Fledermäuse finden in den kleinsten Ritzen Platz.
„Hach ja, früh am Morgen. Hallo liebe Welt! Nichts macht einen morgens wacher als ein schönes Liedchen zu trellern!“
Und die schwarze Elster singt: „Schack schack schacka schacka schack scha-“
„Ist es denn die Möglichkeit! Hör doch mal auf hier so rumzukrächzen, manch‘ einer will hier vielleicht Schlafen!“
„Krächzen?!“, dachte die schwarze Elster erst empört, wurde aber von ihrer Neugier übermannt und fragte: „Wie schlafen? Jetzt etwa? Um die Zeit wachen doch erst alle auf?“
„Ja das mag zwar für dich Vogel stimmen, aber wir sind Fledermäuse. Wir schlafen tagsüber. Und jetzt haben wir’s besonders eilig einzuschlafen.“
„Häh, eilig einschlafen?“
„Richtig gehört! Es ist schon fast November, spätestens dann müssen wir entgültig eingeschlafen sein. Da können wir solche Unruhe zur Schlafenszeit gar nicht gebrauchen.“
Ach du grüne Neune war das ein angespanntes Gespräch. Das war das erste Mal, dass ich mit einer Fledermaus gesprochen habe. Die sind nämlich sonst immer nur nachts unterwegs, dann wenn wir schon schlafen. Fledermäuse ernähren sich ausschließlich von Insekten und mögen Licht mal so gar nicht.
Da sind zwei Welten aufeinander gestoßen, ha ha. Hab den Dracu, so heißt er, zu einer echt unglücklichen Zeit was von mir vorgesungen. Er und seine Fledermaus-Freunde wollten sich nämlich gerade für den Winter zusammenkuscheln und haben sich einen Keller hier als ihr Winterquartier auserkoren. Jetz schlafen sie alle tief und fest. Naja muss ich eben leiser singen, auf Freunde gibt man ja gerne Rücksicht, nicht war?
Ein Winterquartier ist übrigens ein Ort wo die Fledermäuse sich über den Winter drin verstecken. Meistens ist es da kühl und feucht, aber im Winter trotzdem warm genug, um nicht zu erfrieren. Das können verlassene Keller sein, Höhlen, Bunker, Hohlbäume und so weiter und so fort. Wichtig ist, dass die Racker nicht gestört werden. Damit die Fledermäuse so lange ohne essen aushalten, fahren sie nämlich ihren Körper so sehr runter, dass ihr Herz viel weniger schlägt und ihre Körpertemperatur auf bis zu 3 °C sinkt. Boah is das kalt, da schüttelt’s mich gleich. Wenn die Fledermäuse gestört werden und dann aufwachen während es noch Winter ist, fangen sie ganz doll an zu zittern. Dabei verbrauchen sie plötzlich so viel Energie, dass ihr angefressener Fettpolzter vielleicht nicht mehr für den Winter reicht. Deswegen darf man auch nicht in solche Winterquartiere rein. Zumindest nicht, wenn die Fledermäuse ihren Winterschlaf halten. Das ist von Anfang November bis Ende März, so lang schlafen die Fledermäuse. Was wir da alles verpassen würden, oder?
Ach ja, eins noch, wenn du Türen zu Kellern oder ähnlichen siehst, die einen kleinen Schlitz haben, dann sind da wahrscheinlich Fledermäuse zuhause. Die passen in echt jede kleinste Ritze, das ist schon erstaunlich.