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Wesenitztaler Landbote – Amtliches Mitteilungsblatt der Gemeinde Dürrröhrsdorf-Dittersbach
Ausgabe 2/2023
Wissenswertes und Unterhaltsames
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Eine neue Bäckerei in Dittersbach?

Seit kurzem ziert ein Bäckerei-Zunftzeichen das Grundstück Hauptstraße 34 in Dittersbach. Beim ersten flüchtigen Hinschauen könnte man meinen, da hätte plötzlich und unbemerkt eine neue Bäckerei eröffnet. Erst beim genaueren Betrachten kann man lesen „ehem. Bäckerei Willkommen“. Dieses Zeichen weist also auf den ursprünglichen Zweck des Gebäudes hin, an den heute außer dem genannten Zunftzeichen nichts mehr erinnert. 1911 erbaut Max Willkommen das Gebäude und erhält das Gewerbe für eine Brot-, Weiß- und Butterbäckerei, welches er 1922 um den Verkauf von Material- und 1928 von Rauchwaren erweitert. Sein Sohn Fritz übernimmt später das Gewerbe, wird aber in den Krieg eingezogen, aus dem er nicht wiederkehrt. Deswegen führt Max Willkommen das Geschäft mit seiner Schwiegertochter Elly weiter. Diese kümmert sich aufopferungsvoll um ihre vier Kinder. Sie heiratet später den Bäckermeister Helmut Mittag, der das Geschäft 1951 übernimmt und bis 1958 weiterführt. Anschließend zieht in die Gewerberäume der KONSUM mit einer Lebensmittel-Verkaufsstelle ein. Als Ende der 70er Jahre in der alten Schule von Dittersbach ein größerer Markt entsteht, werden die kleinen Läden geschlossen. Anneli und Bernd Heinrich kaufen das Gebäude 1980. Anneli ist die Tochter von Regina Schneider, geb. Willkommen und Enkeltochter von Fritz und Elly Willkommen. Das frisch vermählte Ehepaar baut die Gewerberäume zu einer Wohnung um. Das kleine Vorhäuschen an der Straße verschwindet und weicht einem größeren Vorbau mit Balkon. Anfang der 90er Jahre verschwindet auch der markante Bäckerei-Schornstein. Außen erinnert also nichts mehr an die Bäckerei. Innen wird der Backofen abgerissen und der Keller erweitert, der Verkaufsraum wird Küche und Schlafzimmer, die Backstube wird Wohnstube, der Backofenraum wird Bad. Eine für damalige Verhältnisse moderne Heizung wird eingebaut. In Erinnerung bleiben die Bemühungen, möglichst viele der Bäckerei-Fliesen zu „retten“, indem man sie vorsichtig mit einer Spachtel von der Wand abhebt. Jeder dabei zu Bruch gegangenen Fliese wurde nachgetrauert (Stichwort Mangelwirtschaft!) – aber nicht eine einzige intakte Fliese wurde je verwendet ...

Seit über 40 Jahren wohnt nun Familie Heinrich in der ehemaligen Bäckerei. Sie haben den 90. Geburtstag von Bäckerstochter Regina Schneider zum Anlass genommen, mit dem Zunftzeichen an die ursprüngliche Aufgabe des Gebäudes zu erinnern. Mal sehen, wann die ersten „Kunden“ an die Tür klopfen und nach Brötchen fragen, weil sie das Wort „ehemalige“ nicht gelesen haben ...

B. H.