Schon im letzten Jahr hatten wir intensiv mit der Bürgerschaft die Erstellung eines Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes und die Aufgabenstellung gemeinsam beraten.
Anfang nächsten Jahres soll nunmehr die Endfassung vorliegen.
Bereits jetzt gilt es aber, erste Handlungsempfehlungen umzusetzen, insbesondere städtebauliche Themen, damit der Bevölkerungsentwicklung bis 2040 zumindest etwas gegengesteuert werden kann, denn in den letzten beiden Jahren sind, nachdem viele Jahre hier positive Zahlen zu verzeichnen waren, wieder mehr Menschen aus dem Tal weg- statt zugezogen!
Gleichermaßen ist es wichtig sowohl die Nachnutzung und Sanierung der bestehenden Gebäude in der Ortslage weiter zu fördern, was uns in den letzten Jahren sehr gut gelungen ist als auch, dort wo es sich anbietet und städtebaulich machbar ist, neues Baurecht zu schaffen. Auch der Bedarf an hochwertigem neuem Mietraum ist nach wie vor vorhanden, wie die Nachfragen im Gemeindeamt bestätigen.
Deshalb beabsichtigen wir, in den nächsten Gemeinderatssitzungen Beschlüsse für eine Antragstellung auf neue Städtebaufördergebiete in der Ortslage auf den Weg zu bringen, in Niedercunewalde und im Ortsteil Köblitz und auch durch sogenannte Aufstellungsbeschlüsse und Änderungsbeschlüsse für städtebauliche Satzungen, um z. B. für kleinere Flächen am Kirchweg oder Teilen des sogenannten „Sägewerksfeldes“ gegenüber der Tankstelle in Weigsdorf-Köblitz neues Baurecht zu schaffen.
Wie notwendig dies ist, belegt ein auszugsweiser kleiner Vorabauszug aus dem Entwurf des INSEK:
Danach war es der Gemeinde gelungen, nach einem katastrophalen Bevölkerungsrückgang bis zum Jahr 2016, in denen in nahezu jedem Jahr mehr Wegzüge als Zuzüge zu verzeichnen waren, ab 2017 bis 2022 diesen Trend umzukehren, d. h. positive Zuzugsraten zu erzielen. Dies war aber nur möglich durch die gezielte Städtebauförderung in Mittel- und Obercunewalde und die gleichzeitig nachhaltige und sich auch in das Ortsbild einprägende Entwicklung neuer kleinerer Wohngebiete, z. B. am Gunter-Domschke-Weg, am Heiteren Blick und zuletzt an der Friedensaue.
Eine solche Entwicklung von Baurecht dauert hierbei mindestens 2 Jahre und aktuell sind, obwohl die Nachfrage durch die wirtschaftliche Lage im nächsten Jahr zurückgegangen ist, schon bestehende Anfragen nicht mehr beantwortbar.
Andere Städte und Gemeinden im Umfeld sind hier nicht untätig, wie die Erschließung kleinerer und größerer Baugebiete in Bautzen und im Oberland beweist.
Wird hier nicht reagiert, besteht die große Gefahr, dass die in dem INSEK prognostizierten Zahlen zur Bevölkerungsprognose für Cunewalde nicht nur eintreten, sondern sich noch verschlechtern und schon im Jahr 2040 wird die Bevölkerungszahl in Cunewalde auf unter 4.000 gesunken sein.
Dann wird in 15 Jahren, so das INSEK, im Übrigen mehr als jeder 3. Einwohner von Cunewalde älter als 65 Jahre sein.
Bevölkerungsentwicklung 1990 bis 2022
Im Betrachtungszeitraum von 1990 bis 2022 weist die Gemeinde Cunewalde einen Bevölkerungsrückgang von über 27 % auf. Im Landkreis Bautzen beträgt der Rückgang im selben Zeitraum 23,3 % und im Freistaat Sachsen 14,6 %. Damit verläuft die Bevölkerungsentwicklung der Gemeinde Cunewalde negativer als im Landkreis und deutlich drastischer als im gesamten sächsischen Freistaat.
Besonders auffällig ist der rapide Bevölkerungsrückgang ab dem Jahr 2000 (Abb. 1). Während Cunewalde in den 1990er-Jahren einen vergleichbaren prozentuellen Rückgang mit dem Land und Landkreis aufwies, begann ab der Jahrtausendwende ein deutlicher Abwärtstrend, der sich bis 2020 fortsetzte. Dieser Trend ist auch auf Landkreisebene zu beobachten.
Zwischen 1990 und 2022 hat Cunewalde insgesamt 1 718 Einwohner verloren. Zwischen 2021 und 2022 nahm die Einwohnerzahl leicht zu – der erste Bevölkerungszuwachs seit mehr als 20 Jahren. Die Bevölkerungszahl stieg von 4 586 Einwohner auf 4 606 im Jahr 2022. Diese Entwicklung deutet auf eine Stabilisierung der Einwohnerzahl in den letzten Jahren hin.
