Am Samstag, den 22.04.2023, haben Sie, sehr geehrte Bürgerinnen, sehr geehrte Bürger, liebe Gäste der Stadt Bad Gottleuba-Berggießhübel, sich sicherlich gewundert, warum so viele Feuerwehrfahrzeuge in unserem Stadtgebiet unterwegs waren? Der Grund war ein gemeinsamer Ausbildungstag unserer 6 Stadtteilfeuerwehren. Der Einladung zu dieser Ausbildungsmaßnahme folgten 54 ehrenamtliche Kameradinnen und Kameraden. Wir trafen uns um 07:30 Uhr auf dem Firmengelände der Eloma GmbH in Berggießhübel. Dort angekommen erfolgte die Begrüßung durch die Stadtwehrleitung und die Fahrzeugeinteilung. An diesem Tag galt es für die Einsatzkräfte 3 Stationen abzuarbeiten. Im Ortsteil Langenhennersdorf übten die Teilnehmer die Wasserentnahme aus offenem Gewässer (Bach), die Wasserförderung, den Aufbau eines 5000 Liter Faltbehälters sowie die Höhenförderung über unsere Drehleiter. Im Ortsteil Bad Gottleuba stand der Umgang mit Brandmeldeanlagen und das richtige Interpretieren von Laufkarten auf dem Plan. Nach einer halben Stunde theoretischer Ausbildung, konnten die Einsatzkräfte das erlernte Wissen in die Praxis umsetzen. Das Übungsszenario war ein ausgelöster Handruckmelder in der Oberschule. Neben dem Aufbau der stabilen Löschwasserversorgung mussten sich unsere Führungskräfte bei der Bedienung der Brandmeldeanlage und die Einsatzkräfte beim Vorgehen im Gebäude beweisen. Die 3. Station fand im Ortsteil Börnersdorf statt. Dort standen die Themen Absicherung der Einsatzstelle, der Aufbau einer Rettungsplattform (wird bei der Rettung bei LKW Unfällen genutzt) sowie die Rettung einer unter einem PKW eingeklemmten Person auf der Tagesordnung. Diese Aufgabe absolvierten die Einsatzkräfte unter Zuhilfenahme von Schwerlasthebekissen.
Die Mittagsverpflegung wurde durch Kamerad M. Zienert, auf dem Gelände der Feuerwehr Bad Gottleuba zubereitet. Er kochte für die Teilnehmer Nudeln mit Sahnegeschnetzelten in der Gulaschkanone.
Alles in allem war unser Ausbildungstag ein voller Erfolg. In diesem Zusammenhang möchte ich mich nochmal bei allen Mitwirkenden und Unterstützern bedanken. Ein Dankeschön auch an den Schulleiter Hr. Schenk, dass wir die Oberschule in Bad Gottleuba nutzen durften. Ohne diese Hilfe und die Bereitschaft unserer ehrenamtlichen Mitglieder wäre eine Umsetzung eines solchen Ausbildungstages gar nicht realisierbar gewesen.
Das Aufgabengebiet unserer Feuerwehr wird auch immer umfangreicher. Neben der normalen Brandbekämpfung und der technischen Hilfeleistung bei Unfällen mit Straßenfahrzeugen, stehen Aufgaben wie Wohnungsöffnungen bei hilflosen Personen, die Tragehilfe für den Rettungsdienst im unwegsamem Gelände oder in engen Treppenhäusern, die Beseitigung von Sturm- und Wasserschäden, die Ausleuchtung bei Nacht von Hubschrauberlandeplätzen, die Hilfeleistung Gefahrgutunfällen und das Mitwirken bei Katastropheneinsätzen an. Einen schweren Waldbrand hatten wir letztes Jahr in der Sächsischen Schweiz. Auch hier waren wir über mehrere Wochen in verschiedenen Funktionen mit ca.50 Kameradinnen und Kameraden im Einsatz. Durch unsere regelmäßige Ausbildung in der ortsfesten Befehlsstelle und auf dem Einsatzleitwagen konnten wir tatkräftig in der Einsatzführung beim Waldbrand unterstützen. Ebenso im Wald bei der Brandbekämpfung und bei der Verteilung der Essensverpflegung waren unsere Einsatzkräfte gebunden. Die Arbeit, welche sie dort geleistet haben, ist nicht in Worte zu fassen. Vor dieser Leistung können wir als Stadtwehrleitung nur den Hut ziehen und uns nochmals bedanken.
