Gleich zu Beginn des neuen Schuljahres fuhren die drei 10. Klassen der Oberschule nach Jamlitz bei Lieberose. Manche von uns Schüler*innen kannten den Ort Jamlitz, weil Verwandte dort wohnen; dass dort jedoch von 1943 bis 1945 ein Außenlager des Konzentrationslagers Sachsenhausen errichtet war, wusste keiner. Heute ist ein Teil des ehemaligen Außenlagers eine Gedenk- und Dokumentationsstätte und der Bahnhof, an dem die Häftlinge ankamen, um im nahe gelegenen Lager zu arbeiten, ist stillgelegt. Heute heißt das Gebäude „Justus-Delbrück-Haus“ und fungiert als soziale Einrichtung für sogenannte ehemalige „Straßenkinder“.
Die Klasse 10 a, begleitet von Frau Bär, Frau Pohl und Frau Twartz als Lehrkräfte, wurde vor dem Bahnhofsgebäude von den Mitarbeiter*innen begrüßt, zum Beispiel von Frau Quint, Leiterin des „Justus Delbrück-Hauses“, von Herrn Dr. Weigelt, Leiter der Gedenk- und Dokumentationsstätte und dem Bildungsreferenten Herrn Larisch.
Dann ging es sofort in die Arbeitsgruppen.
Schon bei der Vorbereitung des Projekttages in der Schule haben wir zwischen drei Themenbereichen gewählt. So befasste sich eine Gruppe mit Briefen und Tonaufnahmen von Häftlingen und Überlebenden, die in Jamlitz gefangen gehalten worden waren. Eine andere Gruppe hatte die Möglichkeit, auf Spurensuche zu gehen und auf dem Gelände des ehemaligen Außenlagers nach Überresten zu suchen, denn die Baracken und die Zäune stehen heute nicht mehr. Aber der Weg, auf dem die Häftlinge zum Lager gegangen sind, wurde abgelaufen. Die dritte Gruppe befasste sich mit Biografien von jungen Erwachsenen, die in der sozialen Einrichtung des Bahnhofs lebten, so wurde auch ein Interview mit einem ehemaligen Bewohner geführt. Thema war u. a., dass Kinder, die auf der Straße lebten, weil sie keine andere Möglichkeit hatten, im NS-Regime ausgegrenzt und getötet wurden.
Nach der Arbeitsphase und einem gemeinsamen Mittagessen stellten die drei Gruppen ihre Arbeitsergebnisse gegenseitig vor. Jede Gruppe hatte ihre eigene Art der Präsentation gefunden: Es wurde ein Interview vorgeführt, ein Rollenspiel gespielt und Fotos, die von den Überresten mit dem Handy gemacht wurden, gezeigt.
Am Ende durften alle Schüler*innen noch das symbolische Grab für die Ermordeten und die Infotafeln auf dem Gelände des ehemaligen Außenlagers begutachten.
Es war für alle ein sehr lehrreiches und informatives Projekt, das wir Schüler*innen auch gerne weiterempfehlen möchten. Es ist berührend zu wissen, dass ganz in der Nähe, wo wir leben und zur Schule gehen, ein Außenlager eines Konzentrationslagers war, wo Menschen einfach aufgrund ihres Glaubens oder ihres Lebensstils eingesperrt und umgebracht wurden.