Die Chorgemeinschaft Reinhardtsdorf-Schöna feiert runden Geburtstag. Und was für einen! Sie bejubelt ihr sage und schreibe siebzigjähriges Jubiläum! 1955 gegründet! Also gefühlt gleich nach dem Urknall. Mega!
Um das Ereignis auch knallermäßig zu feiern, schied von vornherein jeder Null-acht-fuffzehn-Tag aus. Es musste als erstes ein Freitag der 13. sein! Schon wegen des Kribbelns und der Spannung. Und der 13. Juni war geneigt, sich von seiner besten Seite zu zeigen. Ein Mitsommertag wie gemacht für Jubiläen.
Bereits am Morgen zwinkerte er mit fast 20 Grad und stachelte die Sonne an zu voller Power. Da war es für die Jubilare ein Leichtes, ihrem betagten Chor eine so frisch-jugendliche Ausstrahlung zu verpassen, als wäre man gerade auf Kennenlern-Tour. Denn endlich, endlich hatte die Sommergarderobe Ausgang! Und Sommergarderobe ist schon mal die halbe Miete. Ha!
Derart gehübscht und beschwingt trafen sich die Sängerinnen und Sänger samt Partnern, den Rathener Gastsängern und den stets so verlässlich im Background agierenden Helfern in Bad Schandau am Elbkai, um getreu ihrer funkelnagelneuen Weise "Hier bei uns in der Sächsischen Schweiz..." jenen Felsen ganz nahe zu sein, die sie besingen. Genial eingefädelt vom Chorvorstand, musste jedoch keiner kraxeln, wandern oder durch anderweitigen Einsatz diverser Extremitäten außer Puste kommen, denn es ging per Flussfahrt bergab, also stromrunter.
Eingecheckt bei Frenzels Personenschifffahrt Oberelbe, blinzelte uns mit weiß eingedeckten Tischen auch gleich irre Gemütlichkeit entgegen. Denn ohne ä Gäffschen und ä Schtückl Guchen geht in Sachsen gar nüscht! Chorchefin Hanne stimmte die Schar auf die Jubiläumsfestlichkeit ein und schürte - ganz Moderator und Quizmaster (alles ohne -in) - prickelnde Erwartung. Unschwer war zu erkennen, dass es mit dem Schiff abwärts ging, also nach Pirna, während die Landschaft so überaus anmutig an uns vorbeizog. Wieder mal kam man nicht umhin zu staunen: Mann, oh Mann, was ist die Sächsische Schweiz doch schön!
Klar, hat man ja gewusst. Aber dass sie wirklich so was von schön ist, das ist doch der Hammer! Da kam der Landgang viel zu schnell. Pirnschen Boden unter den Füßen, war Schluss mit Schongang. Jetzt hieß es: Beine in Bewegung setzen, Aufmerksamkeit hochfahren, Neues erlauschen und entdecken. Stadtführerin Susanne Jentsch und Stadtführer Thomas Börner schleusten uns kurzweilig durch die Altstadtgassen und fütterten uns nur mit einer einzigen Jahreszahl: zwölfhundertdreiunddreißig, Geburtsstunde der Stadt. Na, das ging doch (trotz Hitze) rein in die Birne (und verweilt im besten Fall noch ein wenig dort). Zumal sich - richtsch breed gesächselt - Birne und Pirna ja nicht unähnlich sind. Mehr noch: Sie sind elende gleich!
Chorevent, Festakt und Jubelfeier ohne Auftritt? Ne, geht nicht. Bis zur Führung in der Marienkirche ein gut gehütetes Geheimnis, wurde plötzlich ein Traum wahr: einmal in Sankt Marien singen! Und das ganz spontan, ohne Einsingen, ohne Probe, ohne auch nur die leiseste Ahnung, auf einen Höhepunkt zuzusteuern. Überraschung gelungen! Und so sandte der Chor mit "Wunderbare Welt" beinahe ein gesungenes Gebet in eine der größten spätgotischen Hallenkirchen Sachsens und schmetterte zur nochmalige Prüfung der Akustik "Wie ein stolzer Adler" hinterher.
Was für ein Klang! Vielleicht hatte der Kirchenvorstand ein Ohr am Gemäuer und bastelt bereits an einer Einladung zu einem Auftritt? Der Chor wäre nicht abgeneigt ...
Die Zielgerade des kleinen Stadtrundganges führte durchs prunkvolle Eingangsportal geradewegs ins Romantik Hotel Deutsches Haus. Denn inzwischen funkte Magen an Birne: Hunger! Begrüßt von der 25. Sächsischen Weinkönigin Katja Riedel (Amtszeit 2012/13) und edel gebettet (also platziert) im weinumrankten lauschigen Innenhof, klang das Chorjubiläum erst aus, als es bereits gehörig dämmerte. Und am 13. Juni dämmerte es spät!
Per Zug zurück und angetan vom Erlebnis der Gemeinsamkeit, ließ man es noch ein wenig kreiseln in der Bir ... - also jetzt nennen wir das mal Kopf - also ließ man es im Kopfe noch ein wenig kreiseln, um beglückt festzustellen: "Tja, hier bei uns in der Sächsischen Schweiz ..."
Wer den Hymnus in kompletter Länge hören will, der komme ganz einfach zum Festkonzert der Chorgemeinschaft am 14. September ins Freizeitzentrum Reinhardtsdorf und stoße beim anschließenden Fest mit der Sängerschar an. Auf die nächsten 70 Jahre. Mindestens!