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Wesenitztaler Landbote – Amtliches Mitteilungsblatt der Gemeinde Dürrröhrsdorf-Dittersbach
Ausgabe 12/2023
Wissenswertes und Unterhaltsames
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Oh du Fröhliche

Wir sind mitten drin in der wohl schönsten, besinnlichsten, oft aber hektischsten Zeit des Jahres – der Weihnachtszeit.

Weihnachten, das sind strahlende Kinderaugen, das ist die Zeit erfüllter oder unerfüllter Wünsche, der Versuch von etwas Besinnlichkeit, viel Sinn für das Familiäre und vor allem Traditionen.

Das Weihnachtsfest hat seine Wurzeln in verschiedenen Traditionen und Bräuchen aus unterschiedlichen Kulturen. Einer der bekanntesten Ursprünge ist das christliche Fest zur Geburt Jesu Christi. Es wird am 25. Dezember gefeiert und hat im Laufe der Zeit viele symbolische Elemente angenommen, wie zum Beispiel den Weihnachtsbaum, Geschenke und das Singen von Weihnachtsliedern. Darüber hinaus gibt es auch vorchristliche Rituale und Feierlichkeiten, die mit dem Winter und der Wintersonnenwende verbunden sind. Bereits in der Antike feierten die Ägypter und andere Hochkulturen am Tag der Wintersonnenwende (21.Dezember) die Geburtstage ihrer Gottheiten. Um 500 vor Christus erklärten die Römer den 25. Dezember zum Geburtstag ihres Sonnengottes. Die Germanen feierten das Jul-Fest. Obwohl die Kirchen die „heidnischen Feste“ der Sonnenwende verbot, so waren diese Feste zu stark in der Gesellschaft verankert. So entschieden die Kirchenoberen, das Fest Jesus Christus zu widmen, der mit seiner Geburt das Licht auf die Erde brachte.

Heute erleben wir wieder eine Vermischung der „ehemals heidnischen Bräuche der Sonnenwendfeiern“ mit dem christlichen Weihnachtsfest.

Jeder von uns kennt sie, lebt und zelebriert sie – die Traditionen und Bräuche rund um das Weihnachtsfest. Ich weiß nicht wie es bei Ihnen ist, aber der „Fahrplan“ der Weihnachtszeit“ steht schon lange fest und wiederholt sich mit kleinen Nuancen jedes Jahr.

Bei uns gehört das Schmücken mit der Weihnachtsdekoration unmittelbar nach dem Totensonntag zur Tradition. Das heißt früh in der Weihnachtszeit gehen bei uns die Lichter an, die dann bis zum 6. Januar leuchten. In vielen Vorgärten kann man die Weihnachtslichter noch bis zum 2. Februar sehen, bei uns nicht.

Am 2. Februar wird Maria Lichtmess gefeiert. Es ist ein christlicher Feiertag, der 40 Tage nach Weihnachten stattfindet. An diesem Tag wird die Darstellung des Herrn im Tempel und die Reinigung Marias gefeiert. In einigen Kulturen markiert Maria Lichtmess auch das Ende der Weihnachtszeit und den Beginn des Frühlings. Es ist ein Tag, an dem traditionell Kerzen gesegnet werden und Lichtprozessionen stattfinden.

Wir sind nun schon einige Tage in der Adventszeit.

Die Adventszeit (aus dem Lateinischen für "die Ankunft") war ursprünglich – vermutlich ab der Mitte des 4. Jahrhunderts – eine Zeit des Fastens und der Buße zwischen dem Martinstag (11. November) und dem Fest der Erscheinung des Herrn am 6. Januar, an dem man damals die Geburt Jesu feierte. Die Adventszeit, wie wir sie heute kennen, mit ihren vier Sonntagen vor Weihnachten, geht auf Papst Gregor den Großen (540-604) zurück. Er legte die Zahl der Adventssonntage von sechs auf vier fest.

Das Kirchenjahr beginnt am 1. Advent und endet am Ewigkeitssonntag (Totensonntag). Die Adventszeit ist eine Zeit der Erwartung und der Vorbereitung auf die Ankunft Jesu.

Mitten in der Adventszeit feiern wir einen Brauch, der vor allem bei den Kindern beliebt ist und in manchem Weihnachtslied anklingt – den Nikolaustag.

Dass wir heute am 6. Dezember den Nikolaustag feiern, an dem Kinder ihre Stiefel vor die Tür stellen, haben wir dem heiligen Bischof von Myra zu verdanken, der im 3. Jahrhundert in Lykien (heutige Türkei) geboren und auf den Namen "Nikolaus" getauft wurde. Um den Bischof und den Ursprung des Nikolaustags ranken sich viele Legenden. Zu den bekanntesten gehören:

• Die wunderbare Kornvermehrung.

