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Amtsblatt für das Amt Döbern-Land
Ausgabe 12/2025
Nichtamtlicher Teil
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Ein Einsatz, der Spuren hinterlässt – Die alte Eiche am Heimatmuseum ist nach Sturmschaden schwer gezeichnet

Pfingstsonntag, 16:30 Uhr - Die Feuerwehr Döbern wird alarmiert. Der Einsatz lautet unscheinbar: „H:Klein – Baum auf Straße“. Eine Routine, sollte man meinen – doch dieser Einsatz entwickelte sich schnell zu einem ganz besonderen, der weit über das Übliche hinausging. Er wurde zu einem zeitgeschichtlich bedeutsamen Moment für unsere Stadt.

Vor dem Heimatmuseum in der Ringstraße stand die große Eiche, vielen Döbernerinnen und Döbernern seit Jahrzehnten ein vertrauter Anblick. Der Mittelstamm war gebrochen, mehrere Äste lagen bereits auf der Straße. Eine Gefahr für den Verkehr aber auch für angrenzende Häuser. Die Feuerwehr sicherte den Bereich und versuchte, die Situation unter Kontrolle zu bringen.

Was zunächst nach einem kleinen Einsatz klang, wuchs schnell zu einem stundenlangen größeren Einsatz an, der auch technische Spezialkräfte, ein Hubrettungsfahrzeug und schließlich die professionelle Unterstützung der Baumpflegefirma Balkow erforderte. Die Lage war zu gefährlich, um den Baum ohne Fachpersonal zu entfernen. Die Eiche stammte aus dem Jahr 1871. Ein Baum von solcher Größe und Bedeutung lässt sich nicht einfach fällen. Er musste Stück für Stück, von oben nach unten, abgetragen werden.

Mehrere Stunden dauerte der Einsatz, bei dem zwei große Hubarbeitsbühnen eingesetzt wurden. Die Feuerwehr Döbern war über viele Stunden hinweg im Einsatz, an einem Feiertag, ehrenamtlich – und mit dem Wissen, dass hier nicht einfach ein Baum gefällt wird, sondern ein Stück Stadtgeschichte verloren geht.

Was diesen Moment noch bewegender machte - Im Juni 2023, also genau zwei Jahre zuvor, hatte die Kinderfeuerwehr Döbern unter dem Motto „Die alte Eiche braucht Wasser“ ihren Montagsdienst der Pflege dieses Baumes gewidmet. Bei großer Hitze gossen die jüngsten Mitglieder der Wehr gemeinsam Wasser an die Wurzeln. Ein Symbol dafür, wie Verantwortung, Fürsorge und Gemeinschaft in Döbern bereits im Kindesalter gelebt werden.

Während des Einsatzes am Pfingstsonntag sammelten sich viele Bürgerinnen und Bürger vor Ort. Viele wollten mit eigenen Augen sehen, wie sich das Stadtbild unwiderruflich veränderte. In den sozialen Netzwerken, insbesondere auf dem WhatsApp-Kanal der Feuerwehr Döbern, löste ein Bild der gefällten Eiche starke Reaktionen aus. Traurige Smileys unter dem Bild und mitfühlende Nachrichten in der Döberner Facebookgruppe zeigten, wie sehr dieser Baum Teil des öffentlichen Lebens war und dass sein Verlust viele Menschen berührte.

Der Bauhof sorgte dafür, dass die Straße im Anschluss wieder passierbar gemacht wurde. Zurück bleibt nun ein Teil des Stammes – kahl, aufrecht, fast wie ein Denkmal. Vielleicht auch ein stiller Ort zum Innehalten.

Dieser Einsatz hat einmal mehr gezeigt, dass selbst hinter kleinen Einsatzstichworten große Geschichten mit viel Arbeit, Verantwortung und Herzblut stecken können. Und manchmal mit einem Hauch Wehmut.

Und er zeigt: Die Feuerwehr ist nicht nur da, wenn’s brennt. Sie ist Teil des Lebens in Döbern – von der Kindergruppe bis zum letzten Ast.

Chris Bertko, Feuerwehr Döbern