Herr Dr. Salm (Planungsbüro „bauplanconcept“ überreicht Frau Haschke den Schlüssel zum neuen Kindergarten.
Nachdem der Kreistag im Juni 2002 mit dem Schulnetzplan das „Aus“ für unsere Mittelschule beschlossen hatte, begann in unserer Gemeinde die Suche nach sinnvollen Möglichkeiten einer Weiternutzung des Gebäudes. Anfangs klammerten wir uns, auch im Gemeinderat, an einen geplanten Volksentscheid zur Änderung der Zügigkeit von Mittelschulen in Sachsen. Die Möglichkeit, auch temporär einzügige Mittelschulen zuzulassen, hätte das Überleben vieler Schulen auf dem Lande gebracht. Daraus wurde leider nichts.
| Im Gemeinderat, in den Ausschüssen und in den Ratsfraktionen wurden verschiedene Varianten einer Weiternutzung der Schule diskutiert. Es gab die unterschiedlichsten Vorschläge wie zum Beispiel: | |
| • | Rückbau des Obergeschosses der Schule, um Leerstand zu vermeiden |
| • | Einrichtung eines „Hauses der Begegnung und Kultur“ |
| • | Integration der noch zu planenden Feuerwehr oder des Bauhofes in das Gebäude usw. |
Neben der Schulproblematik gab es mit der Jahrtausendwende ein weiteres Problem in unserer Gemeinde:
Der alte Kindergarten platzte dank der gewachsenen Nachfrage förmlich aus allen Nähten. Die Bedingungen in der alten Baracke konnten nur punktuell und partiell verbessert werden. Platzprobleme, der Brandschutz, hygienische und technische Standards entsprachen schon lange nicht mehr den Anforderungen der damaligen Zeit, geschweige denn der Zukunft. Die Gemeindeverwaltung hatte daher eine Studie auf den Weg gebracht, um einen Neubau auf „grüner Wiese“ zu planen.
Dieses Vorhaben floss nun auch in die Betrachtung der weiteren Nutzung des Schulgebäudes ein. Das heißt, aus der Schule sollte ein „Kinderland“ entstehen, das Platz und gute Bedingungen für die Grundschule, den Kinderhort und die Vorschuleinrichtungen Krippe und Kindergarten bot. Dennoch galt es gewisse Widerstände zu überwinden. Nicht jeder war damit einverstanden, vom ursprünglichen Vorhaben „Kiga-Neubau“ auf die Integration von Kindergarten und Krippe ins bestehende Schulgebäude umzuschwenken. Es bedurfte vieler Stunden an Beratungen, Überzeugungsarbeit und Abwägungen.
Mit Hilfe eines Planungsbüros aus Neukirch (Lausitz) namens „bauplanconzept“, der Gemeindeverwaltung, dem Gemeinderat und den künftigen Nutzern wurden erste Absprachen und Festlegungen getroffen. Der Leiter des Planungsbüros, Herrn Dr. Salm war für die Gemeinde von Anfang an ein fachkompetenter und verlässlicher Partner bei der konzeptionellen Arbeit. Vom Raumkonzept, über technische Komponenten, Brandschutz und farbiger Gestaltung im Inneren und an der Fassade sowie den Außenanlagen reichte die Palette der Diskussionen.
Ziel der Planungen war, eine vollständige Nutzung der Räumlichkeiten für die Grundschule, den Kindergarten, die Krippe und den Hortbereich. Gleichzeitig sollte das Gebäude auch für die Gemeinde geöffnet werden und erhielt eine eigenen Büchereibereich. Dieser erhielt Jahre später sogar den „Sächsischen Bibliothekspreis“
In der Planung wurde besonderer Wert auf die Eigenständigkeit aller Bereiche innerhalb des Gebäudes sowie im Außenbereich gelegt. Das heißt, es sollte eine klare räumliche Trennung der Einrichtungen erfolgen. Gleichzeitig ging es um eine effektive Nutzung gemeinsamer Gebäudeelemente wie Heizung, Zuwegung, Versorgung, Entsorgung usw.
