Ich muss euch sagen, da gab es noch richtigen Winter mit viel Schnee, Eis und klirrender Kälte. Jetzt schreit man schon bei 10 cm Schnee nach Katastrophe.
In der damaligen Zeit gab es keine Handys, Laptop, Spielkonsolen ... und das Fernsehen ... naja bei 2 Sendern war da nicht viel los. Also ging es raus auf die Piste. Wir waren eine richtige Rodelfangemeinde. Da brauchte nur einer kurz fragen, „Gehste mit Rodeln?“ Schwups kamen aus allen Winkeln Jungs und Mädels mit ihren Schlitten und Ski angesaust. Unser Rodelberg war neben Kreusel´s Bauernhof, dort wo jetzt die Gänse ihre Weide haben. Unterhalb lag das Grundstück von Familie Gräfe, da mussten wir gewaltig aufpassen und eine leichte Linkskurve steuern, sonst wären wir im Schuppen gelandet. Es ging dann stundenlang bergauf und runter, bis man die Hand nicht mehr vor den Augen sah. Einen Winter, kann ich mich noch sehr gut daran erinnern, haben die Brüder von meiner Nachbarin Katrin eine Lichterkette neben der Bahn in die Obstbäume gehangen. Ich weiß nicht, wie sie das angestellt haben, denn sowas gab es ja noch nicht, oder sie haben sich selbst was zusammengebastelt. Einmal bauten sie auch eine Sprungschanze neben der Rodelbahn. Katrin und mir sagten sie eindringlich nicht mit den Schlitten drüber zu fahren. Aber auf größere Brüder hört man eher nicht mehr so. Also sind wir beide mit den Schlitten drüber gebrettert, als wir beide allein dort waren. Uns tat zwar dann gehörig der Allerwerteste weh, aber was soll´s. Leider sah man dann auch die Spuren vom Schlitten. Aber wir zwei Mädel´s haben zusammengehalten und es bis zum Schluss geleugnet.
Gleich neben der Rodelbahn befand sich ein kleiner Teich, wo wir unsere Eislaufkunst zeigten. Die wenigsten von uns hatten Schlittschuhe, also ging es mit unseren Schuhen über das Eis. Manch einer von uns steckte mal mit dem Fuß im Wasser, aber zum Glück war der Teich nur ganz flach. Oft beschlagnahmten die Jungs die Eisfläche, weil sie Eishockey spielen wollten. Als Schläger dienten Knüppel und als Puck auch mal eine Kohle, denn zu dieser Zeit musste man erfinderisch sein.
Wenn wir viel Glück hatten, gab es auch mal eine Schlittenparade auf der Straße, da wurde ein Schlitten an den anderen angehangen und davor ein Traktor gespannt, der uns dann zog. Einmal hatten wir sogar ein Pferd davor, leider weiß ich aber nicht wessen Bauern es war. Es war jedenfalls eine megageile Fahrt durch den ganzen Ort.
Wenn wir mal nicht Rodeln waren haben wir an unseren Iglus gearbeitet. Einmal hatten wir so viel Schnee im Hof bei uns, da haben mein Bruder und Cousin ein richtiges Labyrinth auf die Wiese gebaut, das war cool. Wenn der Pappschnee da war, haben wir ganze Schneemannfamilien im Garten gebaut, je größer umso besser. Die Brüder von Katrin bauten mal einen Schneepanzer, dazu diente eine Wäschestütze zum Stabilisieren für das Kanonenrohr. Und wenn ein angenommener Krieg zwischen uns Kindern lief, dann gab es zwischen Eisold, Gräfe und Hippe eine große Schneeballschlacht immer über den Bach hin und her, abends waren wir so knülle, dass wir nichts mehr brauchten.
Die Winter waren auch ziemlich kalt und das manchmal Wochen lang, heute geht es mit den Temperaturen im Wechsel rauf und runter. Zweimal habe ich erlebt, dass der „Kalte Bach“ bei uns zugefroren war. Das eine Mal war es Mitte der 70iger, das Thermometer zeigte minus 30 Grad und 2009 wieder. Da habe ich Luck (s.Foto), den Kater vom Nachbar auf den zugefrorenen Bach fotografiert. In demselben Jahr war auch das letzte Mal der Gletscher da. Als Kind haben wir uns immer gefreut, wenn der Brunnen oberhalb von Katrin übergelaufen ist und strenger Frost war. Da war die halbe Wiese hinter uns nur mit Eis bedeckt und es endet erst im Bach (s.Foto). Als Kinder war es super, einen Sack oder Tüte unter den A ... und los ging es. Nur das Bremsen durfte man nicht vergessen ...