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Wesenitztaler Landbote – Amtliches Mitteilungsblatt der Gemeinde Dürrröhrsdorf-Dittersbach
Ausgabe 12/2025
Wissenswertes und Unterhaltsames
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Gibt es den Weihnachtsmann?

Am 20. September 1897, schrieb die achtjährige Virginia O'Hanlon an die Zeitung „The New York Sun“: „Einige von meinen Freunden sagen, dass es den Weihnachtsmann nicht gibt. Papa sagt, was in der „Sun“ steht, ist immer wahr. Bitte, sagen Sie mir die Wahrheit: Gibt es den Weihnachtsmann?“ Virginia O'Hanlon, 115 West Ninety-fifth Street, New York

Der Redakteur Francis P. Church antwortete im Leitartikel auf der Titelseite:

Virginia, Deine kleinen Freunde haben Unrecht. Sie glauben nur, was sie sehen. Sie glauben, dass es nicht geben kann, was sie mit ihrem begrenzten Verstand nicht erfassen können. Aller Menschengeist ist klein, ob er nun einem Erwachsenen oder einem Kind gehört. Im Weltall verliert er sich wie ein winziges Insekt. Solcher Ameisenverstand reicht nicht aus, die ganze Wahrheit zu erfassen und zu begreifen. Ja, Virginia, es gibt einen Weihnachtsmann. Er existiert so zweifellos wie Liebe und Großzügigkeit und Zuneigung bestehen - und Du weißt, dass sie reichlich vorhanden sind und Deinem Leben seine höchste Schönheit und Freude geben. Wie trübsinnig wäre die Welt, wenn es keinen Weihnachtsmann gäbe! So trübsinnig als gäbe es keine Virginia, keinen Glauben, keine Poesie - nichts von dem, was das Leben erst erträglich macht. Ein Flackerrest an sichtbarem Schönen bliebe übrig. Aber das ewige Licht der Kindheit, das die Welt erfüllt, müsste verlöschen.

Nicht an den Weihnachtsmann glauben? Dann könntest Du ebensogut nicht an Märchen glauben. Gewiss, Du könntest Deinen Papa bitten, er solle am Heiligen Abend Leute ausschicken, den Weihnachtsmann zu fangen. Und keiner von ihnen bekäme den Weihnachtsmann zu Gesicht - doch was würde das schon beweisen? Kein Mensch sieht ihn einfach so […]*)

Der Weihnachtsmann lebt, und er wird ewig leben. Sogar in zehnmal zehntausend Jahren wird er da sein, um Kinder wie Dich und jedes offene Herz zu erfreuen. Frohe Weihnacht, Virginia!

Dein Francis Church

*) Versuchen wir mal, uns dem Phänomen des unsichtbaren Weihnachtsmanns augenzwinkernd „wissenschaftlich“ zu nähern.

Nehmen wir mal an, der Weihnachtsmann müsste am Heiligabend ausschließlich Haushalte in Deutschland besuchen, in denen Kinder unter 10 Jahren wohnen. Bei 80 Mio. Einwohnern sind das ca. 8 Mio. Kinder und bei zwei Kindern pro Haushalt also ca. 4 Mio. Haushalte. Er hat dafür 24 Stunden, oder 86400 Sekunden Zeit. Er muss also pro Sekunde knapp 50 Haushalte besuchen, hat deshalb 20 Millisekunden Zeit für seinen Flug durch die Luft plus den Weg durch den Schornstein (wenn vorhanden), Geschenke ablegen und zurück durch den Schornstein. Das menschliche Auge ist nicht in der Lage, in solch kurzer Zeit ein Bild zu erfassen, wir nehmen den Weihnachtsmann nicht wahr!

Auf einem Quadrat-Kilometer wohnen in Deutschland 236 Einwohner, das sind 118 (rund 10 x 10) Haushalte. Der mittlere Abstand beträgt knapp 100 Meter, pro Quadrat-Kilometer muss er also ca. 10x1000=10.000 Meter = 1Kilometer fliegen. Bei einer Gesamtfläche Deutschlands von knapp 360.000 km² muss der Weihnachtsmann in 24 h mit einer Geschwindigkeit reichlich 4 km/s reisen. Unser fiktiver Weihnachtsmann ist also 400 Mal schneller als ein 100-Meter-Sprinter! Und nun rechnen Sie mal selbst, wie schnell sich der Weihnachtsmann bewegen muss, um alle Kinder auf der Erde zu besuchen!

Bernd Heinrich