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Wesenitztaler Landbote – Amtliches Mitteilungsblatt der Gemeinde Dürrröhrsdorf-Dittersbach
Ausgabe 3/2023
Wissenswertes und Unterhaltsames
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Was man über unseren Dialekt so denkt (Teil 2)

Foto: Bruno Barthel - Mundartdichter und Heimatforscher, Rat der Gemeinde Lohmen 1985

Wenn vom „Sächischen“ die Rede ist, dann haben heute viele Menschen in erster Linie die Sprache im Ohr, die im Dreieck um Leipzig, Dresden und Chemnitz gebräuchlich ist.

Dialekte stehen für Vielfalt und zeigen, woher Menschen kommen, schaffen Identität und sagen viel über Heimat.

Doch woher stammt unser Dialekt?

Der heute als "Sächsisch" bezeichnete Dialekt gehört zum Ostmitteldeutschen und ist eine Mischsprache, die von den aus mittel-und süddeutschen Sprachgegenden stammenden Siedlern geschaffen wurde. Anfangs wurde das Sächische auch Meißnisches genannt.

Vom 16. bis zum 18. Jahrhundert galt dieses Meißnerische als „das beste Deutsch“ für Sprecher und Schreiber im „Kleinstaaterischen“ des ehemaligen Deutschen Reichs.

Der Philologe Christian Pudor schrieb 1672 in seinem Werk "Der Teutschen Sprache Grundrichtigkeit" folgendes:

"Die Meisner haben vor anderen Nationen den Preiß wegen der zierlichen Mundart, dahero man ihre Worte, weil sie rein und deutlich, sicherlich gebrauchen darff."

Die Wertschätzung des Meißnerischen hatte auch damit zu tun, dass Martin Luther das Deutsch der sächsische-kurfürstlichen Kanzelei in Meißen als Grundlage seiner Bibelübersetzung gewählt hatte. Er formte daraus eine eigene "Luthersprache", die auch in die Sprache der Druckereien im Wittenberger Raum einging. Er legte damit die Grundlagen für eine gewisse Dominanz dieser Sprache im mitteldeutschen Raum, die wiederum Auswirkungen auf das gesamte Reich hatte.

Stirbt der Dialekt aus?

Seit langem registrieren Sprachwissenschaftler das Aussterben der Dialekte. Auch in Sachsen gehen die aktiv gesprochenen Dialekte zurück. Heutzutage werden eher sogenannte Regiolekte gesprochen. Ein Regiolekt ist die regional verbreitete Umgangsssprache. (Quelle: MDR)

Ein solcher Vertreter des sogenannten "regionalen Dialekts" war Bruno Barthel, um den es heute gehen soll.

Bruno Barthel wurde am 27.02.1885 in Lohmen als Sohn eines Steinbrechers geboren. Die Familie umfasste insgesamt 14 Kinder.

1889 zog die Familie nach Uttewalde. Hier besuchte der junge Bruno auch die dortige Dorfschule. Nach dem erfolgreichen Schulabschluss arbeitete er zunächst als Knecht bei einem Bauern, als Hoteldiener in Bad Schandau und als Fabrikarbeiter in Dresden.

Von 1914-1918 diente er als Soldat im 1. Weltkrieg.

Nach einer Verwundung kehrt er nach Uttewalde zurück und arbeitete nach seiner Genesung als Steinbrucharbeiter. Er versuchte sich auch einigermaßen erfolglos als Kleinwarenhändler.

Bereits in seinen Jugendjahren beschäftigte sich Bruno Barthel autodidaktisch mit Zoologie, Botanik, Geologie, Volkskunde und vor allem Heimatgeschichte.

Als er von 1930 für ca. 4 Jahre oft arbeitslos wird, beginnt er Geschichten in seiner Mundart zu schreiben. Viele Geschichten enthalten Bezüge zu eigenen Erlebnissen und Erfahrungen. Vor allem wird darin auch seine enge Bindung zur Natur, zur Landschaft und deren Bewohnern deutlich. Eine besondere Beziehung scheint er zur nahen Bastei zu haben. 1932 erscheinen erste Veröffentlichungen in der Reihe "Sächsische Mundart- Dichtungen".

1936 zieht es die Familie wieder nach Oberlohmen, wo er sich ein Haus baut.

Dazu meint er: " Sˋdi höchste Stelle in Lohmen wu mei Häusl stitt, und ich hoa goar ni weit zi giehn, wennˋchn größtn Teel meiner Bargheemte sahn will"

Im Jahr 1935 erscheint ein kleines Bändchen "Im di Bastei rim". Eine umfassende schriftstellerische Tätigkeit entfaltete Bruno Barthel erst mit dem Eintritt ins Rentnerleben mit 65 Jahren. 1951 veröffentlichte der Mitteldeutsche Verlag Halle sein Laienspiel "Der Dickkopf". 1953 folgte eine kleine heimatkundliche Schrift "Die Bastei" sowie 1954 viele bemerkenswerte Beiträge in der Zeitschrift "Natur und Heimat". Wenige Wochen vor seinem Tod im Jahre 1956 erlebte er noch das Erscheinen der 1. Auflage des Buches "Im di Bastei rim".

Bruno Barthel fand auf dem Friedhof in Lohmen seine letzte Ruhestätte. Das Grab kann man heute noch besuchen.

Mit der begonnene Fastenzeit bewegen wir uns mit großen Schritten auf die Osterzeit zu.

Einen alten Brauch, den es wohl heute kaum noch gibt (?) greift Bruno Barthel in seinem Buch "Im di Bastei rim"auf.

Hier ein kleiner Auszug davon. Viel Spaß dabei … und bitte laut lesen.

Quelle: "Im di Bastei rim"- Ein Heimatbuch- 1968- VEB Friedrich Hofmeister-Leipzig

J. Frank