In den frühen Jahren der ostdeutschen Nachwende-Demokratie übernahmen auch Künstler und Intellektuelle Ämter in der kommunalen Verwaltung, um die eben erkämpften Freiräume mit Kreativität zu füllen – darunter Manfred Jendryschik, der 1990 als Kulturdezernent seiner Heimatstadt Dessau antrat.
Der am 28. Januar 1943 geborene Sohn eines Ingenieurs hatte sich nach seinem Studium und frühen Jahren als Lektor des Mitteldeutschen Verlags Halle eigentlich längst in jenem Leben als freier Autor eingerichtet, das er seit 1976 nicht ganz freiwillig führte. Wie anderen Kollegen war ihm der Protest gegen die Ausbürgerung von Wolf Biermann zum Verhängnis geworden, nur langsam konnte er danach im literarischen Leben wieder Fuß fassen – u. a. mit Büchern wie „Der feurige Gaukler auf dem Eis“ oder dem Lyrik-Band „Die Ebene“, die als Lizenzausgabe auch beim Suhrkamp-Verlag erschienen war. Parallel leitete er über viele Jahre den Autorenzirkel „Wladimir Majakowski“, den er von Werner Steinberg übernommen hatte.
Als der parteilose Dichter schließlich Dezernent geworden war, mussten in Dessau viele personelle und strukturelle Veränderungen getroffen werden, die am Ende auch ihn selbst betrafen: Mit der Reduzierung der Stellenzahl an der Stadtspitze entfiel das eigenständige Dezernat für Kultur, Jendryschik zog sich wenig später wieder in die Literatur – und nach Leipzig zurück.
Dort ist er am 18. Juni 2025 im Alter von 82 Jahren gestorben. Im Mitteldeutschen Verlag, zu dem er wenige Jahre vor seinem Tod zurückgefunden hatte, erscheint demnächst sein Erinnerungsband „Deckweiß für alle!“, der ihn noch einmal in seiner typischen Manier vor Augen stellt: Knapp und aphoristisch in der Ansprache, mit lakonischem Humor und einem feinen Gespür für das Erzählens- und Bewahrenswerte.