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Amtsblatt der Gemeinde Bennewitz
Ausgabe 1/2024
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Die ehemalige Konsumbäckerei in Deuben

Links das alte Bäckereigebäude vor dem Abriss 1974

Brandbekämpfung

Das Grundstück war ursprünglich ein Kleinbauerngut des Halbhüfners Gottlob Kästner. Nachbesitzer waren ein Herr Haupt und danach ein Wilhelm Hoyer. Dieser war Bäcker und baute 1884 eine Bäckerei in das am Wohnhaus angrenzende Stall- und Nebengebäude ein. Der Verkaufsraum entstand im Erdgeschoss längs des zur Püchauer Straße liegenden Wohnhauses. Er selbst nutzte die Wohnung in der ersten Etage. Später übernahm ein Herr Sachse das Grundstück ehe es 1912 Bäckermeister Hermann Arndt kaufte. Hermann Arndt bewirtschaftete die Bäckerei zusammen mit einem Futtermittelhandel bis etwa 1955. Danach übernahm die Konsumgenossenschaft Wurzen diese Bäckerei und baute zwei neue stadtgasbeheizte Backöfen ein. Von hier aus wurden mehrere Konsumverkaufsstellen sowie die russische Kaserne in Wurzen mit Brot und Brötchen beliefert. Gearbeitet wurde in drei Schichten, außer sonntags.

In dieser Form existierte die Bäckerei bis 1974. Danach erfolgte unter teilweiser Stilllegung ein Umbau zur Großbäckerei mit 8 großen Mehlsilos in der Scheune und einem durchlaufenden Backofen mit kontinuierlicher Beschickung und Entnahme. Für den Neubau des Bäckerei- und Ofengebäudes musste das straßenseitig stehende Wohnhaus mit Verkaufsraum und die alte Bäckerei im Nebengebäude abgerissen werden.

Eine Zu- und Ausfahrt für die Mehlsilofahrzeuge zur Bäckerei über die heutige Straße Muldenblick wurden gebaut. Gleichzeitig baute man eine neue Gasleitung von der B6 zu einer Gasreglerstation im Garten der Bäckerei.

Am 25.08.1975 erfolgte die Inbetriebnahme der neuen Großbäckerei. Täglich wurden von 30 Beschäftigten 4.400 Brote und 40 bis 50 Tausend Brötchen an umliegende Verkaufsstellen und die russischen Kasernen in Wurzen und Flugplatz Polenz ausgeliefert.

Nach der politischen Wende musste im April 1992 die Konsumgenossenschaft die Großbäckerei wegen angeblicher Unrentabilität schließen. Der wirkliche Grund waren aber die großen Bäckereiketten der neu entstandenen Einkaufsmärkte, die den hiesigen Markt im Zuge der Wiedervereinigungen übernahmen.

Das Grundstück erwarb im November 1992 ein Kaufmann aus der ehemaligen BRD, baute es zu einem Heizungs- und Sanitärgroßhandel mit dem Namen „Thermo Top“ um. Er musste aber um das Jahr 2000 Insolvenz anmelden. Das Grundstück war danach mehrere Jahre zur Zwangsversteigerung ausgeschrieben.

Auch ein Getränkehandel mietete sich ein, musste aber wegen Unrentabilität nach kurzer Zeit wieder schließen.

2006 erwarb Herr B. aus Wurzen das Grundstück, baute den ostseitigen Anbau an der ehemaligen Scheune zu seiner Wohnung um, nutzte einen Teil der Gebäude selbst für seine Firma und vermietete die anderen Hallenflächen.

Am 7. Januar 2009 kurz vor 6.00 Uhr morgens brach in der ehemaligen Scheune ein Brand aus. Bei einer Außentemperatur von minus 23,5 Grad Celsius gelang es den Feuerwehren nur den Anbau mit seiner Wohnung und die Nachbargebäude zu retten. Die Scheune und das ehemalige Bäckereigebäude brannten ab.

Der Brand entstand in der ehemaligen Scheune. Die Brandursache konnte nicht eindeutig geklärt werden. Zu vermuten ist eine Überlastung der alten Elektroinstallation.

Herr B. begann den Wiederaufbau der Gebäude im Sommer 2009 und beendete ihn 2010. In der ersten Etage der wiederaufgebauten Scheune baute er eine zweite Wohnung ein, die seine Tochter mit ihrem Mann bezogen.

2018 bot Herr B. das Grundstück zum Verkauf an. Er mit Frau und seine Tochter mit Mann zogen aus. Bereits im Dezember 2019 zogen die neuen Eigentümer ein.

Quellen: Heimatbuch von Gustav Schellhorn Günther Geißler

Eigene Notizen