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Burger Spreewald Zeitung - Amtsblatt für das Amt Burg (Spreewald)
Ausgabe 9/2023
Aktuelles
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Eine 90-jährige Familientradition

Das Gemälde zeigt die Spreewald-Drogerie am alten Standort Bahnhofstra0e/Ecke Festplatz, heute Bäckerei Kschiwan.

Hans Haferkorn 1968 im damals neu gestalteten Verkaufsraum.

Die Spreewald-Drogerie Haferkorn schaut auf eine bewegte Firmengeschichte zurück

Erstmals wird es beim Heimat- und Trachtenfest eine Traditionsmeile geben. Hier präsentieren sich zehn Vereine, Gruppen und Unternehmen, um das sorbische/wendische Leben, Traditionen und Trachten zu zeigen. Mit dabei die Drogerie Haferkorn, ein Geschäft mit 90-jähriger Tradition.

Bereits am Ende der 20er Jahre soll es in Burg eine Drogerie unter der Adresse Burg 145 (heute Hauptstraße) gegeben haben. Eröffnet wurde sie vom Drogisten Göhle, der sie aber nur zwei Jahre betrieben haben soll, weil er das feuchte Spreewaldklima nicht vertragen habe, so ist es in Aufzeichnungen im Archiv der Heimatstube zu lesen. Es ist nicht nachzuvollziehen, ob Herbert Haferkorn die Drogerie von Herrn Göhle direkt übernommen und zuerst am alten Standort weiterbetrieben hat.

Fest steht, dass er im September 1933 im Eckhaus am heutigen Festplatz Bahnhofstraße/Am Hafen die Spreewald-Drogerie eröffnet hat. Erst später wurde das Gebäude am heutigen Standort gebaut.

Anfänglich umfasste das Sortiment der Drogerie Tees, Einreibungen und verschiedene Haushaltswaren. Nachdem Sohn Hans Haferkorn das Geschäft im Jahr 1959 übernommen hatte, erweiterte er nach und nach das Angebot. In dieser Zeit wurde das Geschäft Kommissionshändler der staatlichen Handelsorganisation (HO). Damit konnte zwar ein umfangreiches Warenangebot abgesichert werden, aber Mangel gab es trotzdem in einigen Bereichen. Wenn die Spreewald-Drogerie montags geschlossen hatte, fuhr Hans Haferkorn direkt zu den Herstellern, um für die Kundschaft Waren zu ordern. So wurden auch Tapeten direkt ab Werk geholt. Dabei habe es sich zumeist um 2. Wahl und Meterware gehandelt, erinnert sich Sohn Andreas Haferkorn. In Burg wurden die Rollen dann abgewickelt, der Fehler gesucht, die Tapete auf die handelsübliche Länge zugeschnitten und neu aufgerollt. Auch Lackfarben wurden selber gemischt und abgefüllt sowie geleimte Wandfarbe selber hergestellt.

Die Spreewald-Drogerie war zu dieser Zeit auch Großhändler für die Versorgung von „gesellschaftlichen Bedarfsträgern“. Über Burg liefen dann zum Beispiel die Waschpulverlieferungen für Großbetriebe wie das RAW und die Reichsbahn in Cottbus oder die Kraftwerke in Jänschwalde und Schwarze Pumpe.

1986 hat der erst 24-jährige Andreas Haferkorn die Geschäfte übernommen. Ihm gelang es, die Drogerie durch die unsichere Wendezeit zu führen. Leider mussten in dieser Zeit Beschäftigte entlassen bzw. in die Rente verabschiedet werden. Das Sortiment wandelte sich, doch einige landtypische Waren blieben, wie Sämereien, Werkzeuge, Düngemittel, Vogelfutter, kleinere Werkzeuge usw.

In vierter Generation führt heute Robert Haferkorn den Familienbetrieb. Neben dem klassischen Drogeriebedarf sind es heute auch Geschenkartikel und Spreewaldprodukte, die angeboten werden. Mit selbst entwickelten Produkten, wie dem Spreewaldtaler oder Seife aus Leinöl und Burger Sole, möchte man neue Nischen bedienen.