Liebe Leserinnen und Leser,
unser städtisches Klinikum ist eines der größten in Sachsen-Anhalt und eine tragende Säule der kommunalen Gesundheitsversorgung in Dessau-Roßlau und der Region. Das Haus genießt einen überregionalen Ruf, der sich auch in dem Interesse der Universitätsmedizin Magdeburg an einer engen Zusammenarbeit widerspiegelt. Auch wenn sich unser Klinikum derzeit in finanziell herausfordernden Zeiten befindet, sind wir stolz, hochspezialisierte Experten und Mitarbeiter in Dessau-Roßlau zu wissen.
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Ein Wirtschaftsgutachten, das die Stadt im Jahr 2024 in Auftrag gegeben hatte, mündete in dem Fazit: „Ein großes, für die Region und das Land relevantes Haus mit beachtlichem Defizit.“ 2024 summierten sich die Verluste unseres Klinikums bereits auf rund 30 Millionen Euro. Als Eigenbetrieb schlägt sich dieses Defizit direkt im Haushalt der Stadt nieder.
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Angesichts dieser Entwicklung war ein Umdenken erforderlich. Als Oberbürgermeister der Stadt Dessau-Roßlau und Vorsitzender des Betriebsausschusses des Städtischen Klinikums obliegt mir nicht nur die politische Verantwortung, sondern auch die Pflicht, gemeinsam mit dem Stadtrat nachhaltige Lösungen herbeizuführen.
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Klar war: Mit der bisherigen Struktur ließ sich die Lage nicht mehr stabilisieren. Deshalb entschied der Stadtrat im Frühjahr, eine neue Leitung mit der Sanierung des Hauses zu beauftragen. Seit etwas mehr als 100 Tagen arbeiten Bjoern Saft als 1. Betriebsleiter und Verwaltungsdirektor sowie Prof. Dr. med. Christoph U. Herborn als Ärztlicher Direktor und Pflegedienstleiterin Michaela Ewald mit großem Engagement daran, Grundlagen zu schaffen, um unser Klinikum Schritt für Schritt aus der Krise zu führen.
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Dabei verfolgt die neue Leitung einen klaren Kurs. Im Zentrum steht der Aufbau einer sektorenverbindenden Maximalversorgung, die sich durch vier medizinische Leuchttürme auszeichnet: Notfall- und Intensivmedizin, Kopf- und Neuromedizin, Krebsmedizin sowie Orthopädie. Die zukünftige enge Zusammenarbeit in der Patientenversorgung zwischen stationärem und ambulantem Bereich (Klinik und MVZ) ist einer der Schlüssel zum Erfolg. Parallel erfolgt eine enge Kooperation mit der Universitätsmedizin Magdeburg, um Forschung, Lehre und Patientenversorgung nachhaltig miteinander zu verknüpfen. Diesen Vertrag hat das Klinikum jüngst im Beisein des Finanzministers und der Gesundheitsministerin des Landes Sachsen-Anhalt geschlossen. Nicht zuletzt geht es auch darum, Synergien besser zu nutzen und Kosten zu optimieren.
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Die ersten 100 Tage haben gezeigt: Es wird nicht einfach, aber es ist möglich. Es geht nicht um kosmetische Korrekturen, sondern um eine grundlegende Neuausrichtung unseres Klinikums – finanziell, organisatorisch und medizinisch. Das derzeitige Tempo der Gestaltung tut dem Haus gut. Auf diesem Weg bauen wir gemeinsam mit der Stadt, der Klinikleitung und den Mitarbeitern auf und sehen der Zukunft mit Zuversicht entgegen.
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Ich bitte Sie, liebe Bürgerinnen und Bürger, liebe Beschäftigte, um Vertrauen in diesen Weg und in die neue Betriebsleitung. Veränderung braucht Mut. Ich bin überzeugt: Mit dem jetzt eingeschlagenen Kurs haben wir die Weichen gestellt, unser Klinikum zukunftssicher aufzustellen.