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Kreisanzeiger für den Landkreis Elbe-Elster
Ausgabe 11/2025
Aus der Kreisverwaltung
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Deichbereisung an der Schwarzen Elster

Der Geschäftsführer des Gewässerverbandes Kleine Elster-Pulsnitz, Marcel Ludewig (l.), setzt Ministerin Hanka Mittelstädt und Landrat Christian Jaschinski über den Stand der Arbeiten an der Schwarzen Elster in Kenntnis.

Ministerin Mittelstädt informiert sich über Hochwasserschutzmaßnahmen / Aktionsbündnis Schwarze Elster lud im Anschluss zum Austausch ins Natoureum Maasdorf

Brandenburgs Umweltministerin Hanka Mittelstädt informierte sich am Freitag (10. Oktober) gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern des Landkreises Elbe-Elster, des Landesamtes für Umwelt (LfU) sowie der Gewässerunterhaltungsverbände über den Zustand der Hochwasserschutzanlagen an der Schwarzen Elster. Die Deichbereisung führte von Plessa bis nach Bad Liebenwerda und stand ganz im Zeichen der aktuellen und zukünftigen Herausforderungen des Hochwasserschutzes in der Region.

Von Seiten des Landkreises nahmen Landrat Christian Jaschinski, Susann Kirst, Beigeordnete und Dezernentin für Ordnung und kreisliche Entwicklung, sowie Daniel Marczykowski, Sachgebietsleiter der unteren Wasser-, Abfallwirtschafts- und Bodenschutzbehörde, an der Bereisung teil.

In den Räumen der Amtsverwaltung Plessa begrüßte Amtsdirektor Göran Schrey die Teilnehmerinnen und Teilnehmer und wies mit eindringlichen Worten auf die dramatischen Folgen des Wasserschwundes für das Gebiet der Schwarzen Elster hin. Isabell Hiekel, Referatsleiterin im LfU, erläuterte anschließend anhand von Präsentationsfolien die Herausforderungen des Projekts. Die geplante Deichrückverlegung entlang der Schwarzen Elster zwischen Schwarzheide und Herzberg umfasst ein Gebiet von rund 140 Quadratkilometern und ist damit das größte Projekt seiner Art in Deutschland. Sie führt durch elf FFH-Gebiete (Fauna-Flora-Habitat-Schutzgebiete) und erfordert intensive Abstimmungen, unter anderem zu Entschädigungen mit Eigentümerinnen und Eigentümern von vorgesehenen Retentionsflächen.

An der ersten Station der Deichbereisung, an der Brücke in Plessa, wurde deutlich, wie sich die bergbauliche Vergangenheit der Region auf die Wasserqualität der Schwarzen Elster auswirkt. Seit über 15 Jahren ist der Fluss stark mit Eisenhydroxid belastet, was zu erheblichen Auflandungen führt. Seit Anfang 2025 werden diese Sedimente durch den Gewässerunterhaltungsverband „Kleine Elster – Pulsnitz“ beräumt – finanziert durch die LMBV.

Bedeutung der Deichrückverlegung

Entlang der Strecke besichtigten die Teilnehmenden verschiedene Wehre und Deichabschnitte, an denen über geplante und notwendige Maßnahmen zum Schutz der angrenzenden Städte und Gemeinden informiert wurde. Denn vielerorts gelten Flächen noch als Risikogebiete, solange keine abschließenden Hochwasserschutzkonzepte vorliegen – was kommunale Bauvorhaben derzeit erschwert.

Im Gespräch mit Ministerin Mittelstädt hob Landrat Christian Jaschinski die Bedeutung eines baldigen Starts der geplanten Deichrückverlegung und der damit verbundenen Verbesserung des Hochwasserschutzes hervor: „Die Menschen entlang der Schwarzen Elster erwarten zu Recht, dass beim Hochwasserschutz sichtbare Fortschritte erzielt werden. Es ist wichtig, dass die Deichrückverlegung nun zügig beginnt – sie ist ein zentraler Baustein, um die Region dauerhaft zu schützen und zugleich der Elster wieder mehr Raum zu geben.“

Dieses Anliegen griff auch Elsterwerdas Bürgermeisterin Anja Heinrich auf, die bei einem Stopp in Höhe der Brücke an der B 101 in Elsterwerda die Chance nutzte, um Ministerin Mittelstädt auf die dringenden Probleme ihrer Stadt hinzuweisen. Der nicht vorhandene Hochwasserschutz verhindere die Ansiedlung von Industrie und Handwerk und erlaube es bereits angesiedelten Unternehmen nicht, sich weiterzuentwickeln.

Als kurzfristig umsetzbare Lösung nannten die Fachleute sogenannte Retentionsflächen, die bei Hochwasser gezielt Wasser aufnehmen und zwischenspeichern können. Solche Flächen könnten innerhalb eines Jahres geplant und umgesetzt werden und so eine erste Entlastung für die Schwarze Elster schaffen. Ministerin Mittelstädt: „Derzeit befindet sich das Deichrückverlegungsprojekt Elsteraue Zobersdorf südlich von Bad Liebenwerda in der Planfeststellung. Mit dieser Maßnahme wird der Hochwasserschutz in der Region weiter verbessert, indem in dafür vorgesehenen Bereichen kontrollierte Ausuferungen des Flusses zugelassen werden.“

Zum Abschluss der Bereisung besuchten die Teilnehmenden die neuen Räume des Hochwasserlagezentrums des Landesamtes für Umwelt in der obersten Etage der Arbeitsagentur Bad Liebenwerda. Verbandsgemeindebürgermeisterin Claudia Sieber nutzte den Termin und ließ sich vor Ort auf den aktuellen Stand der Deichsanierungen bringen. Isabell Hiekel betonte in diesem Zusammenhang: „Operativer Hochwasserschutz ist eine Mammutaufgabe – sie gelingt nur im engen Schulterschluss zwischen Land, Landkreis und den Akteuren vor Ort.“

Austausch im Natoureum

Auf Initiative von Andreas Claus und Eckhard Lehmann vom Aktionsbündnis Schwarze Elster ging es für Ministerin Mittelstädt, die Vertreter des Landkreises und der Verbandsgemeinde im Anschluss an die Deichbereisung zum fachlichen Austausch ins Natoureum Maasdorf. Dort stellten die Initiatoren ihr Projekt „Revitalisierung der Schwarzen Elster und ihrer Auen in Brandenburg“ vor. Fachliche Ausführungen dazu kamen auch von Dr.-Ing. Rocco Buchta, Institutsleiter am NABU-Institut für Fluss- und Auenökologie (IFA). Er unterstrich die Bedeutung und zeitnahe Umsetzung des Projekts: „Die Wiedergewinnung von Retentionsräumen und Auenlandschaften ist entscheidend, um die Schwarze Elster widerstandsfähiger gegen Hochwasser und Trockenheit zu machen.“ (tiwa)