Die diesjährige Geschichte für die Spreewälder Sagennacht stammt von der Cottbuser Comic-Künstlerin Siggiko (Foto). Dahinter steht eine junge Frau, gebürtig in den USA und seit sechs Jahren in der Lausitz zu Hause.
Sie stammen aus den USA. Wie sind Sie in der Lausitz gelandet?
Bei meinem Studium in den USA habe ich meinen heutigen Ehemann kennengelernt. Er hat an derselben Uni ein Auslandsjahr absolviert und blieb dann. Er hat dort weiter studiert und wir haben beide in Germanistik promoviert. Anschließend sind wir nach Deutschland gezogen. Das war 2019. Ich hatte ein Stipendium an der Freien Universität und dann bekam mein Ehemann auch noch eine Stelle an der Humboldt-Universität zu Berlin. Aber nach etwa zwei Jahren wollten wir raus aus der Hauptstadt und zogen nach Cottbus um. Mein Ehemann hat sorbische Wurzeln, hat am Niedersorbischen Gymnasium gelernt und ist inzwischen an der TU Dresden, wo er am Aufbau der Sorabistik beteiligt ist. Er muss leider pendeln, weil wir trotzdem in Cottbus bleiben wollen, um Teil der hiesigen sorbischen Community zu sein.
Der Sprung von der Wissenschaft zum professionellen Zeichnen von Manga ist ungewöhnlich.
Ich habe eigentlich schon immer Manga gezeichnet, seit der Welle in den 90er Jahren. In Deutschland nach dem Studienabschluss wurde es zu einem Nebenjob. Geschichten selber schreiben und illustrieren war immer mein Wunsch. Dann trat eine Zäsur ein: Meine befristete Stelle an der BTU lief aus und ich fragte mich: eine neue Stelle oder die Selbstständigkeit wagen.
Und Sie sind erfolgreich.
Als Siggiko arbeite ich an mehreren Comic-Buch-Projekten. Ein Comic-Buch zu zeichnen dauert leider sehr lange, aber ich werde mein erstes hoffentlich nächstes Jahr veröffentlichen. Daneben habe ich Aufträge wie z.B. für das Wendische Museum in Cottbus angenommen, dessen Maskottchen ich letztes Jahr entwickelte. Logos und andere grafische Arbeiten habe ich für regionale sowie internationale Auftraggeber, wie etwa Amt Peitz oder Google, gestaltet. Der mir wichtigste Auftrag ist aber derzeit ein fortlaufender Comic in den sorbischen Kinderzeitschriften „Plomje“ und “Płomjo”.
Wie kam es zur Zusammenarbeit für die Spreewälder Sagennacht?
Ich habe mit der Kurzgeschichte „Die Njewjedriskower Mühle“ den ersten Preis im deutschsprachigen Bereich beim Literaturwettbewerb der Domowina Niederlausitz gewonnen. Das brachte Aufmerksamkeit und das Sorbische National-Ensemble hat gefragt, ob ich eine Idee für die Sagennacht habe.
Woher haben Sie sich die Inspiration geholt, um in die sorbische Sagenwelt einzutauchen?
Durch meinen Ehemann habe ich die sorbische Kultur kennengelernt und ich habe viele Märchen aus dem 19., 20. und 21. Jahrhundert gelesen. Es sollte eine Geschichte sein, die einfach zu erzählen ist, aber auch spannend für die Gäste, die die Spreewälder Sagenwelt noch nicht so kennen. Es ist ein bisschen wie das Märchenballett „Der Nussknacker“, der ja auch in eine Abenteuergeschichte stürzt. Obwohl ich beim Schreiben versucht habe, dem Kern der sorbischen Sagenwelt treu zu bleiben, ist es dennoch meine Botschaft, dass alte Geschichten sich auch weiterentwickeln dürfen.