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Burger Spreewald Zeitung - Amtsblatt für das Amt Burg (Spreewald)
Ausgabe 8/2025
Aktuelles
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Die schönste Arbeit von der Welt

Bürgermeister Fred Kaiser und Babette Zenker beim 20. Geburtstag des Heimatmuseums 2003: Wenn Babette Zenker die Mutter des "Babys Heimatmuseum“ sei, so sei Fred Kaiser der Vater, sagte Nico Jarick, Bürgermeister von Dissen-Striesow/Dešno-Strjažow, bei der Abschiedsfeier für die langjährige Museumsleiterin. Daneben habe das „Baby“ viele Onkels und Tanten, Omas und Opas, die es unterstützen.

Landrat Harald Altekrüger (m.) und die kreisliche Sorben-/Wendenbeauftragte Romy Ruff (l.) dankten Babette sehr herzlich für ihr langjähriges Engagement, das ihre tiefe Verbundenheit zur Lausitz und zum Spreewald zeige. Altekrüger: "Sie kennt jeden Winkel des Museums und sicher auch jedes Exponat." Auch Amtsdirektor Tobias Hentschel (mit Schiebermütze) ließ es sich nicht nehmen, der langjährigen Museumsleiterin zu danken.

Museumsleiterin Babette Zenker wurde in den Ruhestand verabschiedet

Eine Ära geht zu Ende: Nach über 32 Jahren im Dienste des Heimatmuseums in Dissen/Dešno ging die Leiterin Babette Zenker am 1. August in den Ruhestand. Die gute Nachricht: Als „aktive Unruheständlerin“ bleibt sie dem Museum und den Menschen erhalten.

„Ich kann mein Baby nicht einfach weggeben, nicht von 100 auf Null runterschalten und bin dankbar, dass ich noch etwas anwesend sein darf“, sagte Babette Zenker beim Abschied. Bis 2027 wird sie noch das Ankerpunkte-Projekt begleiten; die Verantwortung für das Heimatmuseum jedoch weitergeben an ihre Nachfolgerin Katrin Schwella.

Ihren ersten Ruhestandsmonat möchte sie für sich und die Familie nutzen: Fahrradfahren, Enkelkinderdienst, Lesen, Städtereisen, so viel Kultur mitnehmen, wie möglich.

Kultur, die hat sie schon in die Wiege gelegt bekommen. Aufgewachsen in Ströbitz und Hoyerswerda kam sie dank ihrer kulturbegeisterten Eltern schon früh mit vielen Künstlerinnen und Künstlern, Schriftstellerinnen und Schriftstellern in Kontakt. Mutter Waltraut Skoddow († 2014) war selbst Schriftstellerin. Die Liebe zur Geschichte der Lausitz hat ihr Vater Helfried vermittelt. So ist es nicht verwunderlich, dass Babette nach dem Abitur in die Kulturarbeit wollte. Eigentlich nur als „Wartesemester“ gedacht begann sie 1981 ihre Tätigkeit im Bezirkskabinett für Kulturarbeit in Cottbus und blieb dort bis zur politischen Wende, unterbrochen von einer mehrjährigen Delegierung in das Organisationsbüro des Bezirkes Cottbus für die 750 Jahrfeier von Berlin (1987) und die Tage der Volkskunst im Palast der Republik. Bereits 1986 hatte sie ihr Fernstudium für Kulturwissenschaft und Volkskunstmethodik in Leipzig begonnen, dass sie glücklicherweise 1990 noch erfolgreich beenden konnte. „Es war nicht leicht, mit zwei kleinen Kindern arbeiten und studieren; und auch mein Mann befand sich im Fernstudium“, erinnert sie sich. „Abwasch war da schon Erholung und Entspannung.“ Mit der Wende arbeitslos geworden war es ein glücklicher Umstand, als ihr zum Januar 1993 die ABM-Stelle in der 1983 in der alten Schule eröffneten Dissener Heimatstube angeboten wurde. Ganz lange war sie hier die einzige Mitarbeiterin des Fördervereins, der sich 1991 unter Erika Jahn gegründet hatte. Zwei Räume hatte die Heimatstube damals. 1993 gestaltete Babette Zener ihren ersten Museumsraum selbst, die bäuerliche Küche. Im Bezirkskabinett hatte sie von Christa Rippl lernen können, wie man Ausstellungen spannend gestaltet. Als dann die Kita nach Striesow umzog, konnte sich das Heimatmuseum mit vielen neuen Möglichkeiten, das bäuerliche Leben, die Traditionen und Kultur der Sorben/Wenden zu zeigen, weiterentwickeln. Daneben war es ihr ein Anliegen, auch der Lausitz Kunstszene eine Plattform zu geben. Eine weitere Herzensangelegenheit ist die museumspädagogische Arbeit. Von Anfang an bot Babette Zenker die heute berühmten Ostereierkurse an. Heute gibt es zahlreiche weitere Projekte für Familien und Schulklassen vom Buttern bis zur Bratapfelzeit.

Die Besucherzahlen von einst 400 stiegen von Jahr zu Jahr (heute über 12.000) und das Museum wurde auch im Dorf sichtbarer, die Menschen nahmen es an. Viele schöne und wertvolle Exponate spendete die Einwohnerschaft dem Museum. „Das Selbstbewusstsein in Dorf ist gewachsen, man spürte den Stolz auf die Herkunft, und dass das nicht nur alter Krempel ist, was man im Keller hatte“, erzählt Babette Zenker. Mit dem Projekt Ankerpunkte wurde das Dorf noch mehr ins Museum geholt und das Museum ins Dorf gebracht: die Proben der Passionssängerinnen, Keramikkurse, Plauderstübchen in Striesow/Strjažow… Auch als „Dienstleister“ versteht sich das Museum, unterstützt und organsiert die großen und kleinen Feste im Dorf mit, wie die 550-Jahrfeier, den Gurkentag oder das Brandenburger Dorf- und Erntefest.

Von Märchenveranstaltungen mit Bernd Pittkunings, übrigens ihr erster Mitarbeiter in der Heimatstube, zum heutigen Slawischen Märchenfestival. Vom Mittelalterfest mit dem Verein „Družyna byk“ hin zum Freiluftmuseum „Stary lud“. Der Zusammenschluss des Lausitzer Museenlandes… Babette Zenker hat sich mit viel Herzblut und Leidenschaft der Entwicklung des Dissener Heimatmuseums und auch der Lausitzer Museenlandschaft gewidmet. „Ohne das Engagement von Fred Kaiser, der die Gemeindevertretung überzeugte und die Gemeinde mitgerissen hat, wäre vieles nicht gegangen“, sagt Babette Zenker. Und natürlich sind da der Förderverein und die vielen Ehrenamtlichen, die sich auch ohne Mitgliedschaft engagieren, Führungen übernehmen oder Kuchen backen. Besonders aber denkt sie an ihr Team, das all ihre wilden Ideen umgesetzt und noch etwas dazu gegeben hat, wie sie auf der Abschiedsfeier dankte. „Ich weiß, dass das Museum in guten Händen ist!“ (K. Möbes)