Sechsundsiebzig, Vierundachtzig, 2025 …
…nein, keine neue Fußball-Hymne.
Sondern in jedem dieser Jahre eine Hochzeit, eine kirchliche Trauung in der Dorfkirche zu Reipisch. Fast hatten wir vergessen, dass in unserer Kirche auch geheiratet werden kann. Schließlich ist es 41 Jahre her, dass in Reip´sch ein Paar kirchlich getraut wurde. Und dann das: unsere Vereinsmitglieder und Nachbarn, Christiane und Ronny, gaben bekannt, dass sie am 23.08.2025 in unserer Kirche getraut werden und das kleine Töchterchen getauft wird. Die Nachricht war der Hammer, wir waren total aus dem Häuschen. Eine Trauung in unserer Kirche - großartig. Sofort wurden Pläne geschmiedet, wann geputzt, das Taufbecken aufgehübscht, der Rasen gemäht und Hecke geschnitten wird. Alle Arbeiten wurden verteilt. Die Mitglieder des Heimatvereines und ehemalige Mitglieder hatten alles im Griff.
Das zukünftige Brautpaar hatte uns wissen lassen, dass alle Reipischer, die zur Trauung kommen möchten, auch anschließend zum Sektempfang und zum Kaffeetrinken eingeladen sind. Die Brautleute wünschten sich dafür keine Geschenke, sondern lediglich je einen Kuchen.
Dann kam der große Tag. Am frühen Morgen wurden noch die Zelte auf dem Platz der Generationen aufgestellt, Tische und Bänke eingerichtet und alles dekoriert. Das sehr umfangreiche Kuchenbuffet wurde liebevoll aufgestellt und der Sektempfang vorbereitet. Jetzt war es auch für uns Zeit, in die Kirche zu gehen. Unsere Mitglieder Marcel Häßler und Robert Wilsch läuteten zu diesem außergewöhnlichen Anlass beide Glocken unserer Kirche, ein Gänsehautmoment.
Die Kirche war bis auf den letzten Platz gefüllt. Altar und Taufbecken waren mit wundervollen Blumen geschmückt. Unter dem Geläut der Glocken betrat nach 41 Jahren wieder ein Brautpaar die Kirche. Sie hatten ihre kleine Tochter auf dem Arm und sahen wunderschön aus. Unter den Klängen der Orgel, die von Domkantor Stephan Mücksch gespielt wurde, nahm das Brautpaar Platz. Pfarrer Bernhard Halver hielt den Gottesdienst ab, traute das Paar und taufte ihre Tochter. Es war ein sehr emotionaler Moment und kaum ein Auge blieb trocken. Nach dem Ende der Zeremonie bildeten die Mitglieder des Heimatvereins, Verwandte und Freunde des Paares ein Rosenspalier und gratulierten mit unzähligen Seifenblasen. Vor der Kirche hielten Kinder mit bunten Bändern und Blumen das Brautpaar auf - ein alter Brauch, denn erst wenn die Kinder vom Bräutigam ein paar Münzen bekommen wird der Weg freigegeben. Nach dem nun noch die obligatorischen Fotos geschossen wurden, ging es zum Sektempfang. Doch was wäre eine solche Hochzeit ohne einen Sägebock, einen Holzstamm und eine Säge. Natürlich war auch das vorbereitet. Das Brautpaar schlug sich wacker, nach anfänglichen Schwierigkeiten hatten sie den Stamm bald durchgesägt. Jetzt wurde auf das Brautpaar angestoßen und anschließend Kaffee getrunken. Auch wenn uns der Wind ab und an kräftig zu schaffen machte war es ein wunderschöner Tag. Die Hochzeitsgäste verließen nach und nach unseren Platz um den Abend noch zu feiern.
Wir, die Mitglieder des Heimatvereines bauten alles wieder ab, räumten auf und ließen den Tag noch einmal Revue passieren. Wir erinnerten uns an die Zeit, in der die Kirche wegen Baufälligkeit gesperrt wurde. Damals, um die Jahrtausendwende war noch völlig unklar wie es hier weitergehen sollte. Aber einige beherzte Vereinsmitglieder sagten sich: „Die Kirche muss im Dorf bleiben“ und starteten, ohne zu wissen worauf sie sich einlassen, eine langwierige Rettungsaktion. In den folgenden Jahren versuchten wir, Fördermittel zu bekommen, erwirtschafteten durch verschiedene Veranstaltungen unseren vorgegebenen Eigenanteil und stellten (nicht nur kleine) Bauabschnitte immer wieder in Eigenleistung mit Unterstützung unserer Einwohner fertig. Ich denke besonders an die große Aktion mit dem Verkauf „symbolischer Dachziegel“, die ihren Abschluss in der Barbara-Halle in Braunsbedra fand. Nach vielen Jahren unermüdlicher Anstrengungen hatten wir endlich das Geld für Ringanker, Dachstuhl und Ziegel zusammen. Doch es brauchte noch einiges an Eigenleistungen und Spenden, damit unsere Kirche zu dem Schmuckstück werden konnte, das es heute ist. Ein Lohn für die jahrelange unermüdliche Arbeit war der Gottesdienst am 23.08.2025. Und ähnlich wie beim Fußball hoffen auch die Reip‘scher, dass der nächste Sieg bzw. die nächste kirchliche Trauung nicht wieder vierzig Jahre auf sich warten lässt.
(Weitere Fotos zum Heimatverein, zur Partnerstadt Ziegenrück und zur Kirchlichen Trauung finden Sie demnächst in der Galerie unserer Homepage: www.reipischer-heimatverein.de) Reipisch, August 2025