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Amtsblatt Stadt Dessau-Roßlau
Ausgabe 3/2025
Serie „Stadtgeflüster“
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Störche und Gummmiringe

Agnes, Gisbert und ein Storchenküken – oder wie gefährlich sind Gummiringe am Radieschenbund?

An einem Freitagnachmittag fuhren Agnes und Gisbert zu dem Hofladen nebenan. Beim Einparken grüßte sie schon Bauer Max. „Ich kaufe nur kurz ein“, meinte Agnes. „Es gibt heute Salat.“ Gisbert seufzte, während Agnes davoneilte.

Gisbert stieg ebenfalls aus. „Hast du schon unseren Storchennachwuchs bewundert?“, rief ihm Bauer Max zu und deutete auf den nahen Schornstein. „Mensch!“, rief Gisbert. „Die sind ja schon groß geworden.“

Agnes war währenddessen auf der Suche nach Salatzutaten. „Haben Sie vielleicht noch Radieschen?“, fragte sie den Verkäufer. „In der Rabattkiste sind noch welche. Greifen Sie ruhig zu. Was nicht gekauft wird, werfen wir sonst nach Ladenschluss auf den Kompost.“

„Was verfüttert der Storch denn da?“, fragte Gisbert den Landwirt verwundert. „Ach, die sammeln irgendwas auf unserem Kompost zusammen“, entgegnete der Bauer und verschwand in der Scheune. Gisbert schaute genauer hin. Dem einen Küken hing doch etwas rotes, fadenähnliches aus dem Schnabel!

„Gisbert!“, rief Agnes und wedelte mit einem Radieschen-Bund. „Schau, was ich alles bekommen habe.“ Beim Anblick der Störche stutzt sie. „Was macht das Küken denn da?“ „Wenn ich das wüsste…“, entgegnete Gisbert und betrachtete die Einkäufe. Er nahm ein Radieschen-Bund in die Hand. Das Wurzelgemüse hielt durch einen roten Gummi zusammen. „Das, was es da versucht zu fressen, sieht aus wie ein Gummiring.“ „Wie soll das denn gehen?“, fragte Agnes und fügte hinzu: „Entweder die Bunde werden verkauft oder sie landen auf dem Kompost.“ „Der Kompost!“, rief Gisbert. „Dort sammeln die Störche wohl oft Nahrung.“ „Und fressen Gummis?“, meinte Agnes besorgt. „Das kann nicht gesund sein.“

Gesund ist das tatsächlich nicht. Störche verwechseln Gummiringe leider oft mit Regenwürmern. Dies geschieht meist auf offenen Kompostanlagen für Bioabfälle. Wie kommen Gummiringe dorthin? Nachdem die Radieschen verbraucht wurden, wandert das Bund Grün oft mitsamt dem Gummiband in den Bioabfall. In der Kompostanlage baut sich dann nur das Grün ab, jedoch nicht der Gummiring. Dieser sieht zwischen Erde und Pflanzenresten einem Regenwurm doch sehr ähnlich - mit fatalen Folgen für die hungrigen Jungstörche. Gummibänder können nicht verdauen werden. Sie sammeln sich im Magen und erwecken den Eindruck einer üppigen Mahlzeit. Nur Energie kann der Storch daraus nicht gewinnen. Er verhungert schlussendlich mit vollem Magen.

Aus diesem Grund lohnt es sich, Gemüsegrün und Gummiband stets voneinander zu trennen. Die Störche werden es Ihnen danken.