Am 28. August 1949 jährte sich zum 200. Male der Geburtstag von Johann Wolfgang von Goethe. Das war auch in der damaligen sowjetischen Besatzungszone Anlass, diesem großen deutschen Dichter zu gedenken.
In Coswig bildete sich schon 1948 ein Gremium mit Personen aus Kunst und Kultur zur Vorbereitung dieses Gedenktages. Man wollte dafür in Coswig ein Denkmal aufzustellen, auf dem sich ein Goethekopf befinden sollte und dessen Sockel wollte man mit entsprechenden Zitaten von Goethe verzieren.
Am 14. Februar 1949 stellte der Kulturausschuss des Stadtrates einen Antrag zum Aufbau des Denkmals. Geplant waren 5.000 DM für den Aufbau, 1.200 DM für den Bronzeguss, 2.000 DM für die Bearbeitung und die Anlage des Steines sowie 800 DM für Maurerarbeiten. Für die Anfertigung des Modells wurden 1.000 DM eingeplant. Insgesamt 10.000 DM, sehr viel Geld zur damaligen Zeit.
In der Stadtverordnetenversammlung vom 15. 02. 49 wurde trotzdem der Aufbau dieses Goethedenkmals beschlossen.
Als Basis wählte man aus Kostengründen den Granit-Sockel des ehemaligen "Horst-Wessel-Denkmals" der Nationalsozialisten, welcher auf dem heutigen Breitscheidt-Platz stand. (Siehe dazu auch den Beitrag im Coswiger Heimatblatt 1 - 2013 "Die Geschichte eines Coswiger Platzes")
Die Vorarbeiten erfolgten durch das Bauamt der Stadt. Mit der Modellierung der Goethebüste wurde der Coswiger Kunstmaler Karl Kothe beauftragt. Gegossen wurde sie in Dresden von der Firma Pirner & Franz.
Die notwendigen Steinmetzarbeiten führte der Coswiger Steinmetzmeister Richard Kulbe durch. Aufgestellt wurde das Denkmal im Flieth am Fuße des Walberges.
Da man auf einen ehemaligen Denkmalsockel zurückgreifen musste, ergaben sich unpassende Proportionen zwischen Sockel und der darauf befindlichen Goethebüste, was im Coswiger Volksmund zu der Bezeichnung des Denkmals "Goethe im Schwitzkasten" führte.
Mit den Inschriften in Großbuchstaben an den Seitenwänden des Sockels wurde dieser bedeutende klassische Dichter gewürdigt.
Vorn steht:
Geistiger einiger der Deutschen
Goethe
Erzieher zur Menschlichkeit und Freiheit der Persönlichkeit in Verantwortung vor der Gesellschaft
Links steht:
Ich glaube, dass wir einen Funken jenes ewigen Lichts in uns tragen, das im Grund des Seins leuchten muss und welches unsere schwachen Sinne nur von Ferne ahnen können. Diesen Funken in uns zur Flamme werden zu lassen und das Göttliche in uns zu Verwirklichen ist unsere höchste Pflicht.
Auf der rechten Seite wurde sein Geburtsjahr 1749 und das Jubiläumsjahr 1949 eingemeißelt.
Im Zusammenhang mit der Aufstellung des Goethe-Denkmals erfolgte auch die Umbenennung der ehemaligen "Gartenstraße" in "Goethestraße".
Im August dieses Jahrs können wir den 75. Jahrestag der Aufstellung dieses stadtprägenden Denkmals in Coswig begehen.