Die Schönheiten unserer Natur und Landschaft bewundern jährlich zehntausende von Touristen. Sie sind angetan vom besonderen Reiz des Elbsandsteingebirges, des Elbtals, der Tafelberge, Wälder und Seen. Sie sehen genau hin, beobachten aufmerksam und erkunden unsere Heimat zu Fuß, mit dem Auto, per Schiff und öffentlichen Verkehrsmitteln.
Die Unmenge an visuellen Eindrücken bleibt in ihrer Erinnerung.
Sie horchen aber ebenso auf, wenn sie unsere Sprache oder besser gesagt, unseren Dialekt vernehmen. Kaum ein Sachse kann seine Herkunft verleugnen, zumindest nicht im alltäglichen Sprachgebrauch.
Mitunter belächelt, ungerechterweise oft verspottet, gehört dieser Dialekt aber zu unserer Heimat wie die Basteibrücke zum Elbsandsteingebirge.
Aber was ist eigentlich der Dialekt und was macht diesen so besonders?
Bei einem Dialekt handelt es sich um ein sprachliches System, welches zusätzlich zur Landessprache gesprochen wird. Es gibt eigene Regeln und teilweise eine eigene Grammatik, oft keine Schriftsprache. Sind Schriftsprachen vorhanden, entwickelten sich diese meist aus dem Mündlichen. Das bedeutet, man schreibt so, wie man spricht. (Als Grundschullehrer erlebe ich das leider noch sehr oft.)
Vor allem im Wortschatz und in der Aussprache unterscheidet sich der Dialekt zur Landessprache.
Wie der Dialekt regional gebunden ist- ein Bayer versteht wohl kaum einen Nordfriesen in seinem Urdialekt- so hat sich die regionale Sprache auch verschieden entwickelt.
„Im Freistaat Sachsen gibt es mehrere Sprachräume: Das Obersächsisch (Meißnisch), Osterländische (rund um Leipzig), Vogtländisch, Erzgebirgisch und Lausitzisch. Allerdings verschwimmen die Grenzen.“ (Quelle: MDR)
Obwohl regional verschieden, so ist dem Sächsischen eines gleich: Wer sächsische redet ist ein " Gonsonadenschinder" (Konsonantenschinder). Einfacher ausgedrückt: „Die Weechen besiechen die Harten".
Da fällt mir ein: Manchmal sind wir doch in der Lage, harte Konsonanten auszusprechen, leider oft dort, wo sie eigentlich nicht hingehören. Ein Beispiel gefällig:
Manch Autobesitzer fährt seinen Wagen nicht in die „Garage“ sondern in sein „Karasche“.
Dennoch gibt es territoriale Besonderheiten, wobei die Grenzen hier fließend sind.
Interessant ist auch die Tatsache, dass sich das Sächsische im Laufe der Jahrzehnte selbst verändert hat. so wie Großmutter und Großvater miteinander sprachen, so spricht selbst der sächsische "Ureinwohner" heutzutage nicht oder kaum mehr.
Was eine "Bemme" ist weiß jeder, den "Nischel" muss man nicht erklären und das "Däschtelmäschtel" gibts heute noch.
Aber fragen sie mal ihre Kinder nach "Mutschekiepchen" (Marienkäfer) oder den Begriff "heuer" (dieses Jahr), die meine Großmutter immer benutzte.
Schulkinder schauen eine mitunter verdutzt an, wenn man eine "Hitsche" braucht oder von einer "Dämmse" spricht.
Aber egal ob „altes“ oder „neues Sächsisch“, über den Dialekt sollte man allgemein nicht lachen. Das wusste schon Erich Kästner trefflich zu schreiben:
Ich habbs nich gerne, wennse driewer Lachn.
Da bin ich komisch, weil ichs gar nich bin.
Sie denkn bloß, mit uns da kennses machn.
Kommse nur hin.
Wenn Sie da nur nich irchendwas verwechseln!
Daß Sie uns kenn, das ist noch längsd nich raus.
Sie denken, daß wir Ihretwähjn sächseln ?
So sehn Sie aus.
Wir sinn nich so gemiedlich, wie wir schbrechen.
Wir hamm, wenns sein muß, Dinnamid im Bluhd.
Da kennse Gifd droff nähm, daß wir uns rächn!
Na, Ihr Gesichde merkd sich ja ganz guhd.
Wir wärn Ihn' schonn noch mal de Knochen Brechn.
Nur Muhd !
(Quelle: List, Sylvia (Hrsg.): Das große Erich-Kästner-Buch. Neuausgabe. Zürich: Atrium Verlag, 2002 (Erstausgabe 1975). S. 163
Wir sollten also stolz auf unseren Dialekt sein.
In unserer gegenwärtigen Zeit gibt es viele Veränderungen in der Sprache.
An die zahlreichen Fremdwörter, Anglizismen und diverse Formen der „Jugendsprache“ haben wir uns leider schon gewöhnt. Die von einer Minderheit geforderte und oft per Anweisung festgelegte „Genderei“ stellt für mich aber eher eine Zerstörung deutscher Sprachkultur als einen Fortschritt dar ... über deren Auswüchse kann man schon eher lachen, wenn es nicht so ernst wäre. So gibt es für den „Gast“ im Duden schon eine „Gästin“. So ist vor allem die ursprüngliche Mundart unserer sächsischen Heimat im Aussterben begriffen. Begriffe wie „Kannapee“, „Hitsche“, „Plättbrett“ oder die „Kärche“ verwendet kaum noch einer.
Ich möchte daher gern in den folgenden Artikeln an zwei Vertreter der „Säschsischen Sprachkultur“ erinnern, die diese Sprechweise in Perfektion beherrschten und trotzdem einen engen regionalen Bezug darstellten.
Bruno Barthel, dessen Werk „Im de Bastei rim“ viele noch kennen dürften und der mit seinen Schriften ein Stück Heimatgeschichte beschrieben hat, die bewahrenswert ist.
sowie
Lene Voigt, die sich als Vertreterin des Leipziger Dialekts durchaus an Werke der „Weltliteratur“ wagte, denkt man nur an die Sammlung „Säk`sche Balladen“.
Erfreuen wir uns wieder einmal an einem Stück „Heimatsprache“ und lesen wir das, was wir „eegentlich schbrechen“.