"Es kommt einfach zu viel Wasser ins Netz, was dort nichts zu suchen hat und unnötig Kosten verursacht." Rolf Epperlein legt den Finger in die Wunde. Der Leiter des Abwasserbetriebes Gottleubatal erinnert daran, dass alle Arten von Abwasser, die in die Kanalisation eingeleitet werden und über die erfasste Trinkwassermenge hinausgehen, gebührenpflichtig sind. Viel zu oft würden die Kunden daran nicht denken.
Der Rückblick auf das Jahr 2023 veranlasst den Abwasserbetrieb nun, seine Kunden mit Nachdruck an die korrekte Ausführung ihrer Grundstücksanschlüsse zu erinnern. "Wenn wir den Trinkwasserverbrauch und die Höhe der Abwassergebühren gegenüberstellen, dann verzeichnen wir Abweichungen von über 50 Prozent", betont Rolf Epperlein. "Diese Differenz muss jemand bezahlen." Letzten Endes würden alle unter den höheren Kosten zu leiden haben; spätestens dann, wenn die Gebühren angepasst werden müssen.
Das anfallende Abwasser wird zunächst nach Pirna geleitet und von dort aus weiter nach Dresden, wo es auf einer großen Kläranlage behandelt wird. "Wir zahlen dafür ein Durchleitungs- und ein Behandlungsentgelt", sagt der Leiter des Abwasserbetriebs Gottleubatal. "Jeder Kubikmeter Abwasser kostet, da die Mengen messtechnisch erfasst werden. Auf Grund dessen wird in Kürze neu kalkuliert werden und es ist mit einer Erhöhung der Abwassergebühr zu rechnen." Am Ende, betont er, könnten alle Kunden ihren Teil dazu beitragen, die Kosten zu senken, indem sie ihren Grundstücksanschluss satzungskonform herstellen. Viele Kunden hätten das vorschriftsmäßig getan, aber längst nicht alle.
Zum überwiegenden Teil besteht die Kanalisation in Bad Gottleuba-Berggießhübel aus getrennten Kanälen für die Ableitung von Schmutz- und Regenwasser. Dementsprechend müssen auch die Anschlüsse der Grundstücke hergestellt werden. Für Regenwasser gibt es keinen Anschlusszwang, dennoch müssen die Eigentümer gegenüber dem Abwasserbetrieb nachweisen, was damit passiert. Das wird künftig verstärkt kontrolliert werden, um Fremdwassereinleitungen zu unterbinden. "Wir wollen für dieses kostenrelevante Thema sensibilisieren; es geht schließlich um das Geld unserer Kunden", erklärt Rolf Epperlein.
Regenwasser kann zum Beispiel über einen separaten Regenwasserkanal abgeleitet werden. Die Kosten hierfür richten sich nach der versiegelten Fläche, was in § 44 und § 45 der Abwassersatzung definiert ist. Pro Quadratmeter sind 61 Cent zu entrichten. Alternativ kann man das Regenwasser auch auf dem eigenen Grundstück versickern lassen, in Zisternen sammeln und eine Regenwassernutzungsanlage betreiben.
Bei der Spülung und Inspektion des Netzes, wofür die Veolia Wasser Deutschland GmbH im Auftrag des Abwasserbetriebes zuständig ist, werden sowohl Schadstellen als auch Fehlanschlüsse sichtbar. Dabei zeigt sich, an welchen Stellen Regenwasser in den Schmutzwasserkanal eingeleitet wird.
Zusätzlich spielen illegale Einleitungen eine nicht unwesentliche Rolle. Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn der Inhalt abflussloser Gruben oder sich in Kellern ansammelndes Grundwasser über den Schmutzwasserkanal entsorgt wird. "Der Verursacher zahlt nichts, während die zusätzlichen Mengen für alle anderen zwangsläufig höhere Gebühren bedeuten", erinnert Rolf Epperlein.
Um die Gebühren so gering wie möglich zu halten, investiert der Abwasserbetrieb jedes Jahr erhebliche Summen, um Fremdwasser aus der Kanalisation möglichst fernzuhalten. Mischsysteme im Altbestand werden in Trennsysteme umgebaut. Dabei wird der korrekte Grundstücksanschluss, der laut Satzung aus dem Schmutzwasser- und dem Regenwasseranschluss in getrennter Ausführung besteht, zwingend eingefordert. Jeder Eigentümer sollte den korrekten Anschluss seines Grundstücks überprüfen - im Sinne aller.
Außerdem investiert der Abwasserbetrieb in die Dichtheit und Stabilität der Kanäle. In den nächsten Jahren werden hier mehrere Hunderttausend Euro zusammenkommen. Rolf Epperlein erinnert: "Es können alle Bürger aktiv Einfluss auf die Kosten nehmen."
Um die Gebiete mit besonders hohem Fremdwasseranteil besser abgrenzen zu können, werden 2024 erste Messstellen in der Kanalisation installiert. Diese Maßnahmen werden weitergeführt, sodass der Abwasserbetrieb in naher Zukunft über digitale Zugänge die Abwasserströme zu jeder Zeit bis auf den Liter genau im Auge haben wird. Eine dieser Messstellen ging im Mai in Langenhennersdorf in Betrieb.
Die Stadt, der Abwasserbetrieb und der Betriebsführer engagieren sich gemeinsam, um die unerwünschten und kostenrelevanten Wassermassen in der Kanalisation zu vermeiden. Dabei setzen sie auf die Unterstützung der Bürger.
Der Kundenservice von Veolia beantwortet zu den Geschäftszeiten (Montag, Mittwoch und Donnerstag 8 bis 16 Uhr, Dienstag bis 18 und Freitag bis 14 Uhr) telefonisch unter der Nummer 03431 655678 alle Fragen zum Anschluss. Per E-Mail ist Veolia jederzeit unter folgender Adresse erreichbar: de.wasser.doebeln@veolia.com. Einmal im Monat ist eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter im Rathaus von Berggießhübel (Ladenberg 7) erreichbar, das nächste Mal am 4. Juni 2024, in der Zeit von 13 bis 17 Uhr.