Ruth Seydewitz beim Besuch im Traditionszimmer der Schule
Schriftzug und Gedenkstein an der Frontseite der Oberschule. (1988)
Frau Reißig mit ihrer damaligen Klasse 2 b Jahrgang 1988/89 auf der großen Freitreppe
Die Eröffnung der neuen Schule in Dürrröhrsdorf im Jahre 1975 war ein Medienereignis.
Um an den Zeitgeist von vor 50 Jahren zu erinnern sei hier oben abgebildeter Artikel zitiert:
„Unerfreuliches und regnerisches Wetter herrschte am vergangenen Sonntag auch in der Gemeinde Dürrröhrsdorf-Dittersbach. Das vermochte jedoch Hunderte Einwohner, jung und alt, nicht davon abzuhalten, Anteil zu nehmen am wohl bedeutendsten gesellschaftlichen Ereignis dieses Jahres in ihrem Ort. Feierlich wurde am Nachmittag die neue polytechnische Oberschule den Organen der Volksbildung unseres Kreises, den künftigen Schülern und Pädagogen übergeben.
Nach zündenden Klängen einer Schalmeienkapelle und Liedern, vorgetragen vom Chor der Oberschule, dankte Genosse Günter Weinknecht, Sekretär der SED- Kreisleitung, im Namen des Sekretariats allen Bauarbeitern, Eltern, Pädagogen und Schülern, den Einwohnern und Mitgliedern der Patenbrigaden für ihre fleißige Arbeit beim Bau und der Einrichtung der Schule. Er wertete die Einweihung dieser Einrichtung als ein Beweis dafür, daß die Beschlüsse des VIII. Parteitages auch in unserem Kreis konsequent für und mit den Bürgern realisiert werden.
Genosse Weihnknecht sprach die Erwartung aus, daß dieses neue, moderne und freundliche Haus allen Pädagogen und Schülern zu großen Leistungen in Vorbereitung des IX. Parteitages beflügeln möge.
Das versicherte der Direktor Genosse Ehrlich, im Namen des Schulkollektivs, nachdem er aus den Händen des Vorsitzenden des Rates des Kreises, Genossen Hans Frohberg, den symbolischen Schlüssel in Empfang genommen hatte.
`Wir werden in den kommenden Wochen und Monaten alles tun ‘sagte er `um uns des Vermächtnisses Ernst Thälmanns würdig zu erweisen, denn seinen Namen soll unsere Schule einmal tragen. `
Unter dem Dach bunter Regenschirme strömten die Gäste und Einwohner schließlich erwartungsfroh in ihre neue Schule, um freudig von ihr Besitz zu ergreifen“
(Quelle SZ)
Interessant an diesem Artikel sind für mich vor allem 2 Dinge.
Gestern wie heute „sonnen“ sich Funktionäre der jeweils Ton angebenden Partei im Erfolg derer, die vor Ort die eigentliche Arbeit getan haben.
Deshalb sei an einige erinnert, die tatsächlich für den Erfolg des Schulneubaus verantwortlich zeichneten.
Die Chronik der Schule weißt unter anderem folgende Einzelpersonen und Betrieb auf:
Oberbauleiter Berger (IHK)
Bauleiter Lippke (IHK)
Brigadier Glombitza (IHK)
Bürgermeister Wolfgang Werner
Ratsmitglied Reinhard John
Lobend erwähnt die Chronik die Initiativen der Schüler beim Einräumen:
Böthig, Gnauck, Schuster, Schöne, Pädtke, Krause und Kersten aus der damaligen Klasse 10a
Folgende Leistungen werden detailliert genannt:
| Eltern | 2087 Stunden |
| davon Gäbisch, Gerhard | 612 Stunden |
| Schüler | 2320 Stunden |
| davon allein 10 a | 825 Stunden |
| Lehrer | 3257 Stunden |
| davon John, Reinhard | 1343 Stunden |
Durch Betrieb wurden die Leistungen ebenso unterstützt:
| Okay | Dittersbach |
| VEB Wärmekeramik | Dürrröhrsdorf |
| Roch | Dürrröhrsdorf |
| Matzel | Dürrröhrsdorf |
| Ebert | Dürrröhrsdorf |
| Müller | Dürrröhrsdorf |
| Große | Copitz |
Die Schmiede und Schlosser
Kaiser, Kurt
Vetter, Gerhard,
Hantzsche, Herbert
unterstützten mit ihren Arbeiten den Innenausbau.
Für die Polstermöbel zeichnete u.a. Herr Willi Werner (Dürrröhrsdorf) verantwortlich.
(Bitte beachten: Die Aufzählung erhebt keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit und ist der Schulchronik entnommen.)
Zurück zum SZ-Artikel:
Zum 2. erscheint die Tatsache erwähnenswert, dass der damalige Direktor Kurt Ehrlich die Aussage traf, die Schule solle künftig den Namen Ernst Thälmann tragen.
Jede Schule erhielt neben ihrer verwaltungstechnischen Nummer den Namen einer bekannten, den sogenannten sozialistischen Idealen entsprechenden Persönlichkeit. Die Schüler waren angehalten, sich intensiv mit deren Leben, Überzeugungen und auch der Zeitgeschichte auseinanderzusetzen
Der Name „Ernst-Thälmann-Oberschule“ war jedoch schon für Sebnitz vorgesehen und so wurde es die „Max Seydewitz Schule Dürrröhrsdorf“.
„Max Seydewitz (* 19. Dezember 1892 in Forst (Lausitz); † 8. Februar 1987 in Dresden) war ein deutscher Politiker (SPD, SAPD, SED). Er war von 1924 bis 1932 Mitglied des Reichstages, von 1947 bis 1952 Ministerpräsident von Sachsen und von 1949 bis zu seinem Tod Mitglied der Volkskammer der DDR. Von 1955 bis 1968 war er Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden.“ (Quelle Wikipedia)
Die Kreise Sebnitz, Pirna und Dippoldiswalde bildeten die Wahlkreise für seine Tätigkeit als Volksvertreter. Mit dem Kreis Sebnitz fühlte er sich besonders verbunden, nahm an Kreistagssitzungen teil und besuchte Betriebe und Schulen. In seiner Zeit als Ministerpräsident des Landes Sachsen verlieh er am 18. September 1949 dem damaligen Volkseigenen Gut Dittersbach den Namen „Junger Pionier“. Vor wenigen Jahren war der Name noch an dem mittlerweile sanierten Wirtschaftsgebäuden des Schlosses zu lesen.
Die Pionierorganisation der Schule Dittersbach erhielt gleichzeitig den Namen „Max Seydewitz“ durch einen Eintrag in das Ehrenbuch der Schule verliehen.
Insofern war es logisch, die neue Schule „Max-Seydewitz- Oberschule“ zu nennen.
Im Jahre 1987 und 1988 arbeiteten zahlreiche Klassen an „Forschungsaufträgen“ zum Leben des Politikers. Ab 1988 trug die Schule seinen Namen.
Aber die Zeiten sollten sich bald ändern. Mit der Wende verschwand nicht nur das alte DDR-Regime, sondern auch der Namen von Max Seydewitz. Der Schriftzug an der Frontseite wurde bis auf das Fragment „Schule“ zurückgebaut. Später wurde die Schrift ergänzt in „Grund- und Mittelschule“. Der Gedenkstein wurde entfernt und eingelagert. Der Stein steht seit 2006 wieder, allerdings neben der Hubertuskapelle im Lieblingstal und trägt die Stiftertafel für den Neubau der Kapelle. Auch in der Politik kann es Nachhaltigkeit geben.
Im Jahre 1992 entstanden aus der ehemaligen Polytechnischen Oberschule Dürrröhrsdorf-Dittersbach zwei selbständige Schulen, die Grundschule und die Mittelschule.
Frau Ursula Fischer übernahm die Leitung der Grundschule. In der Mittelschule war dies Frau Bärbel Merker.
Vorher waren an der Schule folgende Schulleiter tätig:
| 1975-1976 | Kurt ehrlich |
| 1976-1990 | Christa Kratzert |
| 1990-1992 | Jochen Frank |
(Fortsetzung folgt!)