Titel Logo
Muldespiegel und Amtsblatt der Großen Kreisstadt Eilenburg und der Gemeinden
Ausgabe 8/2025
Die Stadtverwaltung informiert
Zurück zur vorigen Seite
Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe

Ein besonderes Modell

Bild 1 – Das Original des Heißluftmotors.

Bild 2 – Das Modell des Heißluftmotors.

Foto: Amateurfilmgemeinschaft Eilenburg e.V.: (v.l.) Geschäftsführer EBAWE Anlagentechnik Marcus Scheler, Gerhard Lenke, OBM Ralf Scheler und der ehemalige Museumsleiter Andreas Flegel (r.).

In Eilenburg haben immer wieder geniale Tüftler und Erfinder gelebt und gewirkt. Einer von ihnen war Alexander Monski (1840 – 1912). Er begann vor rund 150 Jahren, die 1816 von dem Schotten Robert Stirling (1790 – 1878) erfundene Heißluft-Wärmekraftmaschine weiter zu entwickeln und als erster auf dem europäischen Festland in Eilenburg zu produzieren. Der Heißluftmotor bot eine Alternative zu der unter Hochdruck arbeitenden und damit explosionsgefährdeten Dampfmaschine. Schnell eroberte sich diese Antriebstechnologie Nischen, die mit den ebenfalls gerade entstehenden Verbrennungs- und Elektromotoren nicht oder noch nicht effizient abgedeckt werden konnten. Die gefahrlosen Heißluftmotoren kamen in privaten Hauhalten u.a. zum Betreiben von Ventilatoren, in landwirtschaftlichen Betrieben oder Gärtnereien zum Einsatz. Gekoppelt mit Pumpen waren sie unverzichtbar zur Wasserversorgung der um diese Zeit entstehenden ersten Hochhäuser oder aber auch der schnell zunehmenden Zahl an Dampflokomotiven auf dem weltweit rasant wachsenden Schienennetz.

Vor wenigen Jahren konnte das Stadtmuseum einen dieser bei Monski gefertigten, von seinem verstorbenen Vorbesitzer liebevoll restaurierten und funktionstüchtigen Heißluftmotor mit finanzieller Unterstützung des Freistaates Sachsen und des Eilenburger Geschichts- und Museumsverein e.V. erwerben. Aktuell steht er noch als Leihgabe im Dampfmaschinenmuseum in Werdau (siehe Foto Nr. 1). Genau diesen Motor nahm noch im letzten Jahrtausend der Kempener Modellbauer Werner Wiggers als Vorbild für ein Funktionsmodell eines Heißluftmotors. Dieses Prunkstück des Modellbaus fand weltweit zahlreiche Liebhaber. 2014 musste der versierte Modellbauer vom Niederrhein aus Alters und Krankheitsgründen für immer sein anspruchsvolles Handwerk an den Nagel hängen. Der damalige Museumsleiter Andreas Flegel und Wiggers waren seit vielen Jahren im Kontakt. Im Ergebnis des langjährigen Austausches schenkte der Modellbauer vor einigen Jahren, den letzten noch bei ihm vorhandenen Modell-Bausatz (siehe Foto 2) dieses Monski-Heißluftmotors dem Eilenburger Stadtmuseum. Doch alle Versuche, geeignete Enthusiasten zum Bau dieses kniffligen Modells zu überreden, scheiterten an der Komplexität des Projektes. Auf Anfrage sagte nach reiflicher Überlegung schließlich der aus einer Modellbauerfamilie stammende Gerhard Lenke zu, dieses Modell für das Eilenburger Museum zu fertigen. Langwierige Vorbereitungen waren hierfür nötig. Zeichnungen mussten präzisiert werden und Spezialwerkzeuge beschafft werden. Lenke trat mit Wiggers in Kontakt, um weitere Details und Konstruktionszeichnungen zu erhalten. Doch für manche Arbeiten waren selbst die bei dem erfahrenen Modellbauer Lenke vorhandenen Ausrüstungen nicht ausreichend. Die EBAWE, ein direktes Nachfolgeunternehmen von Monski wurde angefragt und deren Geschäftsführer, Marcus Scheler, unterstützte bereitwillig mit seinen technischen Möglichkeiten das aufwändige Projekt. Es war für alle Beteiligten eine besondere Herausforderung.

Von der ersten Kontaktaufnahme zu Lenke bis zur Fertigstellung vergingen rund zwei Jahre.

Am 16. Januar 2025 konnte der Modellbauer Gerhard Lenke sein „Meisterstück“ in Anwesenheit des OBM Ralf Scheler und dem Geschäftsführer der EBAWE Anlagentechnik GmbH, Marcus Scheler, sowie dem ehemaligen Chef des Eilenburger Stadtmuseums Andraes Flegel übergeben. Stolz und sichtlich gerührt, führte Lenke das voll funktionsfähige rund 40 cm hohe Modell den Anwesenden einschließlich seinen filmenden Mitstreitern der Amateurfilmgemeinschaft Eilenburg e.V. vor. Voller Tatendrang informierte Gerhard Lenke über seine nächsten Modellbauvorhaben an seiner weithin bekannten Gartenbahn-Anlage.

Doch dazu wird es nicht mehr kommen. Nur vier Tage nach dieser feierlichen Präsentation verstarb Gerhard Lenke im Alter von 84 Jahren.

Wir behalten ihn in dankbarer Erinnerung!