Um unsere Einsatzkräfte auf die verschiedenen Einsatzszenarien vorzubereiten, erfolgt in den einzelnen Stadtteilfeuerwehren der regelmäßige Ausbildungsdienst. Jeder aktive Angehörige unserer Feuerwehr hat die Pflicht mind. 40 Ausbildungsstunden im Jahr abzuleisten, um seinen Status „Aktives Mitglied“ aufrechtzuerhalten. Sie sind nicht nur bei Einsätzen und Ausbildungsmaßnahmen in unsere Feuerwehr aktiv, sondern auch bei der Jugendfeuerwehrarbeit. Es stimmt uns glücklich, dass 5 unserer 6 Stadtteilfeuerwehren eine Jugendfeuerwehr besitzen mit insgesamt 58 Kindern und Jugendlichen. Für die Jugendwarte bedeutet dies natürlich auch noch zusätzlich investierte Freizeit, um die Ausbildungsdienste zu gestalten und durchzuführen.
Bei der Ausrichtung von verschiedenen Aktivitäten, wie z.B. Maibaumsetzen, Stadtfeste, Ortsfeste, Feuerwehrfeste, Osterfeuer usw., darf unsere Feuerwehr nicht fehlen. Auch hier ist es für uns nicht einfacher geworden. Um die Feste durchführen zu können, bedarf es der Gründung eines Vereins.
Das heißt, wieder zusätzlicher Aufwand und Arbeit, die unsere Einsatzkräfte neben ihrem regulären Einsatz- und Ausbildungsdienst stemmen müssen. Doch Öffentlichkeitsarbeit ist ein ganz wichtiger Faktor, um unseren Einwohnern und Gästen zu zeigen, dass wir jederzeit für sie da sind.
Um unsere Ausbildungsdienste und Einsätze professionell abarbeiten zu können, müssen natürlich eine Reihe an Rahmenbedingungen geschaffen sein. Für die Umsetzung dieser Bedingungen, ist die örtliche Brandschutzbehörde (Stadt) durch den Gesetzgeber verpflichtet gemäß § 6 SächsBRKG. Neben der Bereitstellung von Feuerwehrgerätehäusern, Beschaffung von Fahrzeugen, Bekleidung und Ausrüstungsgegenständen, Sicherstellung der Alarmierung und der Aus- und Fortbildung sowie der Löschwasserversorgung, haben die Kommunen noch viele andere wichtige Sachen in ihrem Zuständigkeitsbereich. Baufällige Schulen und Kindertageseinrichtungen, den Ausbau der Infrastruktur, die Förderung des Vereinslebens und viele weitere Punkte stehen im Aufgabenbereich der Städte und Gemeinden. Das alles zu finanzieren übersteigt das Budget der Stadtkassen. Die Leidtragenden sind alle diejenigen, welche auf das Budget der Stadtkasse angewiesen sind. Dort sehen wir die Länder und den Bund in der Pflicht den Städten und Gemeinden mehr unter die „Arme“ zu greifen.
Hier möchten wir nur mal paar Punkte nennen, wo wir als Feuerwehr zukünftig Gelder benötigen. Die Feuerwehrhäuser in Langenhennersdorf, Berggießhübel und Oelsen müssten nach den heutigen gesetzlichen Bestimmungen ertüchtigt bzw. neu gebaut werden. Über 30 Jahre alte Fahrzeuge müssten neu beschafft werden, da die anstehenden Reparaturen zum Teil den aktuellen Fahrzeugwert übersteigen. Neue Schutzbekleidung, müsste den Einsatzkräften zur Verfügung gestellt werden, da die alte Bekleidung den aktuellen Anforderungen nicht mehr entspricht. Doch der Schutz steht bei uns für unsere ehrenamtlichen Mitglieder an 1. Stelle. Die Einsatzkräfte riskieren teils ihr eigenes Leben, um in Not geratenen Bürgern zu helfen oder deren Sachwerte zu schützen, dabei sollte der Schutz dieser nicht in den Hintergrund rücken. Die Ausstattung für eine Einsatzkraft kostet die Stadt mittlerweile ca. 1.700 €. Bei einer Anschaffung eines Löschfahrzeuges reicht eine halbe Million nicht mehr aus. Bei den heutzutage gestiegenen Baupreisen liegt der Schätzwert für ein neues Gerätehaus pro Stellplatz bei ca. 1 Million €. Auch wenn die Kommunen Fördermittel beantragen können, haben sie bei positiver Zusage trotzdem einen erheblichen Eigenanteil mitzufinanzieren, was sie meist nicht können.
