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Burger Spreewald Zeitung - Amtsblatt für das Amt Burg (Spreewald)
Ausgabe 2/2023
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Auch beim Mittagessen hört der Unterricht nicht auf

Mit dem Projekt „Zorja“ in die niedersorbische Sprache eintauchen

Ein sehr altes, slawisches Wort steht für den Aufbruch in eine neue Form des Sprachenlernens in der Niederlausitz: „Zorja“, die Morgenröte und auch Lichtgöttin der slawischen Mythologie. Ab September sollen die ersten acht bis zehn Erwachsenen in zehn Monaten - fünf Tage pro Woche, sechs Stunden am Tag - ganz intensiv in die niedersorbische Sprachwelt eintauchen.

Es ist wohl kein Zufall, dass ausgerechnet drei junge Dissener*innen dieses Sprachprojekt initiierten: Maximilian Hassatzky, Gregor Kliem und Charlotte Kuschka sind in einem Umfeld aufgewachsen, in dem nicht nur die sorbischen/wendischen Traditionen gepflegt werden, sondern auch die Sprache in vielen Familien noch zum Alltag dazugehört. 2019 war Gregor Kliem in das wissenschaftliche Projekt „SMiLE – Sustaining Minoritized Languages in Europe“ (dt. „Erhalt von Minderheitensprachen in Europa“) involviert. In diesem Rahmen hatten seine beiden Mitinitiatoren die Möglichkeit, nach Kanada zu reisen, um an einer UNESCO-Konferenz für indigene Sprachen teilzunehmen. „Ich hatte nicht geglaubt, so viele Leute zu treffen und inspirierende Projekte kennenzulernen, dass wir mit einer kompletten Idee für ein Projekt nach Hause fahren würden“, erzählt Maximilian Hassatzky rückblickend. Inspirierend seien die immersiven Sprachprojekte der Salish- und Mohawk-Indianer gewesen, in der seit 2001 Erwachsene lernen, ihre fast verlorene Muttersprache wieder fließend zu sprechen. Ein positives Beispiel gibt es auch bei den Bretonen in Frankreich, in denen bereits an vier Sprachschulen neunmonatige Intensivkurse für Erwachsene laufen.

Mit ihrer Idee eines immersiven Sprachprojektes für Niedersorbisch fanden sie beim Land, insbesondere beim Referenten des Landesbeauftragten für die Sorben/Wenden, Měto Nowak und bei der Domowina Unterstützung. Von hier kam die Idee, das Projekt im Rahmen des Strukturwandels fördern zu lassen. „Zorja“ ist eine wichtige Komponente im „Masterplan zur Revitalisierung der sorbischen Sprache“ und nun bis ins Jahr 2031 gesichert. Die Förderung beinhaltet ein Stipendium für die Teilnehmenden, damit diese ihren Lebensunterhalt während des zehnmonatigen Intensivsprachkurses bestreiten können. Dieser ist nicht mit einem klassischen Sprachkurs zu vergleichen, sondern eher mit einem „Auslandsjahr in der Heimat“, so Hassatzky. Eine natürliche Lernumgebung soll dabei helfen, in die niedersorbische Sprache einzutauchen. Neben dem Unterricht werden die Teilnehmenden Exkursionen unternehmen, gemeinsam kochen und Praktika in sorbischen/wendischen Institutionen absolvieren. „Auch beim Mittagessen hört der Unterricht nicht auf“, beschreibt Maximilian Hassatzky, heute Projektleiter bei der Domowina Niederlausitz Projekt gGmbH. Jede/r bekommt zudem eine/n persönliche/n Mentor*in an die Seite, um das Lernen zu intensivieren.

Am 1. September soll der erste Kurs starten. Zwei Dozent*innen konnten bereits gewonnen werden, die sich in den nächsten Monaten mit den modernen Unterrichtstechnik befassen, Aktivitäten planen und Unterrichtsmaterialien zusammenstellen werden.

Unterdessen läuft bis zum 31. März die Bewerbungsphase für die Teilnahme. „Kernzielgruppe sind die 18- bis 35-Jährigen“, sagt Maximilian Hassatzky, „Aber grundsätzlich sind wir offen für alle.“ Auch Vorkenntnisse sind nicht zwingend erforderlich. „Wichtiger ist die Motivation!“

Alle Informationen gibt es auf www.zorja.org