Titel Logo
Kreisanzeiger für den Landkreis Elbe-Elster
Ausgabe 3/2024
Aus der Kreisverwaltung
Zurück zur vorigen Seite
Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe

Die Schwarze Elster und der Storchenhorst

Das Storchennest nach der Säuberung.

Untere Naturschutzbehörde machte Frühjahrsputz in Herzberg rund ums Vogelnest in der Pfeiffergasse

Ich bin es wieder, Eure Schwarze Elster. Heute muss ich Euch von einem besonders aufregenden Morgen erzählen.

Es war der 1. März und ich war noch im Land der Träume, als plötzlich ein ohrenbetäubendes Dröhnen durch den Morgen schallte. Ich bin fast aus dem Nest gefallen, und noch mehr habe ich mich erschreckt, als ich bemerkte, dass alles um mich herum weiß war. Ich habe gedacht, dass ich über Nacht in ein Milchglas gefallen bin. Zum Glück war es nur sehr dichter Nebel, durch den ich die Flügel nicht sehen konnte. Nachdem ich diesen ersten Schrecken überwunden hatte, musste ich selbstverständlich losfliegen und nachschauen, woher dieser Tumult kam. Ich flog also los und ... bums ... Da tauchte doch mit einem Mal ein leuchtend roter Kran aus dem Nebel auf, und ich flog dagegen.

Nach diesem zweiten Schock in der Frühe musste ich mich erstmal auf einem Baum in der Nähe ausruhen und die Situation einschätzen. Könnt Ihr euch vorstellen, welch überaus sonderbarer Anblick sich mir da bot? Ich bin nämlich in der Pfeiffergasse in Herzberg gelandet, wo sich schon seit vielen Jahren ein Schornstein mit einem riesigen Storchenhorst befindet. Um diesen war ein Gewusel, das könnt Ihr mir aber glauben. Nach genauem Hinschauen habe ich auch erkannt, um wen es sich bei den ganzen Menschen handelt.

Als Erstes habe ich zwei meiner Freunde von der unteren Naturschutzbehörde erkannt. Die haben sich mit der Weißstorchbetreuerin des Altkreises Herzberg, Sabine Lehmann und Holger Teichert, dem Beringer für Weißstörche im Landkreis, unterhalten. Zwischenzeitlich schauten alle gespannt nach oben zum Kran, der fast mein Ende bedeutet hätte. Daran war ein Arbeitskorb befestigt, in dem zwei Arbeiter standen. Diese haben sich an dem alten Storchennest zu schaffen gemacht und Äste sowie im Nest liegende Erde entfernt.

Um den Grund dafür herauszufinden, bin ich etwas näher herangeflogen und habe Frau Lehmann zugehört, die gerade ein Interview gab. Es stellte sich heraus, dass sich alle versammelt hatten, um bei der Entlastung des Storchenhorstes zuzuschauen. Entlastung bedeutet nämlich, dass die ganzen alten Äste vom Horst entfernt werden. Das ist sehr wichtig, denn das Bauen eines Nestes gehört zum Brutverhalten der Störche dazu und jedes Jahr wird der Horst dadurch etwas größer. Der Horst in der Pfeiffergasse wurde schon ein paar Jahre nicht entlastet und deswegen war er schon über einen Meter groß, windschief und drohte, zu Boden zu stürzen. Das ist sowohl gefährlich für die Jungtiere, die aus dem Horst fallen können, als auch für Menschen, die von herunterfallenden Ästen getroffen werden können.

Obwohl es durch den Horst in der Pfeiffergasse noch keine Probleme gab, wurde es höchste Zeit, ihn zu entlasten, um genau solche Vorfälle zu vermeiden. Damit dies geschehen konnte, haben alle Beteiligten tatkräftig zusammengearbeitet. Die Storchenbeauftragten haben in Zusammenarbeit mit der Firma GH Kranservice & Montagetechnik, die für die Entlastung zuständig war, einen passenden Termin gefunden. Natürlich durfte dieser nicht zu spät sein, denn schon Mitte März kommen die ersten Störche aus dem Süden zurück. Außerdem wurde das Unterfangen vom Straßenverkehrsamt und der Stadt Herzberg unterstützt. Die Untere Naturschutzbehörde hatte auch immer ein Auge auf alles. Nach tatkräftiger Arbeit war die Entlastung des Storchenhorstes nach ein paar Stunden vollbracht, und es wurde wieder aufgeräumt. Ich muss schon sagen: Der Horst sieht jetzt viel frischer aus und macht nicht mehr den Eindruck, als würde er gleich umgeweht werden.

Als Nächstes werden sich Frau Lehmann und die anderen Storchenbetreuer um alle Horste im Landkreis kümmern und nachsehen, ob Störche dort nisten und wie viele Jungvögel sie aufziehen. Frau Lehmann hat gesagt, dass ihr dabei vor allem die Arbeit in der Natur und natürlich das Beobachten der Störche und ihrer Verhaltensweisen Freude bereitet. Außerdem hat sie prophezeit, dass das Jahr 2024 wieder ein gutes Jahr für die Störche im Landkreis Elbe-Elster wird. Dies nenne ich mal eine frohe Kunde.

Sina Plath
SB Biotop- und Artenschutz