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Elbe-Fläming-Kurier Das Amtsblatt der Stadt Coswig (Anhalt)
Ausgabe 14/2024
Amtliche Bekanntmachungen
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Gebührenanpassung im Abwasserverband Coswig/Anhalt

Nach der aktuellen Kalkulation für die nächsten drei Jahre, hat sich bestätigt, dass die Entwicklung der Kosten für die Abwasserbehandlung durch die bisherigen Gebühren nicht mehr gedeckt werden können. Im Einzelnen:

Zentrales Schmutzwasser

Die Leistungsgebühr von 3,89 €/m³ bleibt konstant, die Grundgebühr für Wohneinheiten steigt von 10,14 auf 11,60 €/Monat. Damit entstehen für eine Wohneinheit Mehrkosten von 17,52 € im Jahr. Die Grundgebühr für gewerbliche Nutzung erhöht sich ebenfalls.

Dezentrales Schmutzwasser

Bei Kleinkläranlagen erhöht sich der Leistungspreis von 40,01 auf 41,79 €/m³, die Grundgebühr bleibt konstant.

Bei abflusslosen Gruben erhöht sich der Leistungspreis von 14,05 auf 25,11 €/m³, die Grundgebühr bleibt konstant.

Niederschlagswasserentsorgung:

Die Jahresgebühr pro Quadratmeter befestigter Fläche von welche eingeleitet wird steigt von 0,77 € auf 0,80 €.

Da die Abwasserentsorgung eine gesetzliche Pflichtaufgabe ist, wird durch den Gesetzgeber auch vorgeschrieben, dass nur die erforderlichen Kosten gedeckt werden dürfen. Ein Gewinn darf nicht erwirtschaftet werden. Die Kalkulation erfasst deshalb jeweils 6 Jahre in welchen diese Kostendeckung nachgewiesen werden muss. Dabei werden 3 vergangene Jahre (in der aktuellen Kalkulation 2021, 2022 und 2023) und 3 zukünftige Jahre betrachtet. Für die Vergangenheit werden für alle Kostenarten die tatsächlichen Kosten mit den tatsächlichen Einnahmen verglichen (aus den festgestellten Jahresabschlüssen). Waren die Einnahmen geringer als die Kosten werden diese Unterdeckungen mit in die Kalkulation für die zukünftigen 3 Jahre eingestellt. Gleiches erfolgt mit eventuellen Mehreinnahmen. Somit werden Verluste oder Mehreinnahmen immer ausgeglichen.

Die oben dargestellte, gegenüber den Kostensteigerungen moderate Gebührenanpassung ist nur deswegen möglich, weil Einsparpotentiale gesucht und genutzt worden sind.

Im Bereich der zentralen Schmutzwasserentsorgung wurde zuletzt im Jahr 2006 eine Gebührenanpassung vorgenommen. Seitdem sind aber z.B. die Elektroenergiekosten von 14,11 Cent/kWh auf aktuell 49,00 Cent/kWh gestiegen. Im Jahr 2006 wurden nur für die Kläranlage noch 662.000 kWh pro Jahr benötigt. Heute sind es etwa 370.000 kWh pro Jahr, wobei etwa die Hälfte davon aus Eigenerzeugung (Photovoltaik) gewonnen wird. Die Reduzierung des Energiebedarfs wurde mit umfangreichen technologischen Anpassungen wie z.B. die Installation eines komplett neuen Belüftungssystems erreicht. Die hierfür notwendigen Investitionen wurden zu einem großen Teil über Fördermittel vom Land Sachsen -Anhalt und vom Europäischen Struktur- und Investitionsfonds finanziert. Die Eigenversorgung mit Elektroenergie erfolgt seit Anfang 2023 über eine Photovoltaikanlage mit Speicher.

Im Jahr 2006 waren 11.828 Einwohner an das Kanalsystem angeschlossen, in 2023 sind es noch 10.130 Einwohner. Entsprechend müssen die gestiegenen, zum großen Teil mengenunabhängigen Kosten von weniger Einwohnern getragen werden.

Maßnahmen wie Klärschlammvererdung statt maschineller Entwässerung, Stilllegung dezentraler Kläranlagen, Entflechtung der Netze, Digitalisierung der Verwaltung aber auch Zinsmanagement und die Anbindung des Abwasserverbandes Zerbst an unsere Kläranlage führten zu Optimierungen.

Die Verbandsversammlung hat sich entschieden, im Bereich der zentralen Schmutzwasserentsorgung die Kostendeckung über die Anhebung der Grundgebühren zu realisieren. Grund sind die hohen festen, also von der Abwassermenge unabhängigen Kosten wie z.B. die Kosten für das Kanalnetz.

Im Bereich der dezentralen Entsorgung, also nicht direkt an das Abwasserkanalsystem angeschlossene Grundstücke, sind es besonders die deutlich gestiegenen Transportkosten (38 % Steigerung) welche eine Anpassung erforderlich machen.

Insgesamt sind auch die Anforderungen an die Qualität der Abwasserbehandlung gestiegen. Dem Verband ist es gelungen durch Anpassung der Technologie, durch Einsatz modernster Technik und Verbesserung der Organisation den Spagat zwischen gesetzlichen Erfordernissen und Kostenreduzierung zu meistern.

Aktuell stehen Investitionen wie die Baumaßnahme Flieth und die Errichtung eines Klärschlammlagerplatzes auf der Tagesordnung. Für den Bereich Flieth konnte der dringend erforderliche Kanalbau mit anderen Baumaßnahmen verknüpft werden. In einer Gemeinschaftsbaumaßnahme mit dem Landesstraßenbaubehörde Sachsen-Anhalt (Straßenbau), Stadtwerke Coswig (Trinkwasserleitung) und der Stadt Coswig (Anhalt) (Nebenanlagen) werden z.B. die erforderlichen Verkehrsführungsmaßnahmen, Kosten der Baustelleneinrichtung usw. auf mehrere Schultern verteilt. In diesem Vorhaben werden weitere Teile des Kanalnetzes von einem bisher bestehenden Mischwassersystem in ein Trennsystem umgestaltet. Ein einsturzgefährdeter Gewölbekanal wird komplett ersetzt.

Der Bau eines Klärschlammlagerplatzes soll eine Zwischenlagerung des vererdeten Klärschlamms ermöglichen. Dabei erfolgt noch einmal eine deutliche Massereduktion und damit Senkung der Entsorgungskosten.

Der Verband erfüllt somit auch weiterhin seine Aufgabe einer umweltgerechten Abwasserentsorgung und steht den Bürgern als Dienstleister im Bereich Abwasser zur Verfügung.