Titel Logo
Wesenitztaler Landbote – Amtliches Mitteilungsblatt der Gemeinde Dürrröhrsdorf-Dittersbach
Ausgabe 1/2025
Wissenswertes und Unterhaltsames
Zurück zur vorigen Seite
Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe

6. Januar - Der Dreikönigstag

Sternsinger, Dreikönigssingen, Dreikönigstag, Heilige Drei Könige, Epiphanias - Begriffe, die uns im Januar immer wieder in den Medien begegnen. Was hat es eigentlich damit auf sich? Im Matthäus-Evangelium lesen wir:

"Als Jesus geboren war in Bethlehem in Judäa zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem und sprachen: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenland und sind gekommen, ihn anzubeten …Der Stern, den sie im Morgenland gesehen hatten, ging vor ihnen her, bis er über dem Ort stand, wo das Kindlein war. Als sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut und gingen in das Haus und fanden das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe."

Hier ist ja gar nicht von den „Heiligen Drei Königen“ die Rede. Im griechischen Originaltext heißt es "magoi", Luther übersetzt mit "Weise". Offenbar handelt es sich um Wissenschaftler, die sich mit Astronomie oder auch Astrologie auskannten. Sie könnten Angehörige einer persischen Priesterkaste gewesen sein.

Erst im Laufe der christlichen Tradition wurde aus ihren kostbaren Geschenken abgeleitet, dass die Weisen wohl Könige gewesen sein müssen. Dabei spielt auch der Bezug zu in Psalm 72 und Jesaja 60 eine Rolle: Hier ist von Königen die Rede, die dem Herrn Geschenke bringen.

Laut griechischem Text kamen die Magier "apo anatolôn", was Luther mit "aus dem Morgenland" übersetzte. Es bedeutet einfach: aus dem Osten oder Orient. In dieser Erzählung im Matthäusevangelium repräsentieren die Magier aus dem Morgenland fremde Völker, die dem Messias huldigen. Im Text wird auch keine Zahl genannt. Dass es drei Magier waren, schloss man später aus der Zahl ihrer Geschenke. Die Namen Caspar (persisch: Schatzmeister), Melchior (hebräisch: Lichtkönig) und Balthasar (akkadisch: Gott erhalte den König) tauchten erst im Mittelalter auf. Teilweise bekamen die drei Weisen im Laufe der Zeit auch andere Namen, wie beispielsweise in Syrien, wo man sie Larvandad, Hormisdas und Gushnasaph nennt. Die drei Weisen werden oft als Vertreter der drei Lebensalter interpretiert: Balthasar als Greis, Melchior als ein Mann mittleren Alters und Caspar als junger Mann. Man kennt sie auch als Vertreter der damals bekannten Kontinente (Balthasar für Asien, Melchior für Europa und Caspar für Afrika).

Was bedeuten ihre Geschenke? Gold ist ein wertvolles, reines und in seinem Wert beständiges Metall. Mit der Gabe von Gold wird Jesus besonders geehrt.

Weihrauch ist ein Harz, der im Gottesdienst verbrannt wird und symbolisch für Reinigung, Verehrung und Gebet steht. Im Jerusalemer Tempel wurde eine besondere Weihrauchmischung verwendet, traditionell wird die Erscheinung eines Gottes von einer Rauchwolke begleitet. Durch die Gabe von Weihrauch wird Jesus demnach als Gott anerkannt.

Myrrhe ist ein bitterer Saft, der aus der Rinde eines Baumes gewonnen wird. Sie kann medizinisch vielseitig angewendet werden, zum Beispiel wirkt Myrrhe entzündungshemmend. In der Antike wurden Leichen mit dem duftenden Saft einbalsamiert. Die Gabe von Myrrhe könnte damit symbolisch schon auf Jesu Tod hindeuten. Alle drei Gaben sind eines Königs würdig; "Gold" bzw. "Weihrauch" greift der Evangelist aus Psalm 72 und Jesaja 60 auf.

Ursprünglicher Inhalt des Festes Epiphanias (Erscheinung des Herrn) war die Geburt Jesu zusammen mit der Verehrung durch die Magier. Mit der Einführung des Weihnachtsfestes im 5./6. Jahrhundert ergaben sich Verschiebungen, so dass der 6. Januar in den verschiedenen Konfessionen heute unterschiedlich begangen wird. Während die griechisch-orthodoxe Kirche sich an diesem Tag an die Taufe Jesu erinnert, feiern die koptische, die armenische, die russisch-orthodoxe und die serbisch-orthodoxe Kirche am 6. bzw. 7. Januar Weihnachten. Für die evangelische und die römisch-katholische Kirche ist der 6. Januar der Tag der Erscheinung des Herrn, an dem seine Göttlichkeit vorgestellt wird. In Person der Weisen aus dem Morgenland erfahren an diesem Tag auch die Heiden von der Menschwerdung Gottes.

Der Legende nach gelangten die Gebeine der drei Magier im 3. Jahrhundert zunächst nach Konstantinopel und von dort aus nach Mailand. Kaiser Friedrich Barbarossa brachte sie im 12. Jahrhundert nach Köln. Dort lagern die Reliquien angeblich bis heute in einem Schrein, sie waren der Anlass für den Bau des Kölner Doms. Durch die Heiligenverehrung im Mittelalter wurde der 6. Januar zum Tag der Heiligen Drei Könige.

Die christliche Tradition des Sternensingens beginnt Mitte des 16. Jhd. und wird heute vorrangig in katholischen Gemeinden durchgeführt. Kinder und Jugendliche gehen, als die Heiligen Drei Könige verkleidet, von Haus zu Haus und segnen dieses, indem sie über die Eingangstür „20*C+M+B‘24“ schreiben, was einerseits für die Namen der Könige Caspar, Melchior und Balthasar steht (eingerahmt von der aktuellen Jahreszahl) aber auch die Abkürzung der lateinischen Worte „Christus mansionem benedicat“ (= „Christus segne dieses Haus“) ist. Der Tradition entsprechend wurden die Könige ungeschminkt (Europa) bzw. gelb (Asien) bzw. dunkelhäutig (Afrika) geschminkt dargestellt. Dies steht heute unter Rassismus-Verdacht und wird im Falle des „Mohr“ als „blackfacing“ - zu Deutsch „sich das Gesicht schwarz färben“ - bezeichnet. Die evangelische Münstergemeinde in Ulm hat deshalb bereits 2020 die Heiligen Drei Könige aus ihrer Weihnachtskrippe verbannt ...

Übrigens: Es gibt unterschiedliche Meinungen zur Frage, wann die Weihnachtszeit endet. Für die einen ist es der Dreikönigstag, für die anderen Mariä Lichtmess, auch bekannt als das Fest der Darstellung des Herrn oder das Fest der Reinigung Marias, das am 2. Februar gefeiert wird. Es erinnert an die biblische Erzählung, in der Maria, die Mutter Jesu, 40 Tage nach der Geburt ihres Sohnes in den Tempel geht, um ihn Gott zu weihen und sich gemäß dem jüdischen Gesetz selbst zu reinigen. Bis dahin darf der Weihnachtsbaum stehen bleiben (wenn er nicht schon vorher die Nadeln verloren hat), dann aber sollte er endgültig aus der Stube verschwinden.

Bernd Heinrich