Räumliche Bevölkerungsentwicklung
Die räumliche Bevölkerungsentwicklung für Cunewalde zwischen 2012 und 2022 zeigt signifikante Schwankungen in der Wanderungsbewegung auf.
Seit Anfang der 2020ern ist ein positiver Entwicklungstrend erkennbar (Abb. 3). Die höchsten Zuzugsraten seit der 1990er-Jahren konnte die Stadt im Jahr 2022 mit einem Saldo von 57 verzeichnen. Im Betrachtungszeitraum zwischen 2012 und 2022 hat die Gemeinde neue 1 765 Einwohner durch Zuzüge dazugewonnen.
Diese Gewinne in den Wanderungsbewegungen können jedoch nicht den Einwohnerverlust der natürlichen Bevölkerungsentwicklung ausgleichen.
In Summe sind zwischen 2012 und 2022 genau 50 Personen mehr zugezogen als fortgezogen sind.
Natürliche Bevölkerungsentwicklung
Grundsätzlich beeinflusst das Verhältnis von Geburten zu Sterbefällen die Bevölkerungsentwicklung stärker als die oben beschriebenen Zu- und Fortzüge.
Im Betrachtungszeitraum sind in allen Jahren Geburtendefizite festzustellen. Im Durchschnitt standen ca. 32 Geburten ca. 70 Sterbefällen pro Jahr gegenüber. In Summe lag der Sterbeüberschuss zwischen 2012 und 2022 bei 422.
Eine Ursache für das anhaltende Geburtendefizit ist der deutlich überproportionale Rückgang bei den Frauen im gebärfähigen Alter in der Gemeinde Cunewalde. Während die Gesamtbevölkerung gegenüber 1990 um 27 % zurückging, hat sich der Anteil der Frauen zwischen 15 und 45 Jahren in den letzten 30 Jahren mehr als halbiert.
Entwicklung der Altersrelationen
Die Altersstruktur der Bevölkerung kann anhand von Altersrelationen beschrieben werden. Dabei werden junge und ältere Bevölkerungsteile jeweils in Relation zu den mittleren Alterskohorten gesetzt und folgende Quotienten gebildet:
Die Gemeinde Cunewalde weist anhand der Betrachtung der Altersrelationen eine deutliche demografische Verschiebung über die letzten drei Jahrzehnte auf. (Abb. 6) 1990 entfielen auf 100 Personen im Erwerbsalter zwischen 20 und 65 Jahren über 60 Personen im Nichterwerbsalter. Die Altersstruktur war relativ ausgeglichen mit einem Jugendquotienten von 38,9 und einem Altenquotienten von 26,9.
Im Betrachtungszeitraum hat sich der Altenquotient mehr als verdoppelt. Seit 2000 stieg der Altenquotient kontinuierlich auf einen Wert von 61 im Jahr 2022. Der Jugendquotient sank hingegen zunächst weiter ab, stieg aber bis 2022 wieder auf 31,5.
Das Missverhältnis zwischen den Altersrelationen wächst jedoch zunehmend. Von den 90 Personen, die 2022 auf je 100 Personen im Erwerbsalter entfallen, hatten beinahe zwei Drittel das Seniorenalter bereits erreicht.
Entwicklungen der Einwohnerzahl
Für Cunewalde sind ähnliche Bevölkerungsverluste zu erwarten. Die Prognosen deuten darauf hin, dass die Bevölkerung bis 2040 weiter auf unter 4 000 Personen sinken wird, was einem weiteren Rückgang von rund 15 % gegenüber 2022 entspricht. Diese kontinuierlichen Verluste sind auf ähnliche Faktoren wie im Landkreis Bautzen zurückzuführen: niedrige Geburtenraten und eine negative Wanderungsbilanz. Die Alterung der Bevölkerung wird auch hier zu einer Herausforderung, da der Anteil der älteren Menschen, wie oben beschrieben, weiter zunimmt und der Anteil der jüngeren und erwerbsfähigen Bevölkerung schrumpft.
Der amtlichen Vorausberechnung zufolge werden im Jahr 2040 etwa 36,5 % der Einwohner älter als 65 Jahre sein. Der Anteil der Kinder und Jugendlichen bis 20 Jahre bleibt relativ konstant und liegt 2040 mit 16,2 % nur geringfügig unter dem Anteil von 2022. Die Kohorte der 20- bis 65-Jährigen wird bis zum Jahr 2040 weiter leicht abnehmen.
Die Daten sprechen dafür, dass innerhalb dieser Gruppe eine Verschiebung zugunsten älterer Jahrgänge stattfinden wird. Perspektivisch führt dies zu einem rascheren Zuwachs in der Gruppe der über 65-Jährigen. Der Anteil der Bevölkerung im Erwerbsalter geht weiter zurück.