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Amtsblatt Stadt Dessau-Roßlau
Ausgabe 7/2025
Serie „Stadtgeflüster“
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Schneidermeister Böck und seine fehlbefüllte Papiertonne

Gut gelaunt, bei strahlendem Sonnenschein und mit Kuchen vom Bäcker war ich auf dem Weg zu Agnes. Als ich in ihre Straße einbog, hörte ich schon von Weitem diesen Böck lautstark am Gartenzaun mit Agnes diskutieren.

„Ach, gut dass du kommst Giesbert“, begrüßte mich Agnes. „Der Schneidermeister Böck hat ein Problem mit seiner Papiertonne!“ „Stellen Sie sich vor Lämpel,“ fiel Böck ihr ins Wort „meine Papiertonne wurde heute einfach nicht geleert und mit einem roten Aufkleber versehen, auf dem „fehlbefüllt“ angekreuzt wurde. Dabei sammle ich doch wirklich nur Papier in meiner Tonne!“

Da ich mir meine gute Laune nicht verderben wollte, atmete ich erstmal tief durch und antwortete: „Na dann schauen wir mal! Wenn die Mitarbeiter der Stadtpflege die Tonne nicht geleert und eine solche Information hinterlassen haben, wird schon etwas nicht stimmen!“

Wir gingen zu seiner Papiertonne und öffneten den Deckel. Das Erste was mir ins Auge fiel, waren 2 Zementsäcke. Außerdem konnte ich noch zahlreiche Kassenzettel, alte Fotos, Backpapier und Küchenrolle erkennen. „Sehen Sie Lämpel, alles nur Papier“, äußerte Böck, „Wo ist denn nun das Problem?“ Sofort schnellte mein Zeigefinger nach oben, „Moment Böck, ganz so einfach ist es nicht!

Zementsäcke sind zwar äußerlich aus Papier, haben aber meist im Inneren noch eine Kunststofffolie, damit der Zement nicht nass wird. Somit zählen diese als Verbundstoffe, wie auch Tetra Paks, und dürfen nicht in der Papiertonne entsorgt werden. Sie gehören in die Gelbe Tonne.

Kassenzettel sind Thermopapiere, die mit Chemikalien beschichtet sind und nicht recycelt werden können! Gleiches gilt auch für Fotopapier und Backpapier. Alle diese beschichteten „Papiere“ gehören nicht in die Papiertonne und müssen ausschließlich über den Restabfall entsorgt werden.

Auch die Küchenrolle gehört nicht in die Papiertonne. Meist sind diese verschmutzt und verunreinigen das Papier. Außerdem sind diese Küchenpapiere sehr feuchtigkeitsbeständig und lösen sich nur sehr langsam auf. All dies stört den Recyclingprozess erheblich. In kleinen Mengen und nicht mit Chemikalien verunreinigt, darf Küchenpapier in der Biotonne entsorgt werden. Ansonsten gehört verunreinigtes Küchenpapier in die Restmülltonne!“

„Und was jetzt?“ fragte Böck nun ganz kleinlaut und sichtlich beeindruckt. „Am besten sortieren Sie alles nochmal nach und entsorgen die ganzen Fehlwürfe richtig! Danach ist wieder genug Platz in der Papiertonne und sie reicht bis zur nächsten Entleerung“, antwortete ich.

Und während Agnes und ich unseren Kuchen mit duftendem Kaffee auf der Terrasse genossen, konnten wir Böck bei seiner Sortierarbeit beobachten. Bei diesem Anblick konnte ich mir ein schadenfreudiges Lächeln nicht verkneifen.