Foto: Stadtverwaltung Eilenburg – Der Oberbürgermeister Ralf Scheler (rechts) gedachte mit Heiko Leihe (links), Fachbereichsleiter des Oberbürgermeisterbereiches, den Opfern.
Foto: Andreas Flegel (links) hielt die Rede und Philippe Polyák (rechts) umrahmte die Veranstaltung musikalisch.
Zu Ehren der rund 200 Todesopfer des Beschusses Eilenburgs am Ende des II. Weltkrieges im April 1945 und insgesamt aller Opfer des Zweiten Weltkriegs fand eine Kranzniederlegung an der Kriegsgräberstätte des Stadtfriedhofes statt. Daran nahmen zahlreiche Einwohner, Stadträte und weitere Interessierte teil.
Der Museumsleiter, Andreas Flegel, hielt die Gedenkrede und erinnerte an die damaligen Ereignisse mit nachfolgenden Worten:
„[…]Die Menschen in den einzelnen Eilenburger Stadtteilen hatten in dieser einen Woche im April, als Eilenburg zum Kriegsschauplatz wurde, ganz unterschiedlich individuelle Wahrnehmungen vom Kriegsgeschehen. Jeder nahm nur das wahr, was sich in seinem unmittelbaren Umfeld abspielte, es war ein Kampf ums eigene Überleben. Für die Eilenburger endeten die Kämpfe um diese Stadt in einer einzigen Katastrophe und wurden zu dem einschneidendsten Ereignis der Stadtgeschichte überhaupt. wert[…]
[…]Die Chronik der Bergschule schildert die Ereignisse am 21.und 22. April 1945 wie folgt: „Am Sonnabend den 21.04. ca. 15:30 Uhr verstärkte der Feind sein Feuer, die Einschläge im Stadtgebiet waren dichter. Die Tragödie begann. In der ersten Feuerwelle, die von ca. 15:30 – 18.00 Uhr dauerte, zählte ich 310 schwere Artillerieeinschläge, die nach der Detonation zu urteilen, im inneren Stadtbezirk lagen. Nach ca. eineinhalb stündiger Feuerpause erfolgte die 2. Feuerwelle mit 288 Einschlägen, die ca. bis 22 Uhr andauerte. Nachtsüber feuerte nur ein Geschütz bis gegen 6 Uhr morgens. …
Am Sonntag, den 22.04.45 verdichteten sich wiederum die Einschläge. Der Feuerwelle, die von ca. 8 – 10 Uhr dauerte, ging eine Einnebelung voraus. Ein lichter, sonnenstrahlender Frühlingsmorgen stieg herauf. Plötzlich stärkeres Feuer und starker Nebel, so dass man nicht 30 – 40 m sehen konnte. Über Mittag herrschte dann einigermaßen Ruhe. Erst gegen halb zwei - 4 Uhr erfolgte die 2. Feuerwelle mit vorangegangener Vernebelung. Zahlreicher stiegen in der Stadt Brände auf. Gegen 7 Uhr erfolgte die 3. Feuerwelle, die zu einem 3-stündigen Beschuss anwuchs, um einer 4. Feuerwelle von 7 Stunden Dauer Vorrang zu geben. Der 10-stündige Beschuss in der Nacht vom Sonntag (22.April) zu Montag (23. April) überbot alle Vorstellungen. Alle Kaliber bis 24 cm, Brand- und Phosphorgranaten regneten auf die innere Stadt. Leipziger-, Torgauer-, Rinckart-, Wilhemstraße mit angrenzenden Nebenstraßen waren ein Flammenmeer. Die innere Stadt, Alt-Eilenburg, sank in Schutt und Asche. Furchtbar![…]
[…]Die Tragödie, weswegen wir uns heute hier versammelt haben, liegt knapp 80 Jahre zurück, 80 Jahre sind heute ein normales erfülltes Menschenleben. Die Zahl der Zeitzeugen des damaligen Geschehens wird immer geringer und damit verblasst auch die Erinnerung. Die Erinnerung an die Geschehnisse und besonders die Opfer wachzuhalten, ist heute Verpflichtung für diejenigen, die dies nicht erleben und erleiden mussten.
Mit der Veröffentlichung der Publikation über das Kriegsende in Eilenburg im Jahre 2004 erhielten erstmalig die mehr als 200 Opfer der Kämpfe um Eilenburg in der öffentlichen Wahrnehmung in unserer Stadt einen Namen. Es waren für die Teilnehmer an der Gedenk-Veranstaltung im April 2005 sehr bewegende Minuten als die Namen von rund 200 Opfern in der Stadtkirche St. Nikolai von Eilenburger Gymnasiasten verlesen wurden. Aus einer einfachen Zahl wurden durch das minutenlange Verlesen der Namen der Opfer für die Zuhörer zumindest namentlich nachvollziehbare individuelle Einzelschicksale. Man bekam eine kleine Vorstellung davon, was sich hinter einer solch nüchternen Zahl 200 Opfer für menschliche Tragödien verbergen. Die für die Publikation „Eilenburg April 1945“ recherchierte Namensliste wurde Grundlage für die inhaltliche Gestaltung dieses 2005 eingeweihten würdevollen Ehrenmals für die Opfer, die hier in Massengräbern bestattet liegen, des Bildhauers Torsten Freche. Es ist heute an uns dafür Sorge zu tragen, dass nicht jeder der rund 200 Opfer für sich allein starb und das sich so etwas wie im April 1945 in Eilenburg nicht wiederholen darf. Wie schnell das Pflänzchen Frieden verdorrt, wenn man es nicht hegt und pflegt, haben wir vor gut einem Jahr nicht weit von uns entfernt wieder erleben müssen.“
Allen Opfern wurde im Anschluss in einer Schweigeminute Achtung und Ehre erwiesen. Philippe Polyák hat die Kranzniederlegung musikalisch umrahmt.