Man stellte fest, dass der vorhandene Platz insbesondere für den Bereich Kindergarten/krippe nicht ausreichte. Man plante daher eine Erweiterung im Inneren der Schule, indem ein Innenhof in das Raumkonzept einfloss und eine Erweiterung im nördlichen Bereich der Schule. Trotz enormer Umbauten überwogen die Vorzüge einer kombinierten Kindereinrichtung. Hätte man auf „grüner Wiese“ gebaut, wäre das Problem Leerstand im Schulgebäude geblieben.
Letztendlich konnten fast alle Beteiligten von der Sinnhaftigkeit des Vorhabens überzeugt werden.
Eine besondere Hürde kam jedoch noch auf den Gemeinderat zu:
Obwohl es paradox klingt, musste der Gemeinderat selbst einen Beschluss auf Schließung der Mittelschule fassen. Das Recht auf Fortführung hatte uns ja schon der Kreistag mit dem Schulnetzplan genommen. Nun sollte die Gemeinde als Schulträger nochmals über die Schließung befinden. Es war klar, dass sich keiner der Gemeinderäte zunächst für einen solchen Beschluss gewinnen ließ. Eine solche Entscheidung war jedoch notwendig, um die weitere Planung von Kindergarten und Schule zu beauftragen.
Nach wiederholten Sitzungen im Hauptausschuss und im Gemeinderat schrieb die SZ am 15. August 2003 Folgendes:
„Schweren Herzens ist es jetzt vollbracht. Mehrheitlich stimmten die Dürrröhrsdorf-Dittersbacher Gemeinderäte am Mittwochabend der Schließung der Mittelschule zum Ende des Schuljahres 2003/2004 zu. Allerdings fügten sie dem Beschluss eine Erklärung an, die ihr Handeln für die Bürger nachvollziehbarer machen soll. Sie unterstreichen dabei den bestehenden Zwang und, dass die Aufhebung der Schule nicht den Zielen der Gemeindepolitik entspricht und gegen den Willen der Abgeordneten erfolgt.“
Ursprünglich war das Aus der Mittelschule für 2005 festgelegt. Verblieben wären aber nur noch 4 Klassen, was eine pädagogisch und organisatorisch sinnvolle Arbeit kaum ermöglichte. Die Mehrzahl der Mittelschullehrer wurde an andere Schulen versetzt, viele nach Stolpen. Die Schulleiterin Frau Merkel wechselte schon vorher nach Pirna und übernahm die Leitung der Goetheschule. Ihre Funktion füllte für die letzten Monate Dietmar Pendzik aus. Auch in der Grundschule erfolgte der Wechsel an der Spitze. Die langjährige Schulleiterin Frau Ursula Fischer trat ihren wohlverdienten Ruhestand an. Ihre Leitungsstelle übernahm Ursula Thäder.
Der Personalwechsel war jedoch nicht entscheidend für das Ende der Mittelschule Dürrröhrsdorf bereits zum Ende des Schuljahres 2003/2004.
Die prekäre Situation im Kindergarten Dürrröhrsdorf erforderte ein schnelleres Handeln.
Nachdem die verschiedenen Varianten des Schulumbaus und des Ausbaus mehrfach in der Öffentlichkeit vorgestellt und diskutiert wurden, begannen 2004 die eigentlichen Arbeiten. Insbesondere für die Grundschule und den Hort war es eine riesige Herausforderung bei vollem Schulbetrieb mit den umfassenden Baumaßnahmen, der Lärm- und Staubbelastung zu leben. Im Schulhaus sah es aus wie in einem Foliezelt. Alles wurde abgeklebt, provisorisch abgesperrt und umgeleitet. Wöchentlich, mitunter täglich änderten sich die Bedingungen. Abschnittsweise konnten Bereiche freigegeben andere mussten gesperrt werden.
Besondere Schwierigkeiten stellten die Treppenhäuser dar. Neben dem Stufenmaß galt es Absturzsicherungen, Handläufe und Einklemmschutz zu beachten. Fluchtwege mussten neu geplant werden.