Bei 3 unserer 6 Gerätehäuser sind die Zustände so schlecht, dass ich den Hut vor den Kameraden ziehen muss, dass sie dennoch bereit sind, ihren Dienst zu verrichten. Bei Starkregen brauchen die Kameradinnen und Kameraden in Langenhennersdorf selbst Hilfe, da das Wasser vom Hang ins Gerätehaus läuft. Separate Umkleidemöglichkeiten sind in allen 3 Gerätehäusern nicht gegeben. Die Risse in der Fassade des Berggießhübler Gerätehauses sind selbst mit Bildern nicht mehr zu kaschieren und in Oelsen gibt es für die Einsatzkräfte nicht einmal eine Toilette. Das sind Zustände, die nicht zufriedenstellend und auch nicht tragbar sind.
Wir dürfen nicht vergessen, dass es sich bei den Einsatzkräften um Einwohner unserer Stadt handelt, welche die Bereitschaft erklärt haben, Menschen bei Tag und Nacht sowie bei jedem Wetter schnellstmöglich Hilfe zukommen zu lassen. Das alles geht aber nur mit einer anständigen Unterbringung, ordentlicher und verkehrssicherer Fahrzeugtechnik und der entsprechenden Schutzkleidung. Diese Kameradinnen und Kameraden betreiben ihre Tätigkeit im Ehrenamt und bekommen dafür kein Geld. Als kleine Anerkennung gewährt die Stadt unseren Einsatzkräften freien Eintritt im Billy Bad während der Freibadsaison.
Liebe Bürgerinnen, liebe Bürger, es soll jetzt auch nicht den Eindruck erwecken, dass die Stadt Bad Gottleuba-Berggießhübel nichts für uns macht. In den letzten Jahren haben die Kameradinnen und Kameraden der Stadtteilfeuerwehr Markersbach-Hellendorf ein neues Gerätehaus erhalten. In ca. 2 Monaten können sie hoffentlich ihr neues Löschfahrzeug in Empfang nehmen. Eine gebrauchte Drehleiter hat unseren Fuhrpark ebenfalls aufgewertet, da dieses Fahrzeug bei verschiedenen Einsatzszenarien unabwendbar geworden ist. Somit konnten einige Bauanträge durch unsere Stadt genehmigt werden, ohne, dass ein kostenintensiver 2. baulicher Rettungsweg gefordert werden musste. Ein Teil unserer Einsatzkräfte durften ihre neue Einsatzbekleidung von Fireliner in Empfang nehmen. Leider ist es uns nicht möglich alle Einsatzkräfte auf einmal auszurüsten, da es ein finanzieller Aufwand von ca. 160.000 € wäre. Wir haben das Glück, dass wir uns über steigende Mitgliederzahlen freuen können. Doch steigende Zahlen bedeutet auch mehr Kosten. Andere Kommunen müssen stellenweise Gerätehäuser schließen, da die Mitgliederzahlen sinken.
Auch wir haben uns schon Gedanken darüber gemacht wie wir Kosten sparen oder generieren können. Die frühere Feuerwehrabgabe war sicherlich nicht ganz falsch, wenn jeder Einwohner 1,00 € im Monat für seine Sicherheit an die Stadt entrichten würde, wären das im Jahr bei ca. 5.500 Einwohnern 66.000 € für die Feuerwehr. Dies ist ein Wunschdenken, doch etwas träumen sei uns ja erlaubt.
Wir können für die Zukunft nur hoffen, dass die angesprochenen Missstände schnellstmöglich abstellt werden können. Die Einsatzzahlen steigen jährlich. Letztes Jahr haben unsere Einsatzkräfte über 13.000 Einsatzstunden abgeleistet, da sind die Ausbildungen und Sonderaufgaben noch gar nicht mit inbegriffen.
Wir hoffen, dass wir Ihnen unsere Arbeit und Sorgen etwas näherbringen konnten. Sollten wir Ihr Interesse geweckt haben, freuen wir uns auch über weitere Verstärkung in unseren Reihen. Sprechen Sie einfach die Feuerwehr in Ihrem Wohnort an.
Wie heißt es so schön „Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr“