Gemälde „Friedenskrone und Zirkelstein“ von Erich Fraaß 1959
Ansichtskarte um 1920
Zwischen den Steinen der Sächsischen Schweiz rangiert die Kaiserkrone nun eher nicht unter den vordersten Rängen. Der Hausberg der Schönaer zählt mit seinen 358 Metern Höhe mehr zu den kleineren Erhebungen des Gebietes, was aber nicht bedeutet, dass der Berg gleichzeitig auch weniger attraktiv ist. Im Gegenteil, die Felsen der Kaiserkrone ermöglichen dem Besucher einen herrlichen Rundumblick, den manch höherer Berg nicht bieten kann. Auch die Geschichte und die Geschichten, die sich mit ihr verbinden, sind vielfältig.
Da wäre zum Beispiel der Name des Berges, der sich im Laufe der Zeit mehrmals änderte.
Die Bezeichnung Kaiserkrone ist ja erst im 19. Jahrhundert entstanden. Sie tauchte erstmals 1823 auf einer Landkarte auf, nachdem schon einige Zeit davor die Namen Kronenberg oder Kronenstein verwendet wurden. Auch Carl Julius Hofmann, Schumacher, Dorfpoet und Gelegenheitsdichter aus Lohmen gebrauchte den neuen Namen in seinem 1842 erschienenen „Führer durch das Meißner Hochland“. Davor waren Kahlstein oder Gallstein üblich. In den alten Akten kann man außerdem dazu Begriffe wie Galge, Galtze, Galische oder Golzsche lesen. Bei der ersten Erwähnung unseres Berges im Jahre 1592 nannte man ihn den „Galitzstein“. Noch einmal sollte es zu Beginn der 1950er-Jahre zu einer Namensänderung kommen, als nämlich versucht wurde, der Name „Friedenskrone“ einzuführen. Für viele der Einheimischen blieb es jedoch bis hinein in unsere Zeit die Galsche, ein Name in Mundart, der daran erinnert, dass der Erhebung einst jeglicher Baumbestand fehlte, er also kahl war. Eine Aufforstung hatte die Gemeinde erst um 1890 vorgenommen.
Noch einmal zu dem schon erwähnten Carl Julius Hofmann. Eine aus seiner Feder stammende Sage, wonach der Rübezahl einst der Bergwelt der Sächsischen Schweiz einen Besuch abstattete, soll hier noch mit erzählt werden. Bei dieser Visite stolperte der Berggeist über den Zschirnstein und hinterließ dabei die weithin sichtbare Scharte. Bei dem nachfolgenden Sturz schlug er sich zwei Zähne aus. Einer davon, ein Backenzahn, blieb als Kaiserkrone liegen, der andere, ein Augenzahn, als der Zirkelstein. Seine Blessuren kühlte er anschließend an einer Quelle in Postelwitz, die man fortan den Zahnsborn nannte. Diese Geschichte war natürlich frei erfunden und brachte dem Schuhmacher schließlich nur viel Häme ein.
Die Hänge der Kaiserkrone hatten den Einwohnern zuerst als Hutweide für ihre Ziegen gedient. Den Überlieferungen zu Folge soll die Gemeinde dann nach der durch Wetterunbilden verursachten Hungerkatastrophe der Jahre 1771 und 1772, diese Flächen unter den Bewohnern aufgeteilt haben, um denen die Möglichkeit zu einem Kartoffelanbau zu geben. Wie es jedoch mit den mündlichen Überlieferungen häufig so ist, müssen die nicht unbedingt stimmen. Inzwischen wissen wir es besser. Als im Jahre 1832 das Amt in Pirna Kenntnis vom Bestehen eines gemeinschaftlichen Grundstücks innerhalb des Dorfflurs Schönas erhielt, sollten darauf sofort Steuern entrichtet werden. Der Gemeinde gelang es aber nachzuweisen, dass dieser Gemeindegarten am Kahlstein schon vor undenklichen Zeiten an die Einwohner vergeben worden war. Diese Aufteilung des Landes gehe auf die Zeit vor 1700 zurück und die Besitzer geben jährlich Zins in die Gemeinde. Noch heute bestehen rings um den Berg über 40 Grundstücke, die verschiedenen Schönaer Häusern zugerechnet werden.
Ursprünglich gehörten der Wald und die Felsen der Gemeinde Schöna. Nach 1949 ging alles in staatlichen Besitz über. Inzwischen sind die baumbestandenen Flächen in privater Hand.
(Wird fortgesetzt)