Auch hier bewährte sich unser Hausmeister Siegbert Haufe. Er koordinierte alles durchdacht, hielt einen ständigen Kontakt mit der Gemeindeverwaltung und dem Bauhof. Herr Dr. Salm (bauplancocept) als Architekt und Bauüberwacher war der Fachmann für alle Gewerke beim Umbau. Er war ständig auf der Baustelle anzutreffen, kontrollierte und korrigierte. Dafür sind wir ihm nach heute sehr dankbar. Die Arbeiten gingen im Inneren der Schule und bei den Außenanlagen zügig voran. Das Bauamt der Gemeinde hatte alles im Blick.
Im Mai 2007 war es auch für den Kindergarten soweit. Die Räume waren fertiggestellt und der Umzug konnte starten.
Unter großer Beteiligung der Erzieher, der Eltern und zahlreicher Helfer konnte der Umzug gut und in kürzester Zeit gemeistert werden.
Auch in der Grundschule konnten die Arbeiten abgeschlossen werden. Der Hort bekam durch den Umbau separater Räume als Gruppenzimmer und einen eigenen Leitungsbereich.
Die Gestaltung des Schulhofes und des Spielplatzes im „Moosmutzelreich“ bildeten den Abschluss der Arbeiten. Ein besonderer „Hingucker“ wurden die Fassaden am Schul- und Kindergartenteil.
Mit einem zünftigen Kinderfest erfolgte die Einweihung des neuen Kindergartens.
Der Umbau unserer 1975 eingeweihten Dürrröhrsdorfer Schule hat nicht nur Geduld, Nerven und Zeit gefordert, sondern auch viel Geld.
Ich erwähne das deshalb, weil die Finanzierung des Kinderlandes mit den 3 Bereichen Schule, Hort und Kita geradezu ein Paradebeispiel „verzwickter deutscher Förderpraxis“ darstellte.
Wenn ich mich recht erinnere, gab es für den Bereich Kita eine Festbetragsförderung von rund 10.500 € pro Platz. Die Schulbauförderung wiederum griff mit etwas mehr als 50 % der förderfähigen Kosten (d.h. nicht alles wurde gefördert). Für den Bereich Hort gab es keine Förderung, d.h. die Gemeinde musste die Kosten vollständig tragen. Die Schwierigkeit bei Planung, Umsetzung und Abrechnung bestand also darin, die einzelnen Gebäudeteile, Anlagen und Einrichtungen dem jeweiligen Bereich zuzuordnen. Gebaut wurde allerdings im gesamten Haus, die Übergänge waren fließend. Ich erinnere mich noch genau, dass beispielsweise die Fassade bei der Abrechnung gedrittelt werden musste. Auch heute denke ich noch: „Einfach irre!“- Warum keine Förderung mit einer bestimmten Quote für das gesamte Haus?
Die Gesamtkosten für den Umbau inkl. der Außenanlagen lagen bei 3.308.919 EUR. Dafür gab es insgesamt 1.188.894 EUR Förderung (36 %).
Die Kosten für den Gebäudeumbau allein beliefen sich auf 2.899.099 EUR bei 978.075 EUR Förderung (34 %).
Auch wenn es mittlerweile einige neue Umbauten (Schulhof; Bücherei u.a.) gab, war und ist dieses Geld für unsere Kinder gut angelegt.
Gegenwärtig besuchen 181 Schüler unsere Grundschule. Der Hort betreut 188 Kinder (einige Schüler kommen von anderen Schulen). Im Kindergarten finden gegenwärtig 94 Kinder eine qualifizierte Betreuung und für die Krippenkinder sind 30 Plätze vorhanden.
Wünschen wir also gemeinsam dem Kinderland alles Gute, eine hoffnungsvolle Zukunft und gutes Gelingen bei allen Vorhaben. Ich bin überzeugt, dass die Gemeinde, die Lehrer und Erzieher alles dafür tun werden, dass unsere Einrichtung auch künftig ein Haus des Lernens, Lachens und des Frohsinns sein wird.