Unseren Dittersbacher Jahrmarkt gibt es nun schon seit über 350 Jahren und es war einmal der größte Landmarkt Sachsens. Immer zum Kirchweihfest, Ende August/Anfang September findet er auf dem Dittersbacher Marktplatz statt.
Der Jahrmarkt mit seinem dazugehörigen großen unverbauten Marktplatz, ist genauso kulturelles Erbe für Dürrröhrsdorf-Dittersbach wie unsere Kirche, unser Schloss mit Park, das Lieblingstal und die Schöne Höhe.
Das Jahr über wird der Marktplatz auch als Parkplatz und für verschiedene Veranstaltungen genutzt. Zirkus, Faschingsfeiern, Jugenddisco, Anlaufpunkt für Oldimer-Rallyes und andere Events wie das Weihnachtsbaumverbrennen finden darauf statt.
Es ist also nicht wahr, wenn behauptet wird, dass unser Marktplatz nur an vier Tagen im Jahr zum Jahrmarkt genutzt wird,
Herr Klinke, einer der Organisatoren des Dittersbacher Schaustellerparks während der Coronazeit sagte mir, „einen derart großen unverbauten Marktplatz findet man heute nicht mehr. Eure Gemeinde könnte viel mehr daraus machen“.
Zu DDR-Zeiten hat man immer mit über 120 Verkaufsständen auf Plakaten für den Jahrmarkt geworben. Mit den vielen Schaustellern und den zwei großen Bierzelten war die Größe des Marktplatzes gerade so ausreichend. Aus Nah und Fern kamen damals wie auch heute die Marktbesucher.
So richtig aus allen Nähten platzte der Jahrmarkt jedoch nach 1990. Die Hauptstraße von der Kirche bis weit nach Dittersbach sowie die Straße nach Wünschendorf waren gesperrt und voller Marktstände. Viele Händler und Schausteller mussten abgewiesen werden, weil die Größe des Marktplatzes nicht mehr ausreichte. Im Gemeinderat haben wir damals ernsthaft über eine Erweiterung des Dittersbacher Jahrmarktes debattiert. Es gab Überlegungen den Jahrmarkt auf dem Hofeberg hinter der ehemaligen Feldscheune Richtung Wilschdorf zu erweitern.
Zu dieser Zeit, in den 90er-Jahren gab es auch einen sehr engagierten ehrenamtlichen Marktmeister. Ich wage zu behaupten, wenn es den Marktmeister heute noch gäbe, würde unser Dittersbacher Jahrmarkt anders aussehen. Leider erkrankte er damals sehr schwer und professionelle Hilfe von Veranstaltungsagenturen hat man leider abgelehnt.
Auch die Angebote unseres ortsansässigen Zeltverleihers und Veranstaltungsprofis Olaf Beyer, den Jahrmarkt zu gestalten, hat man abgewiesen.
Ein gutes Beispiel, wie man eine alte Tradition bewahren kann, sind das Kamenzer Forstfest und der Kreischaer Jahrmarkt. Dieses Jahr wird das Kamenzer Forstfest sogar um drei Tage verlängert und in Kreischa mussten 2019 erstmals Schausteller und Händler abgewiesen werden, weil der Jahrmarktplatz nicht mehr ausreichte.
Was macht unsere Gemeinde? Wir verkürzen unseren Jahrmarkt dieses Jahr um einen Tag.
Der Dittersbacher Marktplatz wurde der Gemeinde vor über 100 Jahren von den Schlossbesitzern übereignet und es galt bis jetzt immer das ungeschriebene Gesetz den Platz weder zu bebauen noch zweckzuentfremden.
Alle Generationen vor uns haben sich auch daran gehalten.
Seit ein paar Jahren gibt es nun Bestrebungen den Marktplatz neu zu gestalten und zu verschönern, was ja eigentlich auch eine gute Sache ist. Nur sollte dies im Einklang mit dem Dittersbacher Jahrmarkt geschehen.
Ich war damals gerade Gast in einer der ersten Ratssitzungen des neu gewählten Bürgermeisters Herrn Timmermann, als eine Anfrage vom Dürrröhrsdorf-Dittersbacher Ortschaftsrat zum Bau eines Spielplatzes gestellt wurde. Sowohl unser damaliger Bürgermeister als auch der Gemeinderat waren sich einig, dass das Marktplatzgelände dafür nicht in Frage kommt.
Nach langer Suche für den Standort eines Spielplatzes in Dittersbach hat man sich rechts für die Wiese vor dem Haupteingang des Marktplatzes entschieden.
Das Konzept für den Spielplatz war auch schon fertig. Es sollte ein naturnaher Spielplatz mit einfachen Holzspielgeräten werden, mit einem terrassenartigen Zugang zum Kalten Bach. Für die Kinder wäre der Zugang zum Gewässer ein besonderes Erlebnis geworden. Da die Wiese nicht der Gemeinde gehörte, wurde sie extra für den Spielplatz gekauft. Dieser Standort war ein guter Kompromiss und hätte keine große Beeinträchtigung für den Dittersbacher Jahrmarkt bedeutet.
Auch ein Ingenieurbüro aus Radeberg wurde beauftragt, ein Konzept für die Gestaltung des Marktplatzes zu erstellen. Vorgabe war jedoch, dass es keine Beeinträchtigung des Dittersbacher Jahrmarktes gibt. Die drei Konzepte des Ingenieurbüros landeten allerdings erstmal in der Schublade.
In einer seiner letzten Sitzungen hat sich der damalige Gemeinderat dann für eines der drei Konzepte als Vorzugsvariante entschieden. Von Dresdner Studenten gibt es auch drei interessante Projektarbeiten zur Neugestaltung des Marktplatzes. Diese wurden im OVZ vorgestellt, sind jedoch in der Praxis nicht umsetzbar.
Wie man aus der SZ entnehmen konnte arbeitet die „Projektschmiede Stolpen“ auch an einem Konzept zur Neugestaltung des Dittersbacher Marktplatzes und konnte dafür bereits Fördermittel beziehen.
Es wird deutlich, dass es viele Bestrebungen gibt, den Marktplatz neu zu gestalten, unter denen auch gewiss gute Ansätze sind.
Was aber vielen Bürgern unserer Gemeinde und auch mir missfällt ist, dass die Belange des Dittersbacher Jahrmarktes immer mehr in den Hintergrund geraten. Sollten alle Vorhaben umgesetzt werden, bleibt für den Jahrmarkt nicht mehr viel Platz. Wie in Goethes Zauberlehrling schreiten die negativen Entwicklungen für den Jahrmarkt immer weiter voran. „Die ich rief, die Geister. Werde ich nun nicht los“
Auch die Verkürzung dieses Jahr um einen Tag, wäre noch vor ein paar Jahren undenkbar gewesen. Hier wird eine jahrhundertealte Tradition langsam zu Grabe getragen.
Seit letztem Jahr gibt es einen neuen Spielplatz auf unserem Marktgelände, der in seiner Gestaltung auch ganz gut gelungen ist. Viele Kinder und Eltern werden sich da gefreut haben.
Nur musste es dieser Standort auf unserem Hauptmarktplatz sein? Viele Bürger unserer Gemeinde waren fassungslos. Dieser Standort ist der tiefste Punkt auf dem Marktgelände, liegt am Zusammenfluss zweier Bäche und ist in den letzten Jahren mehrmals stark vom Hochwasser betroffen gewesen. Über einen Meter hoch stand der Platz dort schon unter Wasser. Dort liegt auch der meiste Strom für die großen Fahrgeschäfte an und es war traditionell immer der Standort des großen Bierzeltes und der Platz der Vereine. Diese mussten aufgrund der großen Fahrgeschäfte in den vergangenen Jahren auf die andere Bachseite weichen, jedoch gab es immer Bestrebungen den angestammten Platz wieder einnehmen zu können. Durch den Spielplatzbau wird dies in Zukunft nie wieder möglich sein.
Der damalige Bürgermeister Herr Timmermann hat mir meine Fragen zum Bau des Spielplatzes auch nicht konkret beantwortet. Warum wurden die Belange des Dittersbacher Jahrmarktes nicht beachtet und warum ist der Spielplatz nicht an seiner ursprünglich vorgesehenen Stelle gebaut worden? Auch von mir angesprochene Ratsmitglieder konnten leider keine Antworten darauf geben.
Eine detaillierte Überarbeitung mit Stellungnahmen konkret zu den einzelnen Umgestaltungsmaßnahmen am Marktplatz vom Bürgermeister a.D. Jochen Frank wurde unter Verschluss gehalten und den Ratsmitgliedern nicht zur Einsichtnahme ausgehändigt.
Sollte der Marktplatz so umgestaltet werden wie in diesen Unterlagen ersichtlich, bleibt für den Jahrmarkt kaum noch Platz. Spielplatz, Baumallee, Caravan-Stellplatz und ein großes Funktionsgebäude sind unter anderem geplant.
Über eine Baumallee haben wir im Gemeinderat schon mal in den 90er-Jahren gesprochen. Damals haben wir uns mit den Schaustellern an einen Tisch gesetzt und uns gegen eine Baumallee entschieden, sie hätte die immer größeren Fuhrgeschäfte nur behindert. Auch wären die Drainagen auf dem Marktplatz durch die Wurzeln kaputt gegangen.
Ein neues Funktionsgebäude wird schon lange gebraucht, denn der Zustand des alten Toilettenhäuschens ist beschämend. Der geplante Standort des neuen Gebäudes sollte jedoch auf jeden Fall noch mal überdacht werden. Die Größe und der Standort auf dem Maschinenmarkt würde die schöne Sichtachse vom Lieblingstal zum Schloss und zur Kirche zerstören.
Es ist bereits „Fünf vor Zwölf“ für den Dittersbacher Jahrmarkt. Wenn nicht bald professionelle Hilfe angenommen wird, werden wohl diejenigen Recht behalten, die meinen „Wenn unsere Gemeinde so weiter macht, wird es den Dittersbacher Jahrmarkt nicht mehr lange geben.“
Ich hoffe, dass es nicht dazu kommt, denn es wäre ein großer Verlust für uns alle, wenn eines Tages im Wesenitztaler Landboden steht:
„Dieses Jahr wird der letzte Dittersbacher Jahrmarkt veranstaltet, ein potenzieller Investor hat Großes mit dem Marktplatz vor.“