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Wesenitztaler Landbote – Amtliches Mitteilungsblatt der Gemeinde Dürrröhrsdorf-Dittersbach
Ausgabe 4/2025
Wissenswertes und Unterhaltsames
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Die Dürrröhrsdorfer Schule feiert 50-jähriges Bestehen (Teil 2)

Kehren wir also zur Schulgeschichte nach Dittersbach zurück.

Nachdem Martin Luther 1517 seine berühmten Thesen an die Schlosskirche zu Wittenberg schlug, beginnt in Deutschland eine Zeit der Reformen, des sich Lossagens von der Allmacht der Kirche. Der Aufbruch in eine neue Zeit erforderte ein höheres Maß an Bildung auch für die breiten Schichten der Bevölkerung.

Eine Schule in Dittersbach wird erstmals in der „Visitation der Kirchen im Fürstenthume Meissen“ im Jahre 1539 erwähnt.

Die alte Schule stand nördlich der Gastwirtschaft in Richtung Hofeberg. Einfachste Unterrichtsformen, jahrgangsübergreifender Gemeinschaftsunterricht und recht primitive Bedingungen prägten diese Schule. Dennoch war es für die Kinder des Ortes ein echter Fortschritt.

1829 kaufte Johann Gottlob von Quandt das Rittergut Dittersbach. Als Gutsbesitzer war er nicht nur Patronat der Kirche, sondern nahm Einfluss auf die Schule, auf den Inhalt und die Gestaltung des Unterrichts.

Unter Quandt erfolgte 1847 eine Reparatur und Erweiterung des alten, mittlerweile baufälligen Schulgebäudes. Das alte einklassige Schulgebäude wurde auf zwei Lehrzimmer vergrößert.

Quandt nahm persönlich an Schulprüfungen teil. Als Verfasser mehrerer „belehrender Schriften“ beschäftigte er sich auch mit den Inhalten der Bildung und Erziehung. Getreu dem Motto: „In einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist“, machte sich Quandt für die körperliche Ertüchtigung der Schulkinder stark. Sein Wunsch, auf Einführung regulärer Sport- und Turnstunden, scheiterte damals noch an den Behörden.

Dr. Bernd Heinrich schrieb in der Festbroschüre zum 20-jährigen Bestehen der Dürrröhrsdorfer Schule folgendes: (Zitat)

1858 schrieb Quandt:“ Über die Rettung hülflloser Kinder. Den Menschenfreunden welche im Gerichtsamte zu Stolpen sich zur Berathung über Anlegung einer Kindererziehungsanstalt versammelten, gewidmet.“

Seine Worte „Wenn das Volk nicht singt und tanzt, so wird es sich betrinken und zum Kartenspiele greifen“ wollte Quandt auch auf die Jugend bezogen wissen. Mit Tanz, Vogelschießen, Haschekater, Hahnenschlag und Stangenklettern, aber auch mit Vorträgen zu den verschiedensten Gebieten bot er seinen Jugendlichen das, was wir heute sinnvolle Freizeitgestaltung nennen. (Zitatende)

Bald wurde jedoch auch diese Schule zu klein.

Im Jahre 1888 baute man daher in Dittersbach eine neue 6-klassige Schule. Die Baukosten betrugen damals 41.000 Mark. Damit deckt man heute nicht mal das Dach eines Schulgebäudes oder baut einen Zaun drumherum. Der Bau wurde 1888 vollendet, den Einzug feierte man laut historischer Schriften aber erst am 26. April 1889.

Immerhin 200 Kinder besuchten um die Jahrhundertwende diese Schule. Die Zahl stieg später auf 322.

Da die Schülerzahl stetig wuchs wurde 1908/1909 zusätzlich das Dachgeschoss ausgebaut, welches ein 4. Klassenzimmer und eine Lehrerwohnung erhielt.

Unterricht wurde erteilt in Schönschreiben, Gedankenaustausch, Rechnen, Naturgeschichte, Sprachlehre, Heimatkunde, Zeichnen, Musik, Religion und Turnen. Die Mädchen wurde in der Handarbeit geschult, für die Jungen stand Formlehre auf dem Plan.

Mit dem Anbau 1928 erweiterte man die Kapazität der Schule. Neben neuen Klassenräumen entstand auch das legendäre Turmzimmer als Verbindung zwischen dem Alt- und dem Neubau. Der Turm stellt noch heute den Haupteingang zum Gebäude dar.

Dass dieser Anbau finanzielle Auswirkungen bis in die heutige Zeit hatte, ist kaum zu glauben. Da der Erweiterungsbau auf Kirchland erfolgte, die Gemeinde zwar Eigentümer des Gebäudes war, aber eben nicht an Grund und Boden, erhob die Kirche zu meiner Amtszeit als BM Ansprüche auf Ausgleichszahlungen in Höhe von einigen tausend Euro. Leider kam das Geld nicht unserer eigenen Kirchgemeinde zugute, sondern fiel der Landeskirche zu.

Diese Schule war auch für 10 Jahre „meine Schule“. Ich habe daran viele gute und manch lustige Erinnerung. Besonders interessant war wohl das Klassenzimmer 13 im Nebengebäude der Schule (heute Familie Fregin). Aus dem ehemaligen Gemeindeamt Dittersbach mit 2 Zimmern wurde eine große Schulstube mit alten Klappbänken. Das Interessanteste aber war ein Kachelofen mitten im Zimmer, hinter dem man sich herrlich verstecken konnte.

Legendär waren und sind für mich auch eine Reihe von Lehrern. Der stellvertretende Schulleiter Josef Manusch war nicht nur ein „Planungsgenie“ für den Schulbetrieb, sondern auch unser Geschichtslehrer. Wir hatten großen Respekt vor ihm, denn zahlreich und kontinuierlich waren seine Kurzkontrollen zu geschichtlichen Fakten. Ich sehe ihn noch immer vor mir, wie er schwungvoll die Klassenzimmertür aufreißt, die braune, abgewetzte Aktentasche auf den Stuhl wirft und ich höre ihn rufen: „Zettel hoch, Name drauf!“

Seit jener Zeit bin ich auch kein Zirkusfan mehr. Sein Spruch lautete: „... und wenn der gesamte Zirkus Busch mit all seinen Elefanten hier vorbeizieht, ihr habt zu lernen“. Und das taten wir auch, voller Respekt und mit Anstand und dennoch mit viel Spaß. Meine spätere Entscheidung, Lehrer zu werden, hing eng mit solchen Persönlichkeiten zusammen.

Aber nun von den Geschichten zurück zur Geschichte:

Auch in unseren Ortsteilen existierten Schule zum Teil bis 1975 und mit Stürza darüber hinaus.

Die Wünschendorfer Schule wurde 1878 eingeweiht und beherbergte anfangs nur 1 Klassenzimmer, so dass der Unterricht im Schichtsystem stattfinden musste. Nach 1952 wurden die Kinder klassenweise auch nach Dittersbach befördert. Ab 1960 gehörte Wünschendorf zum sogenannten Oberschulbereich. Bis zur Auflösung der Teiloberschule am 1.09.1970 wurden die 1. und 2. Klassen hier noch unterrichtet. Der Name des Lehrerehepaares Lochner, welches eng mit der Schule verknüpft war, man wohnte schließlich auch in der Schule, ist sicher vielen bekannt.

Die Porschendorfer Schule wurde 1902 erbaut. Da nur 2 Klassenzimmer vorhanden waren wurde Früh- und Nachmittagsunterricht erteilt. Nach dem Krieg wurden die teilweise überfüllten Klassen im Kombiunterricht durch sogenannte Neulehrer unterrichtet. Namen wie G. Beckert, H. Reißig oder H. Schuster begegneten uns dann später auch in Dittersbach. Ab Anfang der 60-er Jahre gingen die 7. und 8. Klassen nach Lohmen oder Dittersbach.

An der Wilschdorfer Schule findet man das Gründungsdatum 1892. Ab den 60er-Jahren besuchten Kinder der 7. und 8. Klassen die Schule in Dittersbach. Ein Name ist wohl untrennbar mit der Wilschdorfer Schule verbunden- Willi Gräfe. Er wurde von vielen liebevoll und scherzhafter Weise der „Gurkenwilli“ genannt, denn „seinem Schularten“ galt viel Aufmerksamkeit.

Mit der Gründung des Schulkombinates Dittersbach-Porschendorf- Wilschdorf im Jahre 1970 wurden Wilschdorf und Porschendorf reine Grundschulen.

Damit fuhren auch Dittersbacher und Dürrröhrsdorfer Kinder zum Teil in die Ortsteile zum Grundschulunterricht. Umgekehrt fuhren die Kinder der 6. - 10. Klassen nach Dittersbach.

Dennoch wurde die Schule in Dittersbach zu eng für die vielen Schüler. Eine Lösung musste her. Am 4. Dezember 1971 fand daher eine erste Beratung zur Klärung der Raumsituation in Dittersbach statt. Die Frage lautete: den Altbau sanieren oder eine Neubauschule errichten?

Raten Sie mal wie man entschieden hat? Dazu mehr in der nächsten Ausgabe.

J. Frank
(Quellen: Sachinformationen und Fotos vom Heimatverein Dittersbach)