Titel Logo
Forstkurier Amts- u. Informationsblatt VG Droyßiger-Zeitzer Forst
Ausgabe 4/2023
Droyßig
Zurück zur vorigen Seite
Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe

Schulunterricht von Weißenborn, Stolzenhain und Romsdorf

(aus der Weißenborner Schulchronik von Lehrer Ernst Waldemar Wehle)

neu geschrieben von Matthias Wötzel/Weißenborn

****************************************************************

Vor den Aufzeichnungen aus der alten Weißenborner Schulchronik steht in der Ortschronik Weißenborn das es seit 1582 ein Schulmeister, Herr Martin Plumper (1582 – 1595) in Weißenborn tätig war. Ein Schulzwang gab es zu dieser Zeit nicht. Ein Schulgebäude gab es zu dieser Zeit auch nicht. Der Unterricht fand in verschiedenen Bauernhäusern statt.

Erst ab 1714 ist das erste Schulgebäude in Weißenborn erbaut worden. Es wurden 12 Asso* aus beiden Kirchen dazu bewilligt.

Noch vor 1894 gingen die Kinder aller drei Orte in die einklassige Schule nach Weißenborn.

Beschwerlich war der Schulweg aus Stolzenhain und Romsdorf nach Weißenborn im Sommer wie im Winter. Die Weißenborner Schule musste in den Jahrhunderten oft umgebaut werden. Immer wieder kam die mangelte Bausubstanz zum Vorschein. Grund dafür waren über Jahrzehnte viele Brände und die Geldnot der Gemeinde und Kirchgemeinde. Die erste Schulchronik dazu schrieb 1889 der damalige Lehrer Ernst Waldemar Wehle.

Es soll aber noch Aufzeichnungen in alter, nichtübersetzter Schrift vor 1700 geben. Der Standort der Weißenborner Schule hat sich als solcher nicht verändert. Heute (2023) steht das Gebäude (Wohnhaus) immer noch, nördlich, unmittelbar neben der Weißenborner Kirche. Wehle schreibt: im Jahre 1714 wurde das hiesige Schulgebäude von der ganzen Kirchfahrt (dazu gehörten eingepfarrte Ortschaften) neu erbaut worden. Dieser Bau hat nur 50 Jahre gehalten, und so wurde 1764 ein neues Schulhaus erbaut. Der damalige Schulmeister

Gottlieb Jahn wohnte während der gesamten Bauzeit mit seiner Familie auf dem Turm unter dem Kirchdach. 1810 (nach erneuten 46 Jahren) musste das Schulhaus zur Hälfte wieder erneuert werden. Die obere Wohnstube wurde um eine halbe Elle (ca. 23cm) in die Höhe geschraubt. Diese Reparaturen kosteten 336 Thaler. Die Kircheninspektion bewilligte zu diesem Umbau 12 Thaler aus der Kirche! 1833 wurde erneut ein neues Schulhaus für 1900 Thaler (5700 Mark) erbaut. Indes zwei Jahre darauf stürzte ein Sechstel der Decke in der Schulstube auf der Mittagsseite (Süden) wieder ein. Gott sei gedankt, dass zu diesen Zeitpunkt keine Kinder sich in der Schulstube aufhielten.

Im Jahre 1843 musste das ganze Haus abgetragen werden, weil es vom Schwamm angefressen war. In der Zeit von 1843 - 44 erfolgte der Schulunterricht auf den Tanzsaal (oberer Gasthof) bei Traugott Burckhard Nr. 50 (heute 2023 Dorfstr. 4/Kürschner). Später in Schumanns Haus Nr. 47 (1885 abgebrochen). Das neue Schulhaus wurde aber erst 1847 erbaut und im Sommer 1848 bezogen. Die damaligen Kosten betrugen 2150 Thaler (6450 Mark). Zum Schulhaus gehörten ein kleiner Hof und ein kleiner, auf der Nordseite (40 qm), gelegener Schulgarten. Diese Fläche gehörte zuvor den Gutsbesitzer Gottlieb Burckhardt, welche er unentgeltlich der Schulgemeinde übereignete. Zu der Zeit um 1892 betreute ein Lehrer 122 Schüler in Weißenborn, worauf auf Weißenborn 72, auf Stolzenhain 33 und auf Romsdorf 17 Schüler kamen. Der Schulunterricht erfolgte aus diesen Gründen den ganzen Tag über, aufgeteilt in Altersgruppen. Da die Stolzenhainer Bürger den Schulweg nach Weißenborn zu beschwerlich fanden, wurde über Jahre ernsthaft nachgedacht in Stolzenhain eine eigene Schule einzurichten.

Um 1893 wurde von dem Bauern Reinhold Kluge ein Grundstück erworben. 1894 wurde das dazugehörige Gebäude als Schule eingeweiht, und der Unterricht begann. Die Stolzenhainer Dorfschule war geboren. 1913 wurde dann dieses Schulgebäude erweitert. Bis 1906 wechselten die Lehrer in dieser Schule sehr oft, und es kam in dieser Zeit zu monatelangen Vakanzen (unbesetzte Stellen). Erst als 1906 der Lehrer Hoffmann die Schule übernahm setzte ein geregelter Schulunterricht ein.

Der Schulunterricht war um die Zeit 1900 – 1906 täglich eingeteilt in Vormittags- und Nachmittagsunterricht. Und so wurde täglich unterrichtet Stundenplan.

Vormittags

1. Stunde

Katechismus oder biblische Geschichte oder Chorsingen. Diese wiederholte sich 2 Mal die Woche. Katechismus-Grundfrage des chr. Glaubens

2. Stunde

Lesen oder Rechnen oder Aufsatz/Diktat in Wiederholung

3. Stunde

Rechnen oder Naturkunde oder Heimatkunde oder Raumlehre

4. Stunde

Schönschreiben oder Turnen oder Singen

Am Nachmittag wurde der gleiche Unterricht wie vormittags abgehalten, nur mit einer weiteren Gruppe von Schülern.

Nach dem Schulunterricht war 2 Mal die Woche, Dienstag und Freitag, Konfirmandenunterricht. Dieser wurde vom Pastor in der Schule abgehalten. Seit 1945 gab es keine Religion mehr im Schulunterricht.

Aus der Weißenborner Schulchronik sind/mussten alle Eintragungen aus der Zeit 1933 - 1945 (NS Zeit) entfernt werden. So das der Zeitraum 1933 - 1945/50 nur noch in Kurzform niedergeschrieben ist.

Ab 1933 war in Weißenborn der Lehrer und Organist Fritz Sterz an der einklassigen Schule tätig. 1936 wurde eine zweite Stelle (zweiklassig) eingerichtet (Kinderzahl angestiegen auf 80) mit Lehrer Paul Pirl. Das 2. Klassenzimmer wird im Gasthaus Handschug eingerichtet.

Ab 1940 ist die Schule wieder einklassig. Ab 1941 wird Lehrer Sterz zur Wehrmacht eingezogen und Lehrer Hoffmann aus Stolzenhain übernimmt diese Stelle gemeinsam mit dem Lehrer Eilert aus Wetterzeube. 1946/47 erhielt Weißenborn zwei Neulehrer (Rosemarie Lehmann und Rolf Kietz). Ein zweiter Klassenraum wurde erneut im Gasthof Handschug eingerichtet und somit konnte unsere einklassige Schule zu einer vierklassigen Schule ausgebaut werden. Die beiden Neulehrer wurden vom Altlehrer Burow betreut.

Am 30. April 1948 setzten die oberen Schulklassen auf dem Schulhof das erste Mal einen Maibaum. Unter dem Baum wurden Frühlingslieder gesungen. Keine ahnte damals, dass mit diesen Maibaum in Weißenborn eine Tradition geboren wurde.

In diesem Jahr (2023) wird am 30. April zum 75-jährigen Jubiläum, nach alter Tradition, immer noch ein Maibaum gesetzt. Dass die Weißenborner diese Tradition immer noch leben und pflegen, ist ein großes Dankeschön an die Schulkinder und Altlehrer Burow von 1948.

Am 1. August 1950 wurden die einklassige Schule Stolzenhain und die vierklassige Schule Weißenborn zu einer gemeinsamen Grundschule zusammengelegt. Leiter der gemeinsamen Schule war der Lehrer Zabel. Vier Lehrer begannen nun die schulischen Verhältnisse in der gemeinsamen Schule Weißenborn/Stolzenhain zu verbessern.

1950 begann auch die Schulspeisung für alle Kinder in der Gemeinde Weißenborn.

Die Schulküche befand sich im Weißenborner Schulgebäude. Es wurde auch ein neuer Schulgarten, in Richtung Stolzenhain, mit Abstand zum Friedhof Weißenborn angelegt. Alles nur für die Schulküche.

Seit dem 1. September 1971 sind die Schulen in Weißenborn und Stolzenhain aufgelöst.

Die Kinder werden ab sofort die Schule in Droyßig und Weickelsdorf (Romsdorfer) besuchen. In die Schule fahren die Kinder nun mit Schulbussen.

In der Weißenborner Schule wird das Obergeschoss als 2 Wohnungen ausgebaut.

Das Lehrerehepaar Kluge und Prüfer beziehen je eine Wohnung. Das Erdgeschoss wird als Kindergarten genutzt. In Stolzenhain wird der frei gewordene Schulraum als LPG-Speiseraum genutzt.

Im Obergeschoss wohnt das Lehrerehepaar Burckhardt. So endet eine lange Zeit der Schulgeschichte von den noch heute existierenden Orten: Weißenborn, Stolzenhain und Romsdorf.

*1 Asso = Werteinheit = 1 alter Schock = 20 Groschen

M. Wötzel, Febr. 2023