• Die Stillung des Seesturms.

• Die Legende von den drei verarmten Jungfrauen.

Der Todestag des heiligen Nikolaus soll der 6. Dezember sein, weshalb dieser Tag heute in Erinnerung an seine guten Taten als „Feiertag“ begangen wird, an dem es heute „süße Gaben“ in die Stiefel gibt.

Eng mit der Adventszeit verbunden ist der Adventskranz. Seinen Ursprung hat der Kranz im 19. Jahrhundert. Der Theologe und Sozialpädagoge Johann Hinrich Wichern arbeitete in einem Waisenhaus in Hamburg und wollte mit seiner „weihnachtlichen Installation“ den Kindern die Wartezeit auf Weihnachten verkürzen. 24 Kerzen standen für die 24 Tage bis Weihnachten, 4 große Exemplare für die Sonntage. Heute schmücken Adventskränze mit 4 Kerzen fast in jedem Haus den Tisch.

Zu einer unserer vorweihnachtlichen Tradition gehören auch Besuche auf Weihnachtsmärkten. Unsere Vorliebe gilt dabei den kleinen, gemütlichen und ursprünglichen Märkten, weniger dem Gedränge und Geschiebe der „großen Märkte“. Im Spätmittelalter waren diese Märkte meist eintägige Verkaufsmessen, auf denen die Menschen Fleisch und feine Produkte für die Winterzeit kaufen konnten. Später ergänzten Korbflechter, Zuckerbäcker und Spielzeugmacher das Warensortiment. So konnte man dort ebenfalls Geschenke für die Kinder kaufen. Auch süße Leckereien wie geröstete Kastanien oder Nüsse wurden angeboten. Die bekanntesten Weihnachtsmärkte in Deutschland sind der Nürnberger und Dresdner Christkindlmarkt – heute sehr oft mit einem „Vollsortiment an Waren und einer Menge Kommerz“.

„Das“ Symbol der Weihnachtstradition ist zweifellos der Tannenbaum oder besser der Weihnachtsbaum. Schon im Mittelalter hängten die Menschen in der Weihnachtszeit Tannenzweige oder Misteln als Zeichen für neues Leben auf. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts fanden komplette Weihnachtsbäume erstmals Erwähnung. Geschmückt wurden sie mit Lebkuchen, Nüssen und Äpfeln. Im Mittelalter stellte man sie im Freien auf und nannte diese Weihnachtsmaien. Erst um etwa 1800 hielten die ersten Weihnachtsbäume Einzug in die Wohnstuben, vor allem bei protestantischen Familien.

Für die Katholiken war und ist die Weihnachtskrippe in erster Linie das Symbol für das Weihnachtsfest. Eine Weihnachtskrippe zeigt die Szenen der Ereignisse in der Heiligen Nacht.

Der Ursprung der Krippe liegt im 13. Jahrhundert bei Franz von Assisi, der in Greccio eine Krippe mit einem lebendigen Esel und einem Ochsen aufbaute und Heu dazugab. Ab dem 16. Jahrhundert verbreiteten die Jesuiten die Krippe dann in ganz Europa. Später ergänzte man die anderen „Akteure“ der Heiligen Nacht wie Hirten, Engel, Heilige 3 Könige usw. Im 19. Jahrhundert wurde es zur Tradition, dass auch Familien daheim Krippen aufstellten. Einen Weihnachtsbaum gibt es bei uns jedes Jahr, eine Krippe nicht.

Leider kommt seit einigen Jahren auch kein Weihnachtsmann mehr zu uns. Die Kinder sind schon lange aus dem Haus und auch der Enkel glaubt nicht mehr an Knecht Ruprecht. Wir sind uns auch sicher, dass er uns 1-2 Jahre vorgegaukelt hat, noch an den „Rotrock“ zu glauben. Als erstes musste der „Osterhase“ dran glauben, danach auch der Weihnachtsmann.

Dennoch freuen wir uns jedes Jahr auf die Vorweihnachtszeit und vor allem die Festtage. Auch hier lebt jeder sicher seine Tradition. Dazu gehören die Weihnachtsgans, Kartoffelsalat mit Würstchen, der Besuch des Krippenspiels und die Bescherung am Heiligen Abend in Familie. Selbst die Sitzplätze in der Kirche haben für uns und unsere Nachbarn ein bisschen Tradition. Daher kommen wir immer sehr früh.

Mit dieser kleinen Auswahl an weihnachtlichen Traditionen möchte ich allen Lesern eine schöne Weihnachtszeit und erholsame Festtage wünschen.

Vielleicht trifft man sich ja in dieser Zeit bei den zahlreichen traditionellen Veranstaltungen in unserer Gemeinde, egal ob beim lebendigen Adventskalender, der Lesung in der Kirche oder dem Weihnachtskonzert.

Jochen Frank