Bürgermeister Marco Babenz (rechts) und Amtsvorgänger Werner Suchner (links) konnten am 1. Oktober mit Lars Anwandter, dessen Mutter Britta Eleonore (Bildmitte) und Cousine Lucia Nachfahren von Carl Anwandter in Calau begrüßen.
Am 1. Oktober durfte Calau besondere Gäste willkommen heißen: Lars Anwandter, seine Mutter Britta Eleonore und seine Cousine Lucia Anwandter Paredes – direkte Nachfahren von Carl Anwandter – besuchten die Stadt. Bei ihrem Besuch trafen sie neben Bürgermeister Marco Babenz auch dessen Amtsvorgänger Werner Suchner, der die besonderen Gäste auf den Spuren ihres Ahnen durch die Stadt führte. „Ich war schon vor einigen Jahren einmal in Calau, damals mit einer Freundin aus Berlin. Inzwischen lebe ich selbst in Berlin. So hat es sich ergeben, dass wir gemeinsam mit meiner Mutter und meiner Cousine Lucia, die in Chile lebt, im Rahmen ihrer Europareise im Herbst 2025 hierher gekommen sind,“ berichtet Lars Anwandter. Er selbst und seine Cousine sind Ur-ur-ur Enkel von Carl Anwandter. Deren Väter, Boris und Jorge, sind Ur-ur-Enkel Anwandters.
Carl Anwandter war als Apotheker in Calau aktiv und ab 1849 sogar Bürgermeister der Stadt. Doch die Widrigkeiten der damaligen Politik ließen ihn im Jahre 1850 nach Chile auswandern, wo er sich ein neues Leben aufbaute und viel Anerkennung erfuhr. Parallelen zu heute sieht dessen Nachfahre Lars Anwandter: „Im Rahmen unseres Besuchs konnten wir die Anwandter-Apotheke besuchen. Auf der Tafel dort steht ´Demokrat und Revolutionär´. Das ist eine tolle Beschreibung und Tugend, auch wenn man an die heutigen Zeit denkt. Die führenden Parteien haben in den vergangenen Jahren zu sehr auf den Schutz eigener Interessen geschaut und weniger auf die Bedürfnisse des Volkes.“ Umso mehr sei ihm zufolge Anwandters Geschichte nach wie vor aktuell.
Carl Anwandter wanderte 1850 nach der gescheiterten Revolution von 1848/49 aus Deutschland nach Valdivia in Chile aus. Dort gründete er eine Brauerei und das Instituto Alemán de Valdivia und setzte sich stark für Bildung, Handwerk und das Gemeinschaftsleben der deutschen Einwanderer ein. Er gilt als führende Persönlichkeit der deutschen Gemeinschaft in Südchile und betonte die Verbindung von deutscher Kultur mit chilenischer Loyalität. In Calau widmet sich ihm eine Dauerausstellung im Haus der Heimatgeschichte. Zudem unterhält die Stadt Calau enge Kontakte zur Botschaft der Republik Chile in Deutschland, die etwa durch regelmäßige Besuche und Kulturveranstaltungen mit Leben gefüllt werden.