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Burger Spreewald Zeitung - Amtsblatt für das Amt Burg (Spreewald)
Ausgabe 12/2023
Aktuelles
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Der Friedhof gehört zum Dorf und der Tod zum Leben dazu

Zum ersten Mal gab es einen Rundgang für Kinder auf dem Burger Friedhof, verbunden mit einem Besuch beim Steinmetz.

Erste Führung für Kinder auf dem Burger Friedhof

Der Friedhof in Burg (Spreewald) scheint nicht der geeignete Ausflugsort für fünfjährige Kinder zu sein. Und doch ist beim Rundgang keine Bedrückung bei den Kindern aus der Blümchengruppe der Gesundheitskita „Spreewaldlutki“ zu spüren.

Es ist der erste Rundgang für Kinder, der von der Friedhofsverwaltung organisiert wurde. Ganz behutsam und dem angepasst, was sie begreifen können in diesem Alter, führt Sachbearbeiterin Sandra Schenker die Kinder über das weitläufige Areal. Sie versucht die Frage zu beantworten, vor der sich Eltern oftmals fürchten: Was ist der Tod? Sie möchte das Thema enttabuisieren. Ein Friedhof gehöre schließlich zum Dorf und der Tod zum Leben dazu. „Ich habe beobachtet, dass die Kinder damit ganz unbefangen umgehen“, sagt Sandra Schenker.

Vor den großen Bäumen mit ihren Gräbern fragt ein Kind: „Warum ist das Grab kleiner als die anderen?“ Behutsam erklärt Sandra Schenker den Unterschied zwischen einer Urnenbeisetzung und einer Sargbestattung. Viele Kinder plappern drauflos; sie wissen, dass es im Sarg eine kuschelige Decke und ein Kissen gibt. Vorsichtig fragt sie, was man denn noch alles mit hineinlegen kann? Die Mädchen sind sich einig, dass Schmuck und eine Brille sehr wichtig sind.

Stolz halten die Kinder Blumen in der Hand; am Grab der kürzlich bestatteten Kindergärtnerin bleiben sie stehen. Sie singen ihr ein Lied, platzieren ihre Blumen am schönsten Platz und schicken liebe Wünsche gen Himmel. Plötzlich blinzelt sogar die Sonne kurz durch die dicke Wolkendecke. Ganz aufmerksam und still werden die sonst so lebhaften Kinder in der Trauerhalle. Bei leiser Musik wird kurz innegehalten. Dann erklärt ihnen Friedhofsgärtnerin Heidi Zahn ihre wichtigsten Aufgaben auf dem Friedhof.

Thalia möchte unbedingt noch bei ihrer Oma vorbeischauen, denn sie weiß schon genau, wo sich ihr Grab befindet. Beim Abschied sagt sie ganz leise „Auf Wiedersehen Oma“. Abschließender Höhepunkt war der Besuch beim Steinmetz Hagen Schaffarzick. Die Grabsteine anfassen und fühlen war besonders spannend für die Kinder; mal glatt, mal rau und mal ganz glitzernd. Unterschiedliche Materialen und Formen kämen teilweise aus der ganzen Welt per Schiff zu uns, erzählte Michael Schneider, Mitarbeiter der Firma. Die goldene Schrift hatte es den Kindern angetan. Das Werkzeug des Steinmetzes in den Händen halten, fand Max sehr spannend.

„Kinder sollen so früh wie möglich merken: Das ist normal“, sagt Sandra Schenker. „Ich denke, die Angst, dass die Kinder dadurch traumatisiert werden könnten, ist zumeist unbegründet“. Deshalb möchte sie zu Besuchen auf dem Friedhof anregen, um so mögliche Hemmschwellen abzubauen. Das ist auch das Ziel dieser Kinderführung.