmigten sich die Mitglieder der Abteilung ein Spanferkel, etwas Bier und einige andere Getränke.
Am 5. September 1998 fand nach etwas mehr als einjähriger Bauzeit die Einweihung durch den Landrat Tilo Heuer statt. Die Mitteldeutsche Zeitung schrieb damals: „Insgesamt wurden 330 Arbeitstage, das entspricht 10.000 freiwilligen Stunden an dem Objekt geleistet“ sagte Hartmut Tauber, Vorsitzender des Sportvereins, in seiner Ansprache. Jedes Mitglied der Abteilung Surfen habe somit 13 bis 15 Tage uneigennützig am Bau mitgearbeitet. (…) Mit dem Haus, in dem nicht nur die Sportgeräte untergebracht sind, sondern auch das Vereinsleben stattfinden soll, habe man einen Wert von 120.000 Mark geschaffen, wovon 25.000 Mark für Material investiert wurden. Diese Summe wurde zum großen Teil von den Sportlern selbst aufgebracht. Zudem gab es einen Zuschuss von der Kommune in Höhe von 7.000 Mark und 5.000 Mark vom Landessportbund.“
Der Bürgermeister von Großkayna Wilfried Burkhardt wies in seiner Ansprache auf die besondere Bedeutung des Baues für die Entwicklung des Südfeldsees hin: „Der Surfstützpunkt ist ein Anfangsbaustein.“ (Bild 3)
tte dienten dem weiteren Ausbau des Surfstützpunktes, der Gestaltung des Umfeldes um das Gebäude und der Freiflächen bis zum Seeufer.
(Der Beitrag wird in der nächsten Ausgabe fortgesetzt.)