Unterschrift unter das Dokument von Kaiser Franz Joseph I.
Der Franz-Joseph-Orden
Da findet der Geschichtsinteressierte manchmal einen neuen Hinweis und freut sich … und plötzlich tun sich neue Fragen auf, mit denen er nicht gerechnet hatte.
Ein solcher „Fund“ ist ein Schreiben des österreichischen Kaisers Franz Joseph I. (Sie erinnern sich: der Ehemann von Sissi!) vom 19. Januar 1867 an den Freiherrn von Lichtenfels (1798-1877), Präsident des Staatsrates.
Darin verleiht er verschiedenen Personen seinen Franz-Joseph-Orden in fünf unterschiedlichen Kategorien. Diese sind Großkreuz/Komturkreuz mit Stern/Komturkreuz/ Offizierskreuz und Ritterkreuz. Das Ritterkreuz bildet also die unterste Klasse der genannten Auszeichnungen.
Ein solches Ritterkreuz erhielt u.a. der „Hausbesitzer von Quandt in Dresden,“ also der einzig überlebende Sohn von Johann Gottlob von Quandt. Er wohnte damals im elterlichen Haus auf der Großen Klostergasse Nr. 11, also in unmittelbarer Nähe zum heutigen Hotel Bellevue. Wir wissen heute, dass Gustav von Quandt 1668 den Konkurs über den Besitz in Dittersbach und Dresden eröffnen lassen musste und sein Lebenswandel bis dahin alles andere als einwandfrei war. Einen direkten Grund für die Auszeichnung nennt die Urkunde nicht. Sucht man allerdings nach Gemeinsamkeiten der anderen 35 Ausgezeichneten dann ist auffällig, dass die Mehrzahl Ärzte und Ordensschwestern sind, die im sogenannten Deutsch-Deutschen Krieg nach der Schlacht bei Königsgrätz 1866 bei der Kranken- und Verwundetenpflege österreichischer Soldaten tätig waren. Ursache für diesen Krieg war die Rivalität von Österreich und Preußen im Deutschen Bund. Österreich und seine Verbündeten zählten nach der verlorenen Schlacht 5.658 Gefallene, 7.574 Verwundete und 7.410 Vermisste. In der Mitgliederliste des sächsischen Vereins, in dem sich die Namen der Helfer befinden und aus dem sich später das Rote Kreuz entwickelte, taucht allerdings Quandts Name nicht auf. Durch den Konkurs zog Quandt ja aus Dresden weg, das Einwohnerverzeichnis von Dresden 1868 nennt ihn bereits nicht mehr. Welche Rolle Quandt in Zusammenhang mit Königsgrätz gespielt haben könnte, bleibt leider im Dunkeln. Sicher ist, dass Gustav von Quandt später Domherr in Wurzen mit Wohnung in Teplitz wurde und seinen Lebensabend erfolgreich in Kaaden verbrachte (siehe dazu auch den Landboten Januar 2024). Gustav von Quandt war also Träger des Ritterkreuzes des österreichischen Kaisers, das ist interessant, leider wissen wir nicht, was zu dieser Ehrung führte. Eines Tages werden wir aber sicher auch dieses „Geheimnis“